Montag, 17. September 2012

dieser Beitrag zeigt die ganze Idiotie der Rentendiskussion und der Teilprivatisierung der Rente auf.


Private Altersvorsorge: Verzichten für die Rente

[via Nachdenkseiten]

http://www.nachdenkseiten.de/?p=14452#h08
 


Die gesetzliche Rente reicht im Alter nicht, um den Lebensstandard zu halten. Sparen ist angesagt. Worauf müssen wir heute verzichten, damit wir morgen sorgenfrei leben können? FAZ.NET hat das an drei Beispielen durchgerechnet. [...]

Deutlich wird dies an drei Beispielrechnungen. Eine nicht verheiratete, 35 Jahre alte Friseurin verdient im Monat rund 1600 Euro. Wenn sie an die Inflation denkt, braucht sie bei Rentenbeginn 1650 Euro im Monat (siehe Tabelle). Von der gesetzlichen Rentenversicherung kann sie aber nur 1040 Euro erwarten – eine Lücke von 610 Euro. Nach Berechnungen von Michael Huber vom Vermögenszentrum in Frankfurt (siehe Tabelle) müsste die Friseurin monatlich 13 Prozent ihres Nettoeinkommens sparen, um den fehlenden Betrag auszugleichen. Heute liegt er bei 147 Euro im Monat.
Wenn das Gehalt steigt, muss der Sparbetrag mitsteigen.

Ist das machbar? Heute schon geben Leute mit ähnlichen Einkommen rund 280 Euro im Monat aus, um Vermögen zu bilden, meldet das Statistische Bundesamt. Doch ein großer Teil des Geldes kommt nur kurzfristig aufs Sparbuch, für ein Auto zum Beispiel oder für den Urlaub. Sicher ist: Wer in der Einkommensgruppe der Friseurin eine Rentenversicherung hat, gibt dafür im Durchschnitt 60 Euro im Monat aus.

Geht man davon aus, dass die Friseurin 100 Euro im Monat mehr sparen will, dann muss sie auf einiges verzichten. Wenn sie in einer Stadt wie Frankfurt statt mit dem ÖPNV öfter mit dem Fahrrad fährt, könnte sie 30 Euro sparen, verzichtet sie darauf, auswärts etwas essen oder trinken zu gehen, weitere 38 Euro. Verzichtet sie auf den Besuch beim Friseur (10 Euro) und gibt sie nur noch die Hälfte für neue Schuhe oder Hosen aus (20 Euro statt 43 Euro), käme sie ungefähr auf den fehlenden Betrag. Oder sie behält einen Teil ihres Ersparten zurück.
Quelle:
FAZ

Anmerkung des NDS-Lesers J.A.:

Man muss der FAZ dankbar sein, denn dieser Beitrag zeigt die ganze Idiotie der Rentendiskussion und der Teilprivatisierung der Rente auf.
Erst einmal sind alle Zahlen in Frage zu stellen: welche Friseurin bekommt überhaupt 1.600 Euro brutto im Monat (fast 10 Euro pro Stunde); liegen nicht die allermeisten (deutlich) darunter, wie auch die anderen 22% Niedriglöhner in unserem Land? Selbst wenn, sind das nur 1.125 Euro netto im Monat. Davon gehen auch bei einer Einzelperson (in Frankfurt!!) sicher 500 Euro Miete drauf und bei marginalisierter Lebensführung, z. B. auf Alg-II-Niveau, weitere 374 Euro. Urlaub, vielleicht Möbel und wenigstens gelegentliches Ausgehen kosten sicher 100 Euro zusätzlich; die restlichen 150 Euro soll die Friseurin dann auf Anraten der FAZ "sparen".

Und die 4% Verzinsung des Guthabens in der Ansparphase, versteckt im Kleingedruckten, muss die FAZ in einem Paralleluniversum gefunden haben, sicher nicht hier und heute in Deutschland. 2% dürften gerade noch realistisch sein.

Kurz: die Friseurin (in dem Phantasiebeispiel der FAZ) kann schon heute ein Leben auf Hartz-IV-Niveau führen und wird im Alter mit der gesetzlichen Rente plus privater Geldanlage aller Voraussicht nach weniger Geld haben als die Grundsicherung. Schöne Aussichten und ein tolles Beispiel dafür, dass "Mehr Netto vom Brutto" in Wahrheit "weniger Netto und keine Rente" heißt, weil nur der Arbeitgeber von der Senkung der Sozialabgaben profitiert und der Arbeitnehmer draufzahlt.

Posted via email from Dresden und Umgebung

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen