Mittwoch, 29. Dezember 2010

#Quittung für #Sparwahn (junge welt) [dafür wirds Geld eben in #genial #innovative (lol) Werbe- u. PR-produkte gesteckt, alternativlos]


Quittung für Sparwahn

Von Rainer Balcerowiak

(Junge Welt)

http://www.jungewelt.de/2010/12-29/043.php

Die vom DB-Konzern über Jahre hinweg systematisch ausgeblutete Berliner S-Bahn fährt weiter ungebremst ins Chaos.

Am Dienstag morgen konnten nur noch 243 der für einen Normalbetrieb benötigten 550 Viertelzüge bereitgestellt werden, im Laufe des Tages verringerte sich deren Anzahl erneut. Heiligabend waren es noch 280.

Auch der Not-Notfahrplan mit Taktausdünnungen auf 20 Minuten und verkürzten Zügen könne, abgesehen von der Ringbahn, nicht mehr eingehalten werden, erklärte ein Sprecher des Unternehmens am Vormittag. Erschwerend kommt hinzu, daß viele Züge nur noch maximal 60 Kilometer pro Stunde fahren dürfen, da sie mit defekten Sandstreuanlagen für die Bremsverstärkung unterwegs sind, die seit dem Wintereinbruch nicht mehr ausreichend gewartet werden können. Kurzschlüsse sorgten zudem für den Ausfall ganzer Streckenabschnitte.

Auch die Fahrgastinformation machte nicht viel Freude. Als am Dienstag die Regionalbahn zwischen Wannsee und Ostbahnhof wegen einer Weichenstörung zeitweilig eingestellt werden mußte, wurden die Kunden per Lautsprecher auf die parallel verlaufende S-Bahn verwiesen, obwohl diese nur äußerst unregelmäßig und vollkommen überfüllt verkehrte.

Aussicht auf baldige Besserung gibt es nicht. In den Werkstätten herrschten teilweise chaotische Zustände, wurde jW von Mitarbeitern berichtet. Mittlerweile häuften sich Schäden an den Fahrmotoren, die mangels Ersatzaggregaten nicht repariert werden könnten.

Auch durch das – seit Jahren bekannte – Problem mit vereisten Türschließanlagen würden zunehmend Züge ausfallen. Da »nebenbei« noch Untersuchung bzw. Austausch von Achsen und Rädern bewältigt werden müsse, reichten die Kapazitäten vorne und hinten nicht.

Defekte Züge müßten weit entfernt von den Werkstätten »geparkt« werden, da es keine Stellplätze mehr gebe. Um überhaupt noch einen Rumpfverkehr anbieten zu können, würden inzwischen defekte und intakte Einheiten zusammengekoppelt. Noch im Oktober hatte die S-Bahn-Führung verkündet, auf einen Wintereinbruch bestens vorbereitet zu sein und beispielsweise über eine ausreichende Reserve an Fahrmotoren zu verfügen.

Man habe die Probleme offenbar »unterschätzt« räumte ein S-Bahn-Sprecher am Dienstag auf jW-Nachfrage ein. Weitere Einbrüche seien nicht auszuschließen, und man führe bereits Gespräche mit anderen Unternehmen, um ab Montag, wenn die Ferien enden, Verstärkerzüge auf den wichtigsten Linien anzubieten. Möglich wäre dies auf der Stadtbahn zwischen Ostbahnhof und Potsdam, wo auch Regionalzüge verkehren.

Allerdings hat DB Regio mittlerweile auch gravierende Probleme, wie jW von Bahnmitarbeitern erfuhr. Etliche Linien in Berlin und Brandenburg konnten am Montag und Dienstag nicht oder nur eingeschränkt bedient werden, da Loks fehlen.

Während die S-Bahn GmbH und inzwischen auch DB Regio die Quittung für den im Rahmen des geplanten Börsengangs der DB AG verordneten Sparkurs bei Personalausstattung, Wartung und Instandhaltung bekommen, soll den Fahrgästen in Berlin und Brandenburg dennoch kräftig in die Taschen gegriffen werden.

Eine Aussetzung der vor Monaten beschlossenen Fahrpreiserhöhung im Nahverkehr, die zum 1.Januar in Kraft tritt, wird vom Verkehrsverbund Berlin Brandenburg und den beteiligten Landesregierungen ausgeschlossen.

Die durchschnittliche Erhöhung beträgt 2,8 Prozent, bei Einzelfahrscheinen im Innenstadtbereich sogar 9,5 Prozent.

Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

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