Samstag, 11. Dezember 2010

Die Wirksamkeit von Hilfen in der Raucherentwöhnung - eine Einschätzung von Hausärzten (Gesundheitswesen 2008)


Die Wirksamkeit von Hilfen in der Raucherentwöhnung -

eine Einschätzung von Hausärzten

S Ulbricht 1, G Schorr 1, S Koepsell 2, B Groß 1, HJ Rumpf 3, U John 1, C Meyer 1
1 Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
2 Institut für Medizinische Psychologie, Zentrum für Nervenheilkunde der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock
3 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Fakultät der Universität zu Lübeck

Hintergrund: Die Wirksamkeit von verhaltenstherapeutischen Ansätzen oder Nikotinersatztherapie bei Tabakentwöhnung ist empirisch gut belegt.

Dennoch werden Raucher dazu bislang nicht ausreichend informiert und beraten. Wissensdefizite könnten eine Barriere für die Empfehlung und Anwendung von Hilfen sein. Diese Studie untersucht, wie Hausärzte die Wirksamkeit unterschiedlicher Methoden, zum Teil ohne empirisch nachgewiesene Effektivität, einschätzen.

Methode: Die Daten wurden im Rahmen einer Studie zur Implemetation proaktiver Beratungsangebote für Tabakraucher, in einer Zufallsauswahl von 150 Hausarztpraxen Mecklenburg-Vorpommerns, erhoben (Teilnahmerate 69,0%).

An der schriftlichen Befragung zu Beginn der Studie beteiligten sich 159 Hausärzte, darunter 66,7% Frauen. Sie waren im Mittel 49 Jahre alt (SD=9,0). Ein Anteil von 11,9% (n=16) gab an Raucher zu sein, 15,1% (n=24) waren Ex-Raucher.

Die Wirksamkeit der Hilfen wurde auf einer 5-stufigen Likert Skala eingeschätzt (1=überhaupt nicht wirksam bis 5=sehr wirksam).

Ergebnisse: Mehr als die Hälfte der Befragten schätzt Kursprogramme (52,4%) und Verhaltenstherapie (51,2%) mit "sehr wirksam" bzw. "wirksam" ein. Mehr als ein Viertel vergibt diese Bewertung für Zyban (27,9%), Akupunktur (30,7%), Hypnose (36,4%). Nikotinersatztherapie beurteilen 17,9% und Selbsthilfebroschüen, CDs oder Videos 14,9%.

Keine Erfahrungen mit den jeweiligen Hilfen zu haben und daher die Wirksamkeit nicht einschätzen zu können, gaben für Hypnose 34,6%, Kursprogramme 34,5%, Selbsthilfebroschüren/CD/Video 27,0%, Verhaltenstherapie 23,9%, Zyban sowie Akupunktur jeweils 21,4% und Nikotinersatztherapie 9,4% an.

Diskussion: Mehr als 30% der Hausärzte schätzt Hilfen zur Raucherentwöhung wie Hypnose oder Akupunktur, für die bislang keine Effektivität nachgewiesen werden konnte, ähnlich wirksam ein wie geprüfte Verfahren.

Für nahezu alle Hilfen, mit Ausnahme der Nikotinsubstitution, kann mehr als ein Fünftel der Hausärzte aufgrund mangelnder Erfahrungen keine Aussage zur Wirksamkeit treffen.


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