Dienstag, 27. September 2011

Das #staatlich #geförderte #Dopingsystem #der #BRD hat es in den Spiegel geschafft [via Junge Welt]


Mit allen Mitteln aus Bonn

Das staatlich geförderte Dopingsystem der BRD hat es in den Spiegel geschafft

Von Klaus Huhn
 
[via Junge Welt]

 

Der Abend des 12. Januar 1998 war winterlich kalt. Am Potsdamer Institut für Sportwissenschaft referierten die westdeutschen Wissenschaftler Gerhard Treutlein und Andreas Singler zum Thema »Doping nur im Osten? Historische und soziologische Aspekte zu Manipulationen im Spitzensport der Bundesrepublik vor 1990«. Im Begleittext hieß es: »Nicht nur die staatlich gelenkten Manipulationen im Spitzensport der DDR werden gegenwärtig mit wissenschaftlichen Mitteln untersucht. Die Sportwissenschaft setzt sich genauso auch mit den Verhältnissen im Westen Deutschlands vor 1990 auseinander.«

Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung blieb es »im eineinhalbstündigen Referat von Treutlein/Singler bei ollen Kamellen und Gerüchten. Da war es der Sache wenig nützlich, wenn Treutlein immer wieder bedauerte, daß ihnen keine finanziellen Mittel wie den Kollegen in Potsdam zur Verfügung stünden oder gar ein von der Bundesregierung legitimierter Forschungsauftrag vorliege.«

Mit einem Hinweis auf den jW-Slogan »Sie lügen wie gedruckt...« läßt sich nun mitteilen, daß der Spiegel vom sonnigen 26. September 2011 meldete: »Neuen Erkenntnissen von Historikern zufolge setzte auch der Westen auf Anabolika und Testosteron. Bei den Olympischen Spielen 1972 kam die Parole ›Medaillen gewinnen mit allen Mitteln‹ nach Spiegel-Informationen direkt aus der Bonner Regierung. Auch in Westdeutschland existierte vor der Wende offenbar ein staatlich gefördertes Dopingsystem. Zu diesem Ergebnis kommen Historiker der Berliner Humboldt-Universität und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, die gründlich wie niemals zuvor die Dopinggeschichte der alten Bundesrepublik erforschten.

Sie sichteten zeitgeschichtliche Dokumente in Archiven wie denen des Olympischen Sportbundes und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp), in Nachlässen wie denen der Sportfunktionäre Willi Daume und August Kirsch und befragten mehr als 50 Zeitzeugen.

Aus dem Bonner Innenministerium seien eindeutige Signale gekommen, alle Mittel zu nutzen, um bei den Olympischen Sommerspielen in München 1972 Medaillen zu gewinnen. Nach Erkenntnissen der Historiker sollen vor allem die Abteilung Sport- und Leistungsmedizin am Klinikum der Universität Freiburg sowie das Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln profitiert haben.

Die Historiker fanden sogar Belege dafür, daß der Freiburger Institutsleiter Joseph Keul Fördergelder des BISp auf ein Privatkonto überweisen ließ, statt wie üblich an die Universitätskasse« (zitiert nach Onlineausgabe).

Bei allem Eifer unterschlägt der Spiegel mindestens drei Informationen:

1. Das Dopingsystem war auch in der BRD »flächendeckend«; der Begriff beschreibt also eine gesamtdeutsche Praxis.

2. Eine Quelle der »neuen« Erkenntnisse ist das vom Verein »Sport und Gesellschaft« bereits 1999 herausgegebene Buch »Doping in der BRD«.

3. Es fehlt die Adresse des Vereins, der bislang nur die Interessen der DDR-Doping-Opfer vertritt; schließlich sollten die durch BRD-Doping geschädigten Athleten erfahren, wohin sie sich mit ihren Entschädigungs- und Rentenforderungen zu wenden haben.




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