Freitag, 25. März 2011

Blog: #Merkels #Atom-Moratorium - #Volksverdummung [via Panorama]


Blog: Merkels Atom-Moratorium - Volksverdummung
(via Panorama)
http://panorama.blog.ndr.de/2011/03/15/merkels-atom-moratorium-volksverdummung/
 
 

Christoph Lütgert, 15. März 2011

Merkels Atom-Moratorium: Volksverdummung

Plumper als Angela Merkel es jetzt anstellt, kann ein Versuch der Wählerverdummung nicht ausfallen, findet Christoph Lütgert.

Mit Blick auf die anstehenden Wahlen verkündet die Regierungschefin nun auf einmal ein Moratorium. Die von ihrer Koalition erst kürzlich mit Brachialgewalt durchgesetzte Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke wird vorläufig ausgesetzt – vorläufig!

Die Atomtechnologie ist – in des Wortes eigentlicher Bedeutung – unverantwortlich. Denn keine andere Technologie kann zeitlich und räumlich so grenzenlose Katastrophen auslösen wie die Kernenergie. Natur und Mensch müssten garantiert stör- und fehlerfrei funktionieren, um nukleare Katastrophen – den Tod hunderttausender Bürger, die Verseuchung ganzer Regionen – auszuschließen. Aber diese Garantie kann niemand geben. Jedes noch so kleine Restrisiko ist bei der Kernenergie zu groß, ist unverantwortlich.

Das war schon immer so, auch vor dem Desaster von Japan. Es müssen ja keine Erdbeben oder ein Tsunami sein. Im benachbarten Schweden fing es im Juli 2006 mit einem harmlosen Kurzschluss im Vattenfall-Reaktor Forsmark 1 an. Dann schaukelten sich die Pannen so dramatisch hoch, dass die Techniker es fast nicht mehr geschafft hätten. Nur sieben Minuten fehlten bis zur Kernschmelze à la Tschernobyl. Die Ausrede, dass hierzulande Erdbeben wie in Japan unvorstellbar seien, zählt also nicht. Irgendetwas anderes, was man derzeit nicht einkalkuliert, kann eine nukleare Katastrophe auch bei uns auslösen.

Union und FDP redeten die unvorstellbaren Gefahren der Kernenergie herunter und beschlossen als ergebenste Diener der Stromwirtschaft eine Verlängerung der Laufzeiten für die deutschen Atommeiler. Für die Energie-Konzerne ein Milliarden-Geschäft. Jetzt – im Angesicht des japanischen Desasters – können sie die Ängste der Bürger nicht länger ignorieren, daher jetzt also in hektischem Aktionismus dieses halbherzige Moratorium. Dabei war die Kernenergie vor Japan genauso gefährlich wie nach Japan. Dabei war und bleibt sie eine Bedrohung.

Das konnte und musste jeder wissen, auch Angela Merkel und Guido Westerwelle. Ein Moratorium ist reine Volksverdummung von Union und FDP vor den anstehenden Wahlen. CDU, CSU und FDP waren bis vor kurzem die Atom-Parteien, und sie zeigten es ganz offen, das Gefasel von der Brücken- oder Übergangstechnologie konnte nicht darüber hinwegtäuschen. Wer das bei der Stimmabgabe vergisst, für den gilt der Satz: Die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.

Wichtiger Hinweis:

Unsere Kommentarregeln können Sie hier einsehen. Kommentare im Blog erscheinen erst nach Freischaltung durch die Redaktion. Da wir insbesondere nachts und am Wochenende nicht oder nur teilweise besetzt sind, kann es mitunter etwas dauern, bis auch Ihr Kommentar zu sehen ist. Bitte haben Sie dafür Verständnis. Danke!

Aktuell, Lütgerts Blog abgelegt.
Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS Feed abonnierenRSS 2.0 Feed verfolgen.
Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback einrichten.

29 Beiträge zu "Merkels Atom-Moratorium: Volksverdummung"

  1. 1
    mrbroni:
15. März 2011 um 10:55 Uhr

Das einzige, was mich an diesen horrormeldungen interessiert, ist, ob hier
wieder ein neuer Grund vorliegt, die Energiepreise abermals zu erhöhen.

  • 2
    Wagner:
  • 15. März 2011 um 12:31 Uhr

    Sehr geehrter Herr Lütgert,

    ich schätze Ihre Meinung und teile Ihren Kommentar, allerdings gehen Sie mit ihrem letzten Satz zu weit — es steht niemandem an, Wähler für ihre Wahlentscheidung derart zu beleidigen (auch wenn es im juristischen Sinne keine Beleidigung ist; nett ist es allemal nicht). Zumindest steht es niemandem an, der als Journalist — und nicht als Wahlkämpfer — wahrgenommen werden möchte.
    Oder, um es mit den Kommentarregeln zu sagen (

    http://panorama.blog.ndr.de/kommentarregeln/):
    "Grundsätzlich nicht erlaubt sind: [...] Beleidigungen, Entwürdigungen und Verunglimpfungen von Personen in jeglicher Form".
    Ich finde, dies sollte für die Autoren eine Selbstverständlichkeit sein. Auch bezüglich CDU-/CSU- oder FDP-Wählern.

    Mit freundlichen Grüßen.
    ____________________________

    Sehr geehrter Herr Wagner,

    zuerst: Respekt vor Ihrer Meinung, dass ich mit dem Schlusssatz in meinem Blog zu weit gegangen sei. Ich bleibe aber dabei, dass die zugegebenermaßen starke Zuspitzung in diesem Fall erlaubt war und ist. Denn jetzt hat sich doch herausgestellt, mit welcher Leichtfertigkeit die amtierende Regierungskoalition ihr Volk noch länger und noch länger einer tödlichen Technologie ausliefern wollte. Jetzt auf einmal – ohne, dass sich bei uns irgendetwas geändert hätte – sehen auch die Kanzlerein und der nukleare Hardliner Mappus in der Kernkraft Gefahren, die sie bislang wider besseres Wissen geleugnet haben. Es geht also in des Wortes wahrster Bedeutung um Leben und Tod. Da kann man als Kritiker auch mal ganz schweres Geschütz auffahren.

    Herzlichst
    Christoph Lütgert

  • 3
    Christoph:
  • 15. März 2011 um 13:27 Uhr

    "…Laufzeitverlängerung wird vorläufig ausgesetzt…"
    Vorsicht, Frau Bundeskanzlerin. Eine ähnliche Formulierung haben wir kürzlich schon einmal hören dürfen.
    "…vorübergehend auf das Führen dieses Doktortitels verzichten, …anschließend würde ich ihn wieder führen."
    Das kann auch nach hinten losgehen.

    Ich stimme Herrn Lütgert vollkommen zu. Eine Technologie, bei der ein unkontrollierbarer Zustand mit verheerenden Folgen möglich ist, ist unverantwortlich. Das war schon vor Japan so.

  • 4
    Guido Langenstück:
  • 15. März 2011 um 14:03 Uhr

    Ich habe soeben die Pressekonferenz der Bundeskanzlerin, des Bundesumweltministers sowie der fünf Ministerpräsidenten von Bundesländern, in denen AKWs betrieben werden, gesehen.
    Es ist schon erstaunlich, wie einerseits leider erst ein GAU die Protagonisten der Atompolitik zum Nachdenken bewegt und andererseits die jetzt angekündigten Maßnahmen offensichtlich halbherzig sind.
    Wie kann man ernsthaft als verantwortlicher Politiker auch nur ansatzweise in Erwägung ziehen, dass ca. 40 Jahre Atommeiler nach Auslaufen des Moratoriums in drei Monaten noch jemals wieder angefahren und ans Stromnetz gehen sollen? Die "Schrott-Reaktoren" Neckarwestheim 1, Biblis (A und B), Krümmel, Brunsbüttel, Isar 1 (Ohu) sowie Gundremmingen (B und C) (alles Siedewasser-Reaktoren wie die in Japan) gehören für alle Zeiten abgeschaltet!
    SWRen sind veraltete Technik (wären heute niemals mehr genehmigungsfähig), bei denen prinzipbedingt kontaminierter Wasserdampf aus dem eigentlichen Reaktorgebäude nach außen direkt in die (stark aktivierten) Dampfturbinen geleitet wird. Ein Teil der Reaktorgebäude ist noch nicht einmal gegen Flugzeugabsturz mittlerer Größe ausgelegt, wobei sich z.B. Isar 1 direkt in der Einflugschneise zum Müchener Großflughafen (MUC 2) befindet.
    Und die Endlager-Frage für radioaktiven Müll ist auch noch nicht beantwortet (weltweit nicht).
    Laßt uns aus Harrisburg, Tschornobyl, Fukushima, aber auch Beinahe-GAUs in Deutschland (Biblis A) oder Schweden (Forsmark 1) endlich die notwendigen Konsequenzen ziehen!

    Konsequenzen müssen aber auch (für jeden von uns) sein: Kein unnötiger Luxusgeräte-Stromverbrauch, wie z.B. überall "Festbeleuchtung", elektrische Wäschetrockner oder alle möglichen Geräte im ständigen "Stand-Bye"-Betrieb (Computer, Fernseher, Stereoanlagen usw.). Und das meist nur aus Unachtsamkeit oder Faulheit. Alleine der Stand-bye-Modus aller deutschen Haushalte benötigt ca. ein AKW (ca. 1400 MW).
    Ob an den meisten Geschäften die Werbebeleuchtung während der ganzen Nacht brennen muss, sollte auch einmal hinterfragt werden.
    Und ob wir soviele Flughäfen mit gigantischem Stromverbrauch in Deutschland wirklich brauchen, sollte auch zur Diskussion gestellt werden (es ist halt doch so schön, wenn wir mit dem TUI-Bomber mindestens einmal im Jahr für ein bis zwei Wochen nach Tunesien, die Malediven oder die DomRep fliegen…).
    Manchmal ist der Preis für unseren (mittlerweile selbstverständlichen) Wohlstand verdammt hoch, möglicherweise unterm Strich sogar zu hoch.

  • 5
    Malte:
  • 15. März 2011 um 16:27 Uhr

    Es ist doch entsetzlich, wie Angela Merkel die schrecklichen Ereignisse in Japan und den Stimmungsumschwung in der Bevölkerung für innenpolitische Wahlkampftaktiken missbraucht. Das ist unwürdig gegenüber dem Leid der japanischen Bevölkerung. Aber es zeigt, welch Geistes Kind unsere Regierungschefin ist.

    Die Atomkraft ist nicht keine sichere Technologie, auch in Deutschland nicht. Gerade habe ich auf der Website von "Frontal 21″ gelesen, dass die baden-württembergische Landesregierung meldepflichtige Störfälle im AKW in Phillipsburg vertuscht hat. Von der Endlagerfrage ganz zu schweigen. Hoffentlich geht dies alles nicht in der Debatte unter. Die Atomkraft ist defintiv keine Technologie für die Zukunft. Wenn diese Erkenntnis in den Köpfen der Menschen endlich festsetzen würde – es wäre die erste positive Nachricht seit vielen Tagen. Und es wäre möglicherweise der lang ersehnte Anfang vom Ende der Regierung Merkel.

    @ Christoph Lütgert: Sie sprechen Klartext, das tun nicht viele Reporter dieser Tage. Vielen Dank!

  • 6
    mehlboggxer:
  • 15. März 2011 um 16:30 Uhr

    Der moralisch so hoch erhabene Herr Lütgert soll doch mal artikulieren, wie es aussehen oder lauten könnte, wenn Frau Merkel nicht plump sondern gerissen und listig Wählerverdummung betreiben würde. Wäre solche ehrbarer? Wer betreibt denn nicht Wählerverdummung – auch wenn es keine Katastrophen gibt?! Vor jeder Wahl wird Wählerverdummung von jeder Kraft betrieben. Weil mit vernünftigen, objektiven Erfordernissen keine Massen zu begeistern sind – schon gar nicht in einem solchen wohlstandsverwöhnten Gemeinwesen wie der deutschen Nachkriegsgesellschaft.
    Die andere Seite:
    Zu (ggf.) "plumpen" Reaktionen werden Institutionen, Personen, Verantwortungsträger ja nahezu genötigt. Der Druck, den die omnipräsenten Medien aufbauen und ausüben, muss ja ein Ventil haben. Herr Lütgert erwartet ja wohl kaum, dass eine Regierungschefin seiner Ideologie und seinem Wunschdenken entsprechend agiert.

  • 7
    Christoph:
  • 15. März 2011 um 17:05 Uhr

    @ Guido Langenstück – Beitrag 4:

    Ich stimme Ihnen zu, es gibt zu viel "Luxus", der überhaupt keinen Wert für den "Nutzer" hat. Der Wert liegt ausschließlich beim Anbieter, der damit verdient (worauf sich allerdings in irgendeiner Form wieder unser Wohlstand gründet. Doch das ist ein sehr fragwürdiger Wohlstand.).

    Es ist weithin bekannt, dass sich Glück nicht durch die Menge an Autos, Flugreisen oder Außenheizungen an Straßencafés mehren lässt. Und dennoch lässt sich der Mensch davon beeindrucken. Glauben Sie wirklich, dass die Zeit des Umdenkens gekommen ist? Schön wärs, allein mir fehlt der Glaube.

    Man könnte Ihre Liste an unnötigen "Errungenschaften der Zivilisation" noch nahezu endlos fortsetzen. Doch was ist die Lösung? Was animiert tatsächlich zum Umdenken? Erhöhung der Energiepreise kann nicht die Lösung sein, denn auch finanzschwache Mitbürger sollten sich eine warme Dusche leisten können.

    Ich glaube nicht, dass sich so sehr viele Verbraucher explizit eine Standby-Funktion gewünscht hatten. Sie wurde einfach angeboten und bald darauf gab es kaum noch ein Gerät, das man komplett ausschalten kann. Dieser Teufelskreis ist sehr frustrierend.

    Dennoch geht die Macht vom Volk aus. Aber erst, wenn sich das Volk nicht mehr blenden lässt. Abwrack-Öko-Prämie, E10-Biosprit….. es gibt so viele Themen, bei welchen dem Kunden/Nutzer ein ökologischer Zweck vorgegaukelt wird. Der vermeintliche Öko, der sich die Luftfracht-Bio-Mango aus Brasilien leisten kann, meint ja tatsächlich auch, dass er was Gutes tut.(Eine Untersuchung hat übrigens gezeigt, dass genau diese Bio-Apotheken-Einkäufer in ihrer direkten Umgebung auffällig egoistisch agieren. Offensichtlich, weil sie sich mit dem Bio-Einkauf bereits Bonuspunkte erworben haben. Moderner Ablasshandel.)

    Wir müssen endlich beginnen, Entscheidungen nicht nur für uns, sondern mit Blick auf das Ganze zu treffen. Und schon bin ich wieder bei unseren Repräsentanten angelangt, von denen ich ehrliches, nachhaltiges und aufrichtiges Handeln erwarte. Die Politiker (und auch die restliche Prominenz) sollten Vorreiter sein. Sonst sind sie die Zeilen nicht wert, die über sie geschrieben werden.

  • 8
    Max:
  • 15. März 2011 um 18:20 Uhr

    "Das Fernsehen berichtet von einer Explosion. Aber dem Büro des Premiers wird über eine Stunde lang nichts gesagt. Was zum Teufel ist hier los?" – so spricht Japans Regierungschef über die Informationspolitik durch den AKW-Betreiber Tepco. Ein Skandal, der hoffentlich medial aufgearbeitet wird. Was dort in Japan geschieht ist entsetzlich, die Menschen tun mir unendlich leid. Unser volles Mitgefühl muss der japanischen Bevölkerung gelten, die nun auf die Hilfe anderer Nationen angewiesen zu sein scheint.

    Die Nutzung der Atomkraft birgt ungeahnte Risiken, nicht erst seit Tschernobyl müsste das eigentlich allen klar sein. Trotzdem setzten deutsche Regierungen über Jahrzehnte auf die Kernenergie – wohlwissend, welche Risiken sich dahinter verbergen. Nun, nach dem atomaren Desaster in Japan, wieder Demos und öffentlicher Druck in Deutschland. Die Landtagswahlen stehen bevor, der CDU droht ein Desaster in Nordrhein-Westfalen. Kanzlerin Angela Merkel – eine Frau die selbst mal als kluge Wissenschaftlerin glänzte – und ihre Partei müssen handeln, um die Macht nicht zu verlieren. Also wird die Laufzeitverlängerung ausgesetzt, einige AKWs sollen vom Netz gehen. Sicher: Das alles ist Taktik, Wählerberuhigung, oder auch einfach Volksverdummung. Und trotzdem bin ich froh über diesen Schritt, der ein Schritt in die richtige Richtung ist, nämlich weg von der Kernenergie. Und ich denke, bei den kommenden Wahlen werden Union und FDP ihre Quittung kriegen für ihren politischen Irrweg der vergangenen Jahre und Jahrzehnte.

  • 9
    Alexander:
  • 16. März 2011 um 00:11 Uhr

    Die Regierung rudert nun durch die Katastrophe in Japan, für die Landtagswahlen, scheinbar zurück. In aller Wahrscheinlichkeit hofft sie auf neues Großereignis (z.B. vielleicht die kommenenden Greultaten in Lybien), um ihren eigenen festgeschriebenen Weg fortzusetzen. Am besten finde ich die Meinung, dass die Radioaktivität uns nicht treffen kann. Dabei wurde der internationale Warenverkehr kaum angesprochen. Die Waren die hier verkauft werden, sind meist als Teilprodukte weltweit (auch im asiatischen Raum) hergestellt/produziert worden.
    Nach meiner Meinung wäre ein Ausstieg mit der Atomlobby nur möglich, wenn der Staat die proivatisierten Kraftwerke zurückkauft und dann stilllegt. Was aufgrund der Haushaltslage und polititisch kaum vertretbar wäre!

  • 10
    Bodo Wagner:
  • 16. März 2011 um 03:41 Uhr

    Die Volksverdummung beginnt nicht mit dem Moratorium. Da wurde als große positive Leistung ständig betont, erst bei der Laufzeitverlängerung wäre eine zusätzliche Sicherheitsstufe geschaffen worden. Doch, ohne diese Verlängerung wären jetzt bereits einige nachrüstungsbedürftige Reaktoren außer Betrieb bzw. stünden kurz vor ihrer Stilllegung. Alle gravierenden Störfälle (Harrisburg, Tschernobyl) beruhten in letzter Konsequenz auf Fehlreaktionen der Menschen in Verbindung mit Fehlfunktionen der Technik. Wer glaubt, mit "künstlicher Intelligenz" die fehlerhaften menschlichen Reaktionen ausschließen zu können, hat noch nie intensiv mit einem Computersystem gearbeitet. Es gibt keine fehlerfreie Software, abgesehen von dem Einsteigerprogramm "Hello world!". Ich kann an dieser Stelle nur Albert Einstein zitieren: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

    Die Volksverdummung geht weiter bei der Informationspolitik. Es wird nur soviel zugegeben, wie sich beim besten Willen nicht mehr leugnen läßt. Wer weiß, was in der Vergangenheit mit dieser Strategie alles unter den Teppich gekehrt wurde. Der Kraftwerksbetreiber in Japan ist laut letzter Informationen ein leuchtendes Beispiel für dieses Verfahren. Wenn man den Meldungen Glauben schenken darf wurden Protokolle gefälscht, öffentliche Stellen belogen, Sicherheitsbestimmungen in krimineller Weise mißachtet.

    Katastrophenfilme mit Handelnden, deren kriminelle Energie kaum noch zu überbieten ist, verweisen wir gerne ins Reich der Phantasie. Aber, selbst Hollywood konnte sich kein Katastrophenszenario ausdenken, wie wir es zur Zeit in Japan erleben. Erdbeben, Tsunami und GAU in mehreren Reaktorblöcken im gleichen Gebiet zur gleichen Zeit.
    Fehlerfreies Funktionieren der atomaren Anlagen ist nicht nur abhängig von einer absolut störungsfreien Technologie und einem in allen Situationen richtig reagierenden Mitarbeiterstamm, sondern auch von einer hochstehenden moralischen Qualität der verantwortlichen Entscheidungsträger. Wo bleibt die Moral, wenn die Börsennotierung, die Gewinnsteigerung des Unternehmens und damit die Dividendenzahlung an die Aktionäre die Richtlinien des Handelns bestimmen?

    Was ich bei uns z.Zt. zum Thema Atompolitik höre, hat alles irgendwie etwas mit wirtschaftlichen Aspekten zu tun. Ein Schelm der Böses dabei denkt!

    Mein großer Wunschtraum: kritiklose Politiker und willfährige Wissenschaftler dürfen für ihr verantwortungsloses Handeln zur Rechenschaft gezogen werden!!!

  • 11
    Mike:
  • 16. März 2011 um 10:14 Uhr

    Dass die AKW´s abgeschaltet gehören ist längst Überfällig.
    Es gibt keine Endlager für die Atomaren Brennstäbe. Vorfälle gibt es in den letzten Jahrzehnten genug.
    Fast alle AKW´s in Deutschland sin auf Erdbeben Platte Positioniert.
    Kalkar und Mühlheim Kärlch sind erst gar nicht ans Netz gegangen und Mühlheim Kärlich kostet jeden Tag 500000,00 € an Wartungskosten für den Schrott der dort gebaut wurde.
    Kalkar, der Schnelle Brüter wurde dann für einen Spottpreis an einen Holländischen Ivestor verkauft.
    Die neue Variante, 7 AKW´s erst einmal abzuschalten dürfte auch nur bis zu den nächsten Landtagswahlen reichen.
    Wie wäre es den, wenn die Atomlobby sich Wohnungen und Häuser in der direkten Nähe eines AKW´s suchen.
    Vielleicht haben wir dann auch andere Entscheidungen.
    Mit dem Nato Doppelbeschluß in den 80´er war es auch nicht anders.
    Muß in Deutschland erst ein GAU kommen?
    Und da hat kein Mensch in Deutschland irgendwelche Schutzmöglichkeiten.

    Bein den nächsten Landtagswahlen sollten sich die Bürger sehr gut Überlegen wie die Wahlen aussehen.
    Hoffentlich nicht wieder die Parteien der Atom-Lobby.

  • 12
    horst:
  • 16. März 2011 um 13:31 Uhr

    Ich war weltweit Jahre lang als Diagnoseing. unter anderem auch in KKW´s tätig. Ich weis also von was ich spreche. Bei der Komplexibilität eines Kernkraftwerkes kann es auch ohne Naturereignis immer zu Störfällen kommen. Beim Bau einer KKW Anlage sind die Betreiber angewiesen die einzelnen Komponenten bei Elektrokonzernen zu kaufen. Trotz durchgeführter Abnahmeprüfungen kann der Betreiber nicht erkennen, ob nicht versteckte Mängel bei dem Produkt vorhanden sind. Daher bin ich für einen baldmöglichen Ausstieg aus dieser unkontrollierbaren Technologie.

    Um erneuerbare Energie in vollem Umfang auszunutzen zu können, muss natürlich auch in den einzelnen Haushalten an Energie gespart werden. Dabei wäre ich für eine kostengünstige Grundversorgung und einer Energiesteuer bei einem höheren Mehrverbrauch, der wiederum zum Ausbau de Ökostroms verwendet wird.

  • 13
    Zampano:
  • 16. März 2011 um 17:23 Uhr

    Stimme Ihnen voll zu, nur der letzte Satz, in dem Sie die Kälber beleidigen, hätte nicht ein müssen. Arme Kälber.

  • 14
    Thilo Baum:
  • 16. März 2011 um 18:21 Uhr

    Der Grund, weshalb bisherige Atombefürworter plötzlich ganz überrascht sind angesichts der Katastrophe in Japan, könnte darin liegen, dass ein bestimmter Menschentyp keine Vorstellungskraft hat.

    Menschen ohne Vorstellungskraft können mit der Welt nur umgehen, indem sie stur von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen. Sie halten Dinge für unmöglich, nur weil sie nicht in ihr Weltbild passen. Im Grunde gleichen sie Informationen nur mit ihren Vorurteilen ab: Hat eine Entsprechung in meinem Denken – ist möglich. Hat keine Entsprechung – ist nicht möglich.

    Menschen mit Vorstellungskraft hingegen halten Dinge generell für möglich, weil sie in Möglichkeiten denken.

    In Sachen Atomkraft sagt der Entsprechungsdenker: "In Deutschland gibt es keine so schlimmen Erdbeben wie in Japan!" Der Möglichkeitsdenker dagegen fragt: "Auf welche Weisen könnte sich das Kühlsystem eines Reaktors stören lassen?"

    Gegen die Idee eines Anschlags per entführter Passagiermaschine wendet der Entsprechungsdenker ein: "Auf Militärjets sind einige Reaktoren ausgelegt, wir haben auch Nebelmaschinen gebaut, die den Anflug erschweren."

    Der Möglichkeitsdenker wundert sich, dass der Entsprechungsdenker das ernst meint, und sagt: "Wenn ich einen Anschlag plane, werde ich einen Weg finden, dass der Anschlag gelingt."

    Erst die Japan-Katastrophe hat den Entsprechungsdenkern das für sie nötige Referenz-Ereignis geliefert, und plötzlich reden sie mehr oder weniger sinnvolle Dinge. Insofern war der TV-O-Ton von Stefan Mappus ein ziemlich naives Eingeständnis in seine mangelnde Vorstellungskraft.

  • 15
    orcas:
  • 16. März 2011 um 20:29 Uhr

    Lieber Wagner
    Ihre Kritik an Lütgers macht schläfrig. Und wer die Augen vor den Gefahren für die Menschheit nach Tschernobyl geschlossen hat, schläft mindestens schon seit 1986. Mit einem festen Tritt in den Hintern wird auch der tiefste Schlaf jäh unterbrochen. Die Ereignisse in Japan sind ein solcher Tritt. Dass ein großer, wenn nicht überwiegender Teil der deutschen Wählerschaft in dieser Beziehung auch schläft, wollen Sie doch nicht bestreiten, oder? Auch diesen Schlaf kann, nein muss ein sich selbst achtender Journalist versuchen zu unterbrechen. Mit Säuseln oder Streicheileinheiten wird ihm das kaum gelingen. Ein Tritt, in Formulierungen gegossen, hat entschieden mehr Aussicht auf Erfolg.

  • 16
    Gerd Kienle:
  • 16. März 2011 um 23:39 Uhr

    Sehr geehrter Herr Lütgerts,

    ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Erschreckend genügt nicht zur Beschreibung dessen wie hier die Bevölkerung von Frau Merkel , Herrn Röttgen, Herrn Söder, Herrn Mappus usw. angelogen wird. Seit ca. 30 Jahren geht die Atomdiskussion in Deutschland um die zentralen Themen Verantwortung für unsere Nachkommen und Restrisiko. Mit welcher Dreistigkeit nun Sätze formuliert werden wie "seit Japan ist die Welt anders" oder "Japan hat alles verändert" ist nicht zu ertragen! Sprich: Wir haben da alles nicht gewusst aber nun, da von Aussen eine Veränderung der Situation eingetreten ist sind nun Dinge möglich die zuvor unmöglich waren. Eine unglaubliche Wahrheitsverdrehung! Es ist nicht im geringsten so, daß das ein böses Männchen im Erdkern nun den Menschen zu neuem Denken zwingt! In Wahrheit sind alle diese Risiken lange bekannt und diskutiert und werden von den Verantwortlichen genau so lange geleugnet und vertuscht. Um diese Lügen zu verbergen kommen nun Sätze wie "nun müssen die Reaktoren auch auf bisher unvorstellbare Risiken geprüft werden" – das ist zuviel. Wer diese Leute wählt dem kann wirklich nicht geholfen werden.

  • 17
    Frank:
  • 17. März 2011 um 09:32 Uhr

    Ich finde es doch erstaunlich, wie die Länder dieser Welt, Ihre Energie Politik auf etwas stützen, was wir in Wirklichkeit doch gar nicht wirklich verstehen/kontrollieren können.

  • 18
    M.Schmitt:
  • 17. März 2011 um 11:37 Uhr

    Angesichts der letzten Meldungen über RWE und Biblis wird die Taktik im Hintergrund immer deutlicher: wir Politiker machen jetzt was, das dem Wähler gefällt und ihr Atomlobby habt eh allese in der Hand, sogar das Recht – ihr könnt sofort klagen.
    Wir Politiker würden AKWs abschalten, aber wir dürfen doch nicht – für den Wahlkampf reicht das.

  • 19
    Frank:
  • 17. März 2011 um 11:44 Uhr

    Ich muss ganz offen und ehrlich sagen, dass ich gelinde gesagt etwas erstaunt war, als ich die Ausführungen von Herrn Lütgert gelesen habe! Kritik, auch harte Kritik, ist jederzeit erlaubt, aber es gibt irgendwo auch gewisse Grenzen und diese Grenzen sollten vor allem für diejenigen gelten, die sich zu den neutralen Meinungsbildnern zählen. Keine demokratische Partei in Deutschland hat jemals die Gefahren der Kernenergie geleugnet, aber Deutschland ist nun einmal ein hochindustrialisiertes Land und hat über 80 Millionen Einwohner. Die erneuerbaren Energien sind einfach noch nicht effektiv und kostengünstig genug, um unseren Energiebedarf komplett zu decken. Es gibt weltweit 444 Atomkraftwerke, davon alleine 58 in unserem Nachbarland Frankreich. Selbst wenn alle 17 deutschen Atomkraftwerke sofort vom Netz gehen würden, so würde es weltweit immer noch 427 Atomkraftwerke geben. Das bedeutet nicht, dass die erneuerbaren Energien in Deutschland nicht weiterhin massiv ausgebaut werden sollen, aber solche Fakten dürfen nicht vergessen werden. Die Opposition missbraucht die Katastrophe in Japan für billige Wahlkampfrhetorik. Ich finde das schäbig und verachtungswürdig. Zudem darf man eine Tatsache nicht vergessen: Die Regierung Schröder war immerhin 7 Jahre lang an der Macht und hat die 17 deutschen Atomkraftwerke trotzdem nicht komplett abgeschaltet. Sie wusste schon, warum sie das nicht tat. Außerdem ist es nicht in Ordnung, wenn man so tut, als müsste man einer ganz bestimmten politischen Richtung angehören, um ein guter Mensch zu sein. Die bürgerlichen Parteien haben in den letzten Jahrzehnten sehr viel für Deutschland geleistet und das sollten auch diejenigen mal zur Kenntnis nehmen, die das Mitte-Rechts-Lager vielleicht nicht so mögen. Ich kann mich auch nicht einfach hinstellen und die SPD als kommunistisch oder die Grünen als verbrecherfreundlich bezeichnen, bloß weil diese Parteien im Bereich der Wirtschaftspolitik oder im Bereich der inneren Sicherheit eine andere Meinung haben als ich. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Regierung Merkel bisher sehr souverän, ruhig und entschlossen auf diese Katastrophe reagiert hat. Mein Beileid gilt den Opfern dieser Tragödie und ihren Angehörigen!

  • 20
    Herr Daller:
  • 17. März 2011 um 18:10 Uhr

    man sollte mal an eines denken es hat 60 Jahre gebraucht um die Schäden von dem 1. und 2. Weltkrieg zu beseitigen und es braucht über 1000 Jahre um die Schäden eines Super Gaus in Deutschland zubeseitigen beziehungsweise den derzeitigen Autommühl zu entsorgen….

  • 21
    kruegerklaus:
  • 17. März 2011 um 22:08 Uhr

    AKW´s abschalten ?

    Das sollte jeder wissen:

    vor allem aber die "verantwortungslosen Verantwortlichen":

    Mit jedem bei uns abgeschalteten AKW sinkt das Risiko einer Katastrophe um
    wenigstens 6 % – 7 %, d.h. bei 8 abgeschalteten Kraftwerken wäre das Restrisiko für eine mögliche Katastrophe wie in JAPAN nur noch 50 % des derzeitigen, d.h. es hätte sich halbiert und wir hätten dann immer noch genügend Strom.

    Die notwendige Lehre daraus:

    Alle alten AKW`s sofort abschalten (wie von der SPD und den Grünen gefordert)
    und durch erhöhte Förderung und Forschung im Bereich der alternativen Energien sicherstellen, dass in den kommenden 8 Jahren wenigsten pro Jahr 1 weiteres AKW abgeschaltet werden kann.

    Im Jahr 2020 wären wir dann AKW- frei, hätten eine große Sorge weniger und mit Sicherheit im Bereich der alternativen Energiegewinnung bzw. Nutzung einen so großen Technologievorsprung, dass eine vielleicht eingetretene Verringerung des Wirtschaftswachstums mit Sicherheit um eine Mehrfaches wieder ausgeglichen werden kann.

    Die unfassbare Katastrophe in Japan sollte uns nun endgültig klar werden lassen, dass es keine andere Alternative gibt und diese letztendlich ohne große Probleme erreichbar ist, man muss nur ehrlich vor sich selbst sein und die Abgeordneten des Bundestages sollten sich aus der Umklammerung der "politischen Vordenker" und "Meinungsmacher" ihrer Partei lösen und frei nach eigenem Gewissen entscheiden und sich vor allem auch nicht weiter von einer verantwortungslosen und geldgierigen Wirtschaftsmafia* und deren Lobbyisten beeinflussen und beeindrucken lassen.
    ( * Ich bin überzeugt, diese Gruppe ist sehr klein, aber sehr gefährlich)

    K. Krüger

  • 22
    Ralf:
  • 18. März 2011 um 07:23 Uhr

    Mappus hat in den letzten Tagen ENBW mit einer Anleihe am Haushalt vorbei zurückgekauft. Bitte, kann das nicht jemand verhindern. mir fehlen die Worte… hier der Link:

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=8707

    Grüße

    Ralf

  • 23
    Christoph:
  • 18. März 2011 um 10:39 Uhr

    @ Horst – Beitrag 12:

    Ich finde Ihren Ansatz, günstige Energie-Grundversorgung und Zuschläge bei Mehrverbrauch, sehr interessant. Dies wäre tatsächlich eine Möglichkeit die Menschen zum überlegten Verbrauch zu animieren, ohne die Schwächsten über Gebühr zu belasten. dabei muss man jedoch auch bedenken, dass es nun mal sehr energieintensive Industriezweige gibt, welche durch eine solche Maßnahme nicht kathegorisch erdrückt werden sollten.

    Als weiteren Punkt halte ich es aber auch für notwendig, die Übermacht der großen Energiekonzerne zu brechen. Im ländlichen Raum findet die Dezentralisierung der Energieerzeugung ja bereits sehr erfolgreich statt: Immer mehr Gemeinden machen sich durch Holzschnitzelkraftwerke oder Geothermie von den Großkonzernen unabhängig. Der Wirkungsgrad dieser kleinen Kraftwerke ist erfreulich hoch, Energieverlust auf langen Transportwegen entfällt.
    Sicher braucht man für große Industriestandort auch große Energiemengen. Man will die großen Energiekonzerne ja auch nicht zerschlagen, aber sie sollten sich einfach neue Produktionsbereiche suchen. Das Argument, dass die Kabelverlegung von großen Windparks (ob Off-Shore oder in strukturschwachen Gebieten) zum Verbraucher so teuer und landschaftszerstörend sein, ist schlichtweg gelogen (Stichwort: Microtrenching).

    Ein letzter Punkt:
    Warum hält sich die Mär so standhaft, Kernkraft sein so billig und CO2-Neutral?
    Kernkraft ist "so billig", weil Endlagerkosten nicht berechnet sind (die kennt ja auch keiner) und weil die AKWs vollkommen unterversichert sind (keine Versicherung versichert ein AKW). Bzgl CO2 sollte man mal ermitteln, wieviel CO2 bei Bau, Unterhalt, Rückbau, Endlagerkosten (auch viele verstrahlte Teile des AKW müssen endgelagert werden)…. anfällt. Ich bin mir sicher, da schaut die Bilanz dann nicht mehr so toll aus.

  • 24
    Blacky:
  • 19. März 2011 um 18:27 Uhr

    Hallo Herr Lütgers,
    haben Sie schon die aktuellen Aussagen von Herrn Gabriel verfolgt? Da stehen aber
    Aussagen mit Inhalt "Verdummung" selbst dumm da. Selbst der Oppositionsführer
    erkennt wohl, wie man realistisch und folgerichtig unseren Bürgern besser dient – im
    übergreifenden Konsens durchführbare gut abgewogene Entscheidungen zu treffen.
    Dies ist aber Gebot der Stunde – keinesfalls besondere Idee der SPD – diesen Weg
    beschritt Frau Merkel.
    Wenn Herr Gabriel dann hingeht Kerninhalte dieses Weges für Sich und die Seinen verwendet … das spricht ja wohl Bände!!! Wer hier den Wähler vorführen will wird
    nun klar.
    Einige Tage und Stunden zuvor wird in indiskutablen, unwürdigen Verbalattacken diese Richtung beschimpft und schlecht gemacht – auch Plagiate werden aufs Heftigste an
    den Pranger gestellt. Na dieser Richtungsschwenk ist doch das "Neuste und frechste
    Plagiat " am Deutschen Politikhimmel.
    Eigentlich weiß jeder Deutsche Wähler, der morgens den Lichtschalter dreht, dass wir,
    im Herzen von Europa, nur ein kleines Puzzleteil sind.
    Unsere Regierung befindet sich da wohl auf einem guten Weg – dies zu erkennen
    und das für den Wahlkampf umzumünzen ist ein starkes Stück. Und genau daran
    leidet die SPD – von anderen Glaubwürdigkeit einfordern und selbst eben so fragliche
    Darstellungen zu bieten. Sehr unwahrscheinlich, dass hieraus gute stabile Landesregierungen entstehen. Na dann liebe Wähler wählen Sie die gute Richtung.

  • 25
    Michael W.:
  • 22. März 2011 um 07:53 Uhr

    Danke für die klaren Worte! Mehr davon!
    Wenn wir aus der Katastrophe in Japan etwas lernen können, dann: man kann nicht alles einkalkulieren. Leider ist diese Erkenntnis scheinbar nicht bei der Atomlobby angekommen.
    Hier (Energieversorger + Regierung – Umweltminister) setzt man auf 2-3 zusätzliche Tests, die ab sofort mit einkalkuliert werden sollen. Das Restrisiko bleibt bestehen. Bis wir es beim nächsten Gau wieder um 2-3 Punkte einschränken. Das erinnert mich sehr stark an den blinden Aktionismus bei der Flugsicherheit. Auch hier bleiben wir anfällig.

  • 26
    Christoph:
  • 22. März 2011 um 09:26 Uhr

    @ Blacky – Beitrag 24:

    Hallo Blacky,
    Sie halten die aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung für "übergreifenden Konsens durchführbare gut abgewogene Entscheidungen" (Zitat).

    Da lässt sich aber jemand von Merkels Kurzschlussreaktion an der Nase herumführen.

    - Was ist daran "gut abgewogen", wenn von einem Tag auf den Nächsten sieben AKWs abgeschaltet werden sollen?
    - Was ist daran "übergreifender Konsens", wenn die Mehrheit der Bevölkerung stattdessen eine Rückkehr zum Rot-Grünen-Atomkonsens befürwortet?
    - Was ist daran eine "Entscheidung", wenn sich die Maßnahme Moratorium (=Aufschub) nennt?

    "Durchführbar"; da haben Sie recht. Denn offensichtlich fehlen uns die alten Kraftwerke garnicht.

    Gruß,
    Christoph

  • 27
    Blacky:
  • 23. März 2011 um 00:12 Uhr

    Lieber Christoph,
    was Sie antworten ist schon sehr aus den tatsächlichen Abläufen gerissen-
    Entscheidungen werden erst Stück für Stück kommen – weder Kurzschluss noch
    Schnellschuss und schon gar kein Zurück zu vergangenen Überlegungen.
    Klares Abwägen im Rahmen der Europäischen Staaten. Einen Wandel in Energie-
    Mix wird nur gelingen, wenn unsere Politiker die Anrainerstaaten ebenfalls mit
    im Boot haben.
    Lesen Sie Berichterstattungen im Ausland – da steht unsere Regierung einigermaßen
    da – die Richtungen finden Akzeptanz. Das Verhalten der Opposition wird vielfach
    als blamabel gewertet – im Angesicht der doch Ernsten Lage.
    Was glauben Sie lieber Christoph , wie stehen die Chancen das die drängenden Ver-
    Änderungen bald und nicht in vielen Jahren kommen?
    Mit abgedroschenen Parolen fanden wir in der Vergangenheit nicht die nötigen
    Partner und dies wird heute wieder so sein.
    Wenn eine große Volkspartei eine Zäsur sieht und handelt – eben auch gegen frühere
    eigene Standpunkte – finde ich das gut und angemessen.
    Im angrenzenden Ausland stehen so viele alte oder noch ältere AKW`S – zum Teil viel
    größere Bedrohung für unsere Bürger . Nur wenn wir nachvollziehbar und ausgewogen
    verändern , werden die anderen den Weg mit uns gehen.
    Alles andere wäre eine sehr trügerische und fatale Sicherheit.

  • 28
    Christoph:
  • 23. März 2011 um 13:48 Uhr

    Lieber Blacky,
    ich bin einfach sehr gespannt, was nach Ablauf des Moratoriums von den dringenden und derzeit nur angekündigten Veränderungen tatsächlich übrig bleibt. Ich habe große Zweifel, dass sich die Regierung aus den Klauen der Energiekonzerne befreien kann oder will.
    Der derzeitige Aktionismus schaut nunmal verdammt danach aus, dass er von den anstehenden Landtagswahlen beeinflusst ist. (Das gilt genauso für die deutsche Haltung bei der UN-Resolution zu Libyen, wofür Deutschland übrigens in der Welt alles andere als positiv gesehen wird. Der Sitz im UN-Sicherheitsrat, von dem Deutschland schon lange träumt, ist damit wohl auch endgültig dahin.)

    Natürlich sind die Gefahren durch AKWs in Nachbarstaaten nicht weniger groß als durch einheimische AKWs, meinatwegen auch größer wenn die Anlagen älter sind. Aber es macht doch überhaupt keinen Sinn, mit dem Finger auf die Nachbarn zu zeigen. Deutschland hält sich doch sonst auch für innovativ und zukunftsweisend, also müssen wir eben auch bei diesem Thema den ersten Schritt machen. (Es gibt übrigens etliche hochentwickelte Länder in Europa, die schon lange ohne AKWs leben und trotzdem genug Strom haben.) Die Vorreiterrolle wird uns auch wirtschaftliche Erfolge bringen. In Sachen Ökologie gelten wir als vorbildlich und diesen Weg sollten wir weiter gehen. Wir wären auch schon viel weiter, wenn der Rot-Grüne-Atomkonsens nicht wieder gekippt worden wäre. Und auch Franktreich wird irgendwann kapieren, dass Kernkraft garnicht so billig ist wie immer behauptet wird.

    Ein echtes Zeichen wäre gewesen, dies nun nicht als Moratorium zu bezeichnen, sondern die Anlagen definitiv vom Netz zu nehmen. So wie es jetzt ist bleibt der kostenintensive Beigeschmack, dass die Energiekonzerne Schadenersatz für ausgefallene Laufzeiten fordern können. Aus meiner Sicht betreibt Frau Merkel reine Lobbyarbeit.

    Nachvollziehbar finde ich jedenfalls im Moment garnicht an der Regierungspolitik und entsprechend ist Herr Seibert auch im Moment in schwerer Erklärungsnot. Frau Merkel handelt hektisch. Was ist an einer plötzlichen 180°-Wendung ausgewogen? Ist das etwa Politik mit Augenmaß?

    Ich bin nicht der Meinung, dass sich "nach Japan die Welt völlig geändert hat". Risikoanalysen haben schon seit langem gezeigt, dass bei etwa 400 AKWs auf der Welt alle 25 Jahre ein Super-GAU wahrscheinlich ist. Aber er kann eben auch morgen schon wieder passieren, so ist dass mit Wahrscheinlichkeiten. Insofern ist die plötzliche Kertwende Heuchelei.

  • 29
    Koralewski:
  • 24. März 2011 um 08:57 Uhr

    Ich habe großen Respekt von den Leistungen unserer Bundeskanzlerin. In den Aspekten, die öffentlich sind – und Vertrauen in ihre Arbeit hinter der Kulissen, wovon wir keine Ahnung
    haben, da diese staatstragend und geheim sind.
    Jetzt frage ich mich jeden Tag, wie kann eine solch kluge Politikerin sich der Atomkraf-Technologie verschreiben, wenn diese schon vor 30 Jahren nicht gegen den Willen
    des Volkes durchzusetzen war.
    Und am Anfang gab es keine Grünen, der Widerstand und der zivile Ungehorsam
    waren in den Kinderschuhen und trotzdem haben die Pioniere der Anti-Atom-Bewegung sich durchgesetzt.

    Es ist kein Geheimnis mehr, dass sich oft die Geschichte wiederholt – und das "leider" auf einem gleich höheren Niveau.
    Das anzupacken und sich persönlich dafür einzusetzen, was schon vor 30 jahren nicht gegangen ist, zeigt gerade nicht von…….jeder soll sich den Satz beenden.

    Und, bei Allem, was Du tust, bedenke das Ende – was gerne man in den Mund nimmt….
    Bei ungelösten Technologie-Problemen der Atomenergie ?
    Als eine Wissenschftlerin?

    Vielleich zumindest hier wird der Populismus etwas Gutes bewirken.
    Herzliche grüße




  • Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

    Keine Kommentare:

    Kommentar veröffentlichen