Freitag, 19. November 2010

Wer den #Kampf um eine #bessere #Zukunft #aufgibt, #begräbt nicht nur #Träume #sondern #sich #selbst #gleich mit.


Gedanken zur Zeit 1892 15-11-10:

Die verlorene Zeit: ein halbes Jahrhundert Bücher "ausmisten"

(jjahnke.net)

http://www.jjahnke.net/gedanken61.html#1892


Um die Mitte des 20. Jahrhunderts kam ich zu literarischem und dann sehr schnell auch zu politischem Bewußtsein.

Ich verschlang vor allem soziologische, ökonomische, ökologische, philosophische und viele schlicht politische Bücher meterweise.

Fast 50 Meter Bücherregal dürften am Ende die Wände gefüllt haben. Erst waren es nur deutsche Werke, doch dann kamen immer mehr französisch- und englisch-sprachige hinzu.

Sie folgtem meinem Lebenweg von Deutschland nach Frankreich und wieder Deutschland und dann Großbritannien. Und jetzt muß ich altersbedingt das Meiste davon einfach ausmisten. Keine Bücherverbrennung bitte.

Vor allem die englischen Werke kann ich hier in Großbritannien einem Antiquariat schenken.

Auch anderen Altersgenossen wird es so oder ähnlich gehen, darunter vielen Besuchern des Infoportals (und deswegen denke ich hier laut). Es ist eigentlich traurig.

Nicht nur, daß man sich von Büchern trennt, viel mehr noch, daß man die vielen Hoffnungen auf eine bessere Gesellschaft, von denen diese Bücher in der einen oder anderen Weise handelten, längst begraben hat. Daher habe ich auch lange nicht mehr hineingeblickt.

Die Besichtigung längst begrabener Hoffnungen kann keine Freude bereiten. Sie frischen nur die vielen Enttäuschungen auf, die den Lebensweg immer wieder begleitet haben.

Was haben wir vor allem in den 60er und auch noch den 70er Jahren von einer besseren Gesellschaft geträumt! Eine, die dem Leben mehr Sinn geben würde, die Menschheit überall glücklicher machen könnte. Heute bleibt nur eine Bilanz: Es waren Träume.

Deswegen kann man auch solche Bücher nicht mehr in der Familie an jüngere Generationen weiterreichen. Die versuchen in aller Regel gar nicht erst, solche Träume zu träumen.

Und doch muß der Kampf weiter gehen. Wer den Kampf um eine bessere Zukunft aufgibt, begräbt nicht nur Träume sondern - im übertragenen Sinne - sich selbst gleich mit. Natürlich kann man nicht mehr für die alten Träume kämpfen.

Zu viel hat sich über fünfzig Jahre oder auch nur dreißig verändert. Illusionen lassen sich nicht auffrischen. Doch der Veränderungsbedarf ist immer noch immens.

Manchmal habe ich sogar den Eindruck, daß er immer noch wächst und schon längst den Berg meiner alten Bücher übertroffen hat.


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