Montag, 13. Dezember 2010

#Sinnlose #Wettbewerbe - Je mehr Wettbewerb, umso besser, haben die Neoliberalen jahrelang erfolgreich verkündet [via NDS]


Sinnlose Wettbewerbe

(Nachdenkseiten)

http://www.nachdenkseiten.de/?p=7706#h03

Je mehr Wettbewerb, umso besser, haben die Neoliberalen jahrelang erfolgreich verkündet. Ökonomieprofessor Mathias Binswanger zeigt, dass so masslos Leerläufe produziert werden:

"Heute stehen alle Leute, die sich ausserhalb des Markts bewegen – also zum Beispiel Lehrer, Ärzte oder Wissenschaftler – unter dem Generalverdacht der Leistungsverweigerung: Sie leisten nicht genügend, solange man sie nicht mit Zuckerbrot und Peitsche antreibt.

Also inszeniert man Wettbewerb, wo es keinen Markt gibt. In der Wissenschaft läuft dies zum Beispiel über Publikationen. 

 

Man möchte zwar hohe wissenschaftliche Qualität erzielen. Qualität kann man aber nicht messen, also nimmt man messbare Indikatoren – wie die Zahl der Publikationen. Zwangsläufig richten sich alle nach dem, was gemessen wird. Deshalb wird heute viel mehr publiziert als früher, nur werden diese Publikationen zum quantitativen Unsinn.

 

Wissenschaftler beginnen etwa, ihre Erkenntnisse scheibchenweise zu veröffentlichen, damit sie es auf möglichst viele Publikationen bringen. Wer eine Professur möchte, kann sich dem kaum entziehen. (…)
Sie [ inszenierten Wettbewerbe] entstanden vor dem Hintergrund von simplen Botschaften, welche neoliberale Ökonomen wie Milton Friedman verbreitet haben: Markt ist gut, und Staat ist schlecht. Am Anfang hatten die Friedman-Anhänger wie die Regierung Thatcher zu Beginn der achtziger Jahre die Idee, man könne überall Markt einführen, zum Beispiel auch in der Forschung.

 

Doch es zeigte sich bald, dass die Grundlagenforschung auf diese Weise verschwindet. Also hiess es danach: Wenn schon kein Markt, dann kann man doch wenigstens Wettbewerb einführen, um damit auch ohne Markt Effizienz herzuzaubern. Man hat nicht gemerkt, dass das eigentlich ein Rückfall in die Planwirtschaft ist. Schon Lenin hat Anfang der zwanziger Jahre gesagt: Jetzt, wo wir die Revolution haben, müssen wir anfangen, den Wettbewerb einzuführen.

 

Damals war Markt aus ideologischen Gründen nicht möglich, aber trotzdem wollte man Effizienz – und ist kläglich gescheitert. (…)
Der Evaluationswahn ist unglaublich: Jeder muss immer wissen, wo er grad im Vergleich zu den anderen steht.

 

Das ist aber Gift für die Kreativität. Man muss sich grundsätzlich von der Idee verabschieden, dass sich Qualität messen lässt. Zudem sollte man nicht alle als potenzielle Drückeberger und Faulenzer behandeln. Die sogenannte Qualitätssicherung löst oft eine riesige Bürokratie aus, bringt aber nichts.

 

Man belästigt alle mit Kontrollinstrumenten, die eigentlich nur für die fünf Prozent gedacht sind, die nicht korrekt arbeiten. Mit den wenigen, die immer wieder auffallen und für Reklamationen sorgen, soll man sich beschäftigen.

 

Doch die überwiegende Mehrheit, die ihre Arbeit gut macht, die sollte man nicht ständig mit Massnahmen behelligen, die ihnen die Freude an der Arbeit verderben – und das dann als Qualitätskontrolle ausgeben."

Quelle: WOZ

Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

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