Dienstag, 25. Januar 2011

Wie #sozial ist unsere #Marktwirtschaft? - #Streitgespräch am 27. Januar [via idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Stephan Laudien, 25.01.2011 11:14

Wie sozial ist unsere Marktwirtschaft?

Streitgespräch am 27. Januar:  Wirtschaftswissenschaftler und Soziologen
von der Universität Jena debattieren über "Marktwirtschaft: Sozial!?"

Der Begriff "Soziale Marktwirtschaft" ist untrennbar mit der Person Ludwig
Erhards verbunden. Erhard, zunächst von 1949 bis 1963 Wirtschaftsminister
und später Bundeskanzler, gilt als Vater des Wirtschaftswunders und der
Sozialen Marktwirtschaft. Symptomatisch sein Buch "Wohlstand für Alle" von
1957 und die Fotos, die einen jovial lächelnden Mann mit einer dicken
Zigarre zeigen.

Wie aber steht es heute im Zeichen von Globalisierung und Finanzkrise um
die Marktwirtschaft und speziell um das Prädikat "sozial"? In der
Wissenschaftlichen Themenreihe der Graduierten-Akademie der Jenaer
Universität werden darüber am Donnerstag (27. Januar) zwei Soziologen und
zwei Wirtschaftswissenschaftler von der Universität Jena öffentlich
diskutieren. Unter dem Titel "Marktwirtschaft: Sozial!?" debattieren ab
18.00 Uhr im Großen Rosensaal (Fürstengraben 27) die Professoren Klaus
Dörre, Uwe Cantner, Stephan Lessenich und Andreas Freytag darüber, wie
Marktwirtschaft funktioniert und was sich hinter dem Begriff "Sozial"
verbirgt.

"Die Soziale Marktwirtschaft war das Produkt einer spezifischen Landnahme
und sie ist mittlerweile Geschichte", konstatiert der Soziologe Prof. Dr.
Klaus Dörre. Den lautstarken Verfechtern dieser "Sozialen Marktwirtschaft"
gelte heute nur noch als sozial, was der ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit
nutzt. Dieser Position hält der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr.
Andreas Freytag  entgegen, das Soziale in der Marktwirtschaft könne nur
als Chance, als Chancengerechtigkeit verstanden werden. "Wettbewerb kann
dazu dienen, diese Chancen zu generieren", sagt Freytag. Fehlender
Wettbewerb stimuliere hingegen Gier und verringere das Bewusstsein für
Qualität. Der Konkurrenzkampf müsse jedoch nach Regeln ablaufen, die von
einzelnen Wettbewerbern nicht außer Kraft gesetzt werden können. Außerdem
müsse sichergestellt sein, dass Verlierer des Prozesses von der
Gesellschaft aufgefangen werden.

Der Soziologe Prof. Dr. Stephan Lessenich nennt den Staat als unabdingbare
Voraussetzung, um die "soziale Dimension" von Märkten auf diesen – und
gegen sie – durchzusetzen. Wer mehr als "Chancengerechtigkeit" der
Bürgerinnen und Bürger wolle und die Teilhabe aller am gesellschaftlichen
Reichtum anstrebe, der müsse sich für einen interventionistischen
demokratischen Sozialstaat einsetzen.

Für den Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Uwe Cantner machen zum einen
ein Koordinations- und Wettbewerbsmechanismus und zum anderen die
beteiligten Akteure auf den Märkten das Wesen einer Marktwirtschaft aus.
Führten Marktprozesse zu sozial unerwünschten Ergebnissen, könne das daran
liegen, dass die Akteure schlicht an sich nicht sozial sind.

Wie Ludwig Erhard heute über das Soziale der Marktwirtschaft denken würde,
können wir nicht wissen. Aber auf eine spannende Diskussion am 27. Januar
dürfen wir uns auf jeden Fall freuen.

Streitgespräch: "Marktwirtschaft: Sozial!?" am Donnerstag (27. Januar) ab
18.00 Uhr im Großen Rosensaal (Fürstengraben 27). Gäste sind herzlich
willkommen.

Kontakt:
Dr. Tessa Hegetschweiler
Graduierten-Akademie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Jenergasse 8 (Accouchierhaus)
07743 Jena
Tel.: 03641 / 930404
E-Mail: tessa.hegetschweiler[at]uni-jena.de

Arten der Pressemitteilung:
Buntes aus der Wissenschaft

Sachgebiete:
Gesellschaft
Philosophie / Ethik
Wirtschaft

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-jena.de

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news405924

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution23



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