Donnerstag, 27. Oktober 2011

--->>> #Wie #Cannabinoide #und #Valium #im #Gehirn #zusammenspielen [via idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Bern, lic. phil. Nathalie Matter, 27.10.2011 17:37

Wie Cannabinoide und Valium im Gehirn zusammenspielen

Berner Forschende haben entdeckt, dass körpereigene Cannabinoide mit
Medikamenten wie Valium im Hirn interagieren. Dieser neu entdeckte
Mechanismus könnte eine Grundlage sein für die Therapie von neurologischen
Störungen wie Angstzuständen, Schlaflosigkeit oder Hyperaktivität.

Im menschlichen Gehirn lösen körpereigene Substanzen komplexe
neurochemische Prozesse aus, die unsere Wahrnehmung und unser Verhalten
beeinflussen. Zu diesen Stoffen gehören die Endocannabinoide, das
sogenannte «körpereigene Haschisch». Sie aktivieren spezifische
Cannabinoid-Rezeptoren und können unter anderem schmerzstillend wirken.

Sie besetzen aber auch «fremdes Territorium», indem sie andere als die
«eigenen» Rezeptoren aktivieren. Dies haben Prof. Erwin Sigel und Prof.
Jürg Gertsch vom Institut für Biochemie und Molekularer Medizin der
Universität Bern in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus
Deutschland und England herausgefunden. Sie untersuchten das
Hauptendocannabinoid 2-AG und entdeckten, dass dieses Rezeptoren
beeinflusst, die unsere mentale und physische Aktivität verringern. Mit
anderen Worten: Das Cannabinoid unterstüzt bremsendes Verhalten - wirkt
also sedierend. Dies könnte ein entscheidender Mechanismus bei der
Behandlung von Schlafstörungen und Angstzuständen sein. Die Studie wurde
nun in den «Proceedings of the National Academy of Sciences» publiziert.

Neue Bindungsstelle identifiziert

Auf Nervenzellen, die unsere Aktivität verringern und unter anderem
unseren Schlaf steuern, befinden sich sogenannte GABA-A-Rezeptoren. Sie
werden benötigt, damit beispielsweise das Schlafmittel Valium seine
Wirkung entfalten kann. Sowohl die GABA-A- als auch Cannabinoid-Rezeptoren
sind weitverbreitet im Gehirn und beeinflussen das Schmerzempfinden, den
Schlaf und das Bewegungsverhalten. Wie dies genau geschieht, war aber
bisher unklar. Bekannt war nur, dass die körpereigenen Cannabinoide im
Hirn die GABA-A-Rezeptoren indirekt «ausschalten» können, indem sie deren
Botenstoff blockieren: Dadurch wirken sie auf indirekte Weise
stimulierend, zum Beispiel schlafstörend. Nun haben Erwin Sigel und Jürg
Gertsch erstmals zeigen können, dass Cannabinoide auch direkt auf den
GABA-A-Rezeptoren «andocken» können - und dass sie dort aber nicht
stimulierend, sondern beruhigend wirken.

Mittels molekularbiologischer Methoden haben die Forschenden eine neue
funktionelle Bindungsstelle für das Hauptendocannabinoid 2-AG auf dem
GABA-A-Rezeptor identifiziert. Wird diese Bindungsstelle durch 2-AG
besetzt, reagiert der GABA-A-Rezeptor stärker. Eine Verstärkung der
GABA-A-Rezeptorfunktion wirkt beruhigend, angstlösend und
muskelrelaxierend. Auf dem Rezeptor konnten ferner Synergie-Effekte
zwischen dem 2-AG und Valium sowie anderen Substanzen gemessen werden.
Endocannabinoide unterstützen also auch Valium, das ebenfalls auf den
GABA-A-Rezeptoren «andockt».

2-AG wird ausserdem im Hirn für den Stoffwechselvorgang der Arachidonsäure
benötigt und steht so in einem Zusammenhang mit entzündlichen Krankheiten.
Gemäss Gertsch sind die Wirkungen von 2-AG im Hirn noch weitgehend
unerforscht. Der neu entdeckte Mechanismus auf den GABA-A-Rezeptoren
bildet nun die Grundlage für weitere Studien: «Wir wollen Wirkstoffe für
diese Bindungsstelle entwickeln und prüfen, ob diese bei neurologischen
Erkrankungen wie Angstzuständen, Formen der Schlaflosigkeit oder
Hyperaktivität einen therapeutischen Effekt auslösen können», sagt
Gertsch.

Quellenangabe:
Erwin Sigel, Roland Baur, Ildiko Rácz, Janine Marazzi, Trevor G. Smart,
Andreas Zimmer, and Jürg Gertsch: The major central endocannabinoid
directly acts at GABAA receptors, PNAS Early Edition, 24. Oktober 2011,
doi/10.1073/pnas.1113444108

Arten der Pressemitteilung:
Forschungs- / Wissenstransfer

Sachgebiete:
Chemie
Medizin

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2011/endocannabinoide/

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news448259

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution57




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