Montag, 16. Mai 2011

#Schummelt #das #Statistische #Bundesamt #beim #Wirtschaftswachstum? [via jjahnke.net]


global news 2378 14-05-11:

Schummelt das Statistische Bundesamt beim Wirtschaftswachstum?

[jjahnke.net]

http://www.jjahnke.net/rundbr83.html#2378

 

Es ist eine schlimme Frage. Doch drängt sie sich auf. Wie korrekt ist eigentlich die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP)?

Das wird errechnet aus privatem Verbrauch plus staatlichem Verbrauch plus Bruttoinvestitionen plus Differenz von Ausfuhren minus Einfuhren (Außenbeitrag), und das Ganze dann noch um Kalender- und Saisoneinflüsse sowie die Preisentwicklung bereinigt (Abb. 17179).

Am Ende stand zum 1. Quartal 2011 die stolze und vielbejubelte Zahl von 1,5 % Zuwachs gegenüber dem Vorquartal, was einer ziemlich unglaublichen Jahresrate von 6 % entspräche.

Und nun beginnt das Rätselraten, wo eigentlich das Wachstum herkommen soll. Dazu verrät uns das Statistische Bundesamt bisher nur ziemlich hieroglyph:

"Positive Impulse kamen im Vorquartalsvergleich vor allem von der Binnenwirtschaft: Sowohl die Investitionen in Ausrüstungen und in Bauten als auch die Konsumausgaben konnten zum Teil deutlich zulegen. Die Expansion von Exporten und Importen setzte sich ebenfalls fort; der Außenbeitrag hatte aber einen geringeren Anteil am kräftigen BIP-Wachstum als die inländische Verwendung."

Das Statistische Bundesamt verweist also neben den Investitionen auf die Konsumausgaben als Träger des Wachstumschubes. Das klingt logisch, denn der weitaus größte Einzelblock des BIP mit einem Anteil von 56,2 % ist die Nachfrage der privaten Haushalte. Haben die deutschen privaten Haushalte endlich mal mehr Geld ausgegeben, sehr viel mehr sogar?

Von der Nachfrage der privaten Haushalte geht knapp ein Drittel oder 16,2 % des BIP über den deutschen Einzelhandel, der Rest über Dienstleistungen in den Bereichen von Handwerk, Energie, Verkehr, Banken, Versicherungen, Gesundheitssystem und ähnliche Posten.

Doch beim Einzelhandel ohne Kraftfahrzeuge kam es im 1. Quartal nur zu einer minimalen Steigerung von gerade einmal 0,2 % gegenüber dem Vorquartal. Das wäre ein Wachstumsbeitrag von kümmerlichen 0,04 Prozentpunkten zu den stolzen 1,5 %.

Der Kfz-Handel verzeichnete sogar ein Minus von 3,1 % (ohne Kfz über 3,5 t, die zu den Investitionen gehören). Der Einzelhandel hat also insgesamt das Wachstum eher gebremst.

Die anderen Posten der privaten Nachfrage bis auf das Handwerk (nur 9 % des BIP) sind meist relativ unabhängig von der Konjunktur, jedenfalls, wenn Preisentwicklungen ausgeschlossen werden.

Der Staatskonsum dürfte nach Auslaufen von Konjunkturprogrammen und wegen neuer Sparmaßnahmen im sozialen Bereich eher zurückgegangen sein.

Andererseits ist der Außenbeitrag zwar um 4,4 % gestiegen, doch kann diese Steigerung angesichts des geringen Anteils des Außenbeitrags am BIP von 5,2 % nur mit einem Wachstumsbeitrag von 0,2 % Prozentpunkten der insgesamt 1,5 % an Quartalszuwachs ins Gewicht fallen.

Waren es dann wirklich die Bruttoinvestitionen, einschließlich des Beitrags der Bauwirtschaft, die mit ihrem begrenzten Anteil von 17,5 % am BIP dieses starke Wachstum begründet haben? Fragen bleiben.

Man muß sich die Detailergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, die das Statistische Bundesamt am 24. Mai bekannt geben will, jedenfalls sehr genau ansehen.

Doch das Meiste wird undurchsichtig bleiben, da sich das Statistische Bundesamt nur sehr begrenzt in die Karten blicken läßt. So wissen wir z. B. nicht, ob die sehr großen Bankenrettungsprogramme oder die Mittel für die Rettung des Euro auf einmal als Wachstumsschübe im BIP landen, weil sie als Konsumausgaben des Staates behandelt werden. Ist es wachstumtreibender Staatskonsum, wenn verloren gegangenes privates Kapital der Banken durch Staatsausgaben ersetzt werden muß? Man möchte sich das nicht vorstellen müssen.

Ist es andererseits wirklich Wachstum, wenn auf Kredit exportiert wird und solcher Kredit in den Eurokrisenländern anbrennt? Auch könnte uns das Statistische Bundesamt mal verraten, wieviel des Wachstums auf der Basis von zusätzlichem Kredit wegen des extrem negativen Zinsniveaus der EZB stattfindet, also den Wohlstand in keiner Weise anhebt.

Sehr viele Fragen werden bleiben und damit auch der Verdacht, daß hier sehr leicht amtlich zu mogeln ist.



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