Dienstag, 24. April 2012

#Abgabenlast der #Arbeitnehmer: #nicht #gestiegen, #sondern #real #gesunken! Die #aktuelle #Zahlenlüge, #aufgedeckt ...


Abgabenlast der Arbeitnehmer: nicht gestiegen, sondern real gesunken!

[via Nachdenkseiten]
 
http://www.nachdenkseiten.de/?p=12970
 

Viele Medien haben letzte Woche über die Lage der Sozialversicherung 2011 berichtet und dabei behauptet, die Abgabenlast der Arbeitnehmer sei gewachsen: "Arbeitnehmer leiden unter Abgabenlast", "Steigende Abgabenlast" usw.

Diese Schlagzeilen beruhten nach unserer Einschätzung auf drei gravierenden Fehlern.

Die aktuelle Zahlenlüge, aufgedeckt von Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff.

Eine extrem verfälschende Sicht entstand durch Grafiken,
beispielsweise diese:

(Schutz der Zeitung anonymisiert)

Fehler 1: Nominale statt reale Geldgrößen

Es wurden nur die nominalen Beträge gezeigt. Das sind die Beträge im Geldwert des jeweiligen Jahres. Sie berücksichtigen weder die Preissteigerungen noch die Steigerungen des allgemeinen Wohlstandes. Im Vergleich mit dem Vorjahr ist dieser Fehler gering, aber auf längere Sicht (wie in der Grafik gezeigt) sieht das anders aus. Nominale Beträge (z. B. der Bierpreis, durchschnittliche Ausgaben für Urlaub, Löhne und Gehälter) steigen mit den Jahren fast immer stark an.
Wenn wir die realen Beträge betrachten, also die Preissteigerung von 25,4 % seit 1996 berücksichtigen, ergibt sich ein ganz anderes Bild:

nominal real (preisbereinigt)
Sozialabgaben + 37,6 % + 12,2 %
Lohnsteuer + 6,8 % -18,6 %
Beides zusammen + 21,2 % -4,1 %

(Verbraucherpreisindex, Jahresdurchschnittswerte)

Real sind zwar die Sozialabgaben gestiegen, aber die Lohnsteuer und die Gesamtsumme der Abgaben sind gesunken!

(vergl. dazu auch "

Lügen mit Zahlen", S. 81-82, 88-89, 204-205) http://www.luegen-mit-zahlen.de/

Fehler 2: Die abgeschnittene y-Achse

Weil die Grafik erst bei 3500 € beginnt, wirkt der Anstieg deutlich steiler, als er wirklich ist. Die Lohnsteuer ist auch nominal nur um ein gutes Drittel gestiegen und nicht, wie die Grafik oben optisch suggeriert, um das Vierfache. Diese Verzerrung ist leider übliche Praxis, manipuliert den Blick aber trotzdem massiv! (s. "Lügen mit Zahlen", S. 32 ff)

Fehler 3: Der wichtigere Faktor, die Bruttolohnentwicklung, wird ausgeblendet

Viele Arbeitnehmer haben gemerkt, dass ihre Reallöhne in den Jahren seit 1996 nicht mit der Wirtschaftsentwicklung mitgehalten haben. Von den gut 22 % realer Wohlstandssteigerung haben die meisten Arbeitnehmer nichts gesehen, sondern nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes im Durchschnitt sogar mehr als 5 % Reallohnverlust in Kauf nehmen müssen. In dieser Situation präsentieren ihnen die Medien die Lohnsteuer und die Sozialabgaben, also den Staat, als vermeintliche Ursache. Eine viel größere Ursache wird dadurch ausgeblendet: die seit vielen Jahren stagnierenden oder real sogar sinkenden Bruttolöhne und -gehälter – über die die Unternehmer im Prinzip entscheiden. (s. Lügen mit Zahlen, S. 15 ff, 22f, 175f)

Quintessenz und eine politologische Vermutung:

Mit drei bekannten Statistik-Tricks konstruieren viele Medien aus dem Hauptproblem, dass die Arbeitnehmer dank niedriger Löhne an der Wirtschaftsentwicklung nicht teilhaben, das angebliche Problem der wachsenden Abgabenlast und stellen es grafisch übertrieben dar.
Das Gerede von der massiven Last durch Steuern und Sozialabgaben soll neben der Ablenkung von den real fehlenden Lohnerhöhungen wahrscheinlich auch den Druck auf die Parlamente erhöhen, die Abgaben zu senken. In der Folge würden Sozialleistungen und andere staatliche Leistungen gekürzt oder gestrichen, was privaten Anbietern neue Absatzfelder eröffnen würde. Die Privatisierungswelle der letzten beiden Jahrzehnte könnte so immer noch weitergehen.
(vergl. dazu "Lügen mit Zahlen", S. 21 ff)

Hören Sie dazu auch das Interview:

Die Mär von der steigenden Abgabenlast für Arbeitnehmer
In letzter Zeit wurde wieder viel über steigende Abgaben berichtet: vor allem für Arbeitnehmer sei die Abgabenlast erneut gestiegen. Ein Fall von "Lügen mit Zahlen", sagt Statitistik-Professor Gerd Bosbach.
Quelle:

dedektor.fm

http://detektor.fm/wirtschaft/statistiker-korrigiert-prognose-nicht-alles-wird-immer-teurer/

Ergänzend zum Thema:

Irreführende Gegenüberstellung der Nettolöhne und Abzüge in Welt-dpa-Grafik
  • Irreführende Darstellung der Entwicklung der Nettolöhne und Abzüge in Welt-dpa-Grafik: Absicht oder Irrtum?
  • Entwicklung der durchschnittlichen Nettorealverdienste und der Abzüge (mit einer Excel-Tabelle)  http://www.nachdenkseiten.de/?p=12901#h05

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