Freitag, 26. April 2013

DAK-Report "Medikamente am Arbeitsplatz"


DAK-Report "Medikamente am
Arbeitsplatz"
In dem von der Deutschen
Angestelltenkrankenkasse (DAK)
herausgegebenen Gesundheitsreport
2009 wird das Thema "Doping am
Arbeitsplatz" umfassend behandelt. In
dem lesenswerten Bericht des IGES-
Instituts in Berlin [ 3 ] wird zunächst Bezug
genommen auf eine weltweite Online-
Umfrage des Wissenschaftsmagazins
"Nature", wobei jeder fünfte angab,
bereits ohne medizinische Gründe einmal
Medikamente genommen zu haben, um
Konzentration, Aufmerksamkeit und
Erinnerungsvermögen zu verbessern [3 ].
In der Diskussion werden verschiedene
Begriffe verwendet, z. B. Psycho- oder
Neuro-Enhancement, "Gehirndoping",
"doping the mind". In jedem Fall geht es
um Medikamente, die bei Gesunden
eingesetzt werden, um eine
Leistungssteigerung bei der Ausübung der
beruflichen Tätigkeit zu erreichen. Zu den
"Enhancement-Stoffen" zählen
Stimulanzien, Amphetamine, Modafinil,
Antidementiva (z. B. Donepezil) sowie
Antidepressiva, speziell selektive
Serotoninwiederaufnahmehemmer
(Fluoxetin). Es werden für den Einsatz bei
Gesunden Wirkstoffe zur Verbesserung
der kognitiven Fähigkeiten von solchen
zur Verbesserung des psychischen
Wohlbefindens unterschieden. Zu ersten
zählen z. B. Methylphenidat, Modafinil,
Piracetam, Memantine oder
Dihydroergotoxin, zu letzteren werden
Fluoxetin oder auch der β-Rezeptor-
Blocker Metoprolol gerechnet. Eine von
der DAK durchgeführte bundesweite
Befragung von ca. 3000 Erwerbstätigen
(20 bis 25 Jahre) zeigte dabei u.a., dass
etwa jeder fünfte bereits einmal die
Erfahrung gemacht hatte, dass ihm ohne
medizinisch zwingende Notwendigkeit
derartige Medikamente zur Verbesserung
der geistigen Leistungsfähigkeit oder
psychischen Befindlichkeit vom Arzt
empfohlen worden waren und ca. 17%
haben solche Medikamente auch schon
einmal eingenommen. 2,2% der
Erwerbstätigen "dopen" dabei laut
eigenen Angaben regelmäßig, wobei die
Autoren davon ausgingen, dass zwischen
1–1,9% der Erwerbstätigen potente
Wirkstoffe ohne medizinische
Notwendigkeit einnahmen. Weitere
Datenanalysen zeigten z. B., dass beim
Wirkstoff Methylphenidat bei 27,6% der
Versicherten mindestens eine Verordnung
ohne eine entsprechende Diagnose
vorlag. Bei Modafinil traf dies bei 24,9%
der Versicherten zu.
Mit diesen Zahlen liegt das Thema
"Doping am Arbeitsplatz" auf dem Tisch.
Über das Bedingungsgefüge, das zu
diesem Einnahmeverhalten führt (z. B.
psychosomatische Erkrankungen oder
psychosoziale Belastungen am
Arbeitsplatz bzw. Arbeitsbedingungen,
berufliche Schwierigkeiten, Anforderungen
oder Stress), soll an dieser Stelle nicht
weiter spekuliert werden. Diskutiert
werden aber am Ende des Reports die
konträren Standpunkte: "Sollte es erlaubt
sein, ohne medizinisch zwingende
Gründe, seine geistige Leistungsfähigkeit
durch die Anwendung bislang
verschreibungspflichtiger Medikamente
für eine verbesserte berufliche
Performance zu steigern?" oder "Sollte
die Gesellschaft etwas tun, damit die
Arzneimittelanwendung durch Gesunde
im Sinne von "Doping am Arbeitsplatz"
sich nicht weiter verbreitet?".

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