Sonntag, 12. Dezember 2010

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Die Weitsicht des Lyrikers Helmut Preißler
[RotFuchs - Dezember 2010 - Seite 10]

Das Gedicht
"Gedanken um konterrevolutionäre Ereignisse"
stammt aus dem Jahre 1972.

 

Am Anfang sind Fehler,

hergeholt aus Vergangenem,

ungeheuer vergrößert durch Lügen,

Quelle für Zweifel aus allem Erprobten.

Dann bringen die Zweifel

Mißtrauen gegen Genossen

und Hellhörigkeit

für das Geflüster der Feinde

 

Riesenhaft

scheinen ganz plötzlich die Mängel,

und das Gelungene

ist nicht mehr sichtbar.

Schützende Gitter

vor mordlustig lauernden Bestien

empfinden die tödlich Bedrohten

als Grenze der eigenen Freiheit.

 

Die Sinne verwirren sich.

 

Beschützte

verklagen die Schützenden.

Freie schreien nach Freiheit.

Bürger zerschlagen das Tor,

das die Brandstifter aussperrt.

Und die von Feinden Bedrohten

bedrohen die Freunde

und geben den Feinden das Beil.

 

Erbarmungslos schlägt der Feind zu,

wenn nicht starke Genossen

den Arm festhalten mitten im Schlag,

das Beil an sich reißen,

die Tore versperren,

die Freunde befreien vom Feinde und

von der Verwirrung.


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