Freitag, 8. Februar 2013

Von einem Bewerbermangel für Ausbildungsplätze in Deutschland kann nicht die Rede sein. [via dgb.de]


Ausbildungsplätze: Paradigmenwechsel notwendig

Anlässlich der heute veröffentlichten Zahlen zur Lehrstellensituation sagte
Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, am Mittwoch in Berlin:

"Von einem Bewerbermangel für Ausbildungsplätze in Deutschland kann nicht die
Rede sein. Während der Ausbildungspakt offiziell von nur 7.700 unversorgten
Bewerbern spricht, zählt er zum 30. September 2012 mehr als 160.000 junge
Menschen als versorgt, die von der Bundesagentur für Arbeit als
"ausbildungsreif" eingestuft wurden, aber nur in Ersatzmaßnahmen - wie zum
Beispiel Einstiegsqualifizierungen oder Praktika  - gelandet sind.

So wird die tatsächliche Lage ohne Zweifel verschleiert. Auf diese Weise
lässt sich auch erklären, dass mehr als 2,2 Millionen Menschen im Alter von
20 bis 34 Jahren ohne Berufsabschluss bleiben. Die Bilanz suggeriert den
Jugendlichen, der Ausbildungsstellenmarkt sei entspannt. Wir brauchen eine
ehrliche Ausbildungsmarktstatistik, die den Jugendlichen und den politischen
Entscheidungsträgern keine geschönte Lage vermittelt. 

Notwendig ist ein Paradigmenwechsel: Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz
erhalten haben, dürfen in der Statistik nicht als 'versorgt' gezählt werden.
Junge Menschen, die in Warteschleifen 'geparkt' werden, müssen auch als
unversorgte Bewerber geführt werden. Nur so lässt sich ein realistisches Bild
vom Ausbildungsmarkt zeichnen. Denn nicht alle Jugendlichen, die sich auf der
Suche nach einem Ausbildungsplatz an die Bundesagentur für Arbeit wenden,
werden auch als 'Ausbildungsstellenbewerber' gezählt.

Zudem sortiert die BA frühzeitig junge Menschen als nicht ausbildungsreif
aus, und lässt sie damit aus der Statistik der Bewerber verschwinden. Es darf
nicht länger Teilnehmer und Teilnehmerinnen  erster und zweiter Klasse geben.
Jeder Wunsch nach Ausbildung ist gleich viel Wert. Bringen junge Menschen
Defizite mit, brauchen sie gute Beratung, Hilfe oder Förderung.

In der Vergangenheit hat es sich immer bewährt, auch schwächeren
Jugendlichen eine Chance zu geben. Gerade in einer Ausbildung entwickeln
schulmüde junge Menschen Talente, die die Schule nicht abfordert. Wer bis
kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres keinen Ausbildungsplatz gefunden
hat, darf nicht statistisch aussortiert werden. Sind Jugendliche weiterhin an
einer voll qualifizierenden Berufsausbildung interessiert, müssen sie von der
BA auch als Ausbildungsinteressierte erfasst werden."

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Verantwortlich: Sigrid Wolff
Postfach 11 03 72, 10833 Berlin
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Telefax 030-24060-324 

Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 021
06.02.2013
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