Freitag, 19. November 2010

Untersuchung bei Primaten: Durch Männerfreundschaft zum Erfolg [via idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Georg-August-Universität Göttingen, Dr. Bernd Ebeling, 18.11.2010 19:00

Untersuchung bei Primaten: Durch Männerfreundschaft zum Erfolg

Wissenschaftler aus Göttingen und Leipzig haben herausgefunden, dass bei
Makaken ein direkter Zusammenhang zwischen Männerfreundschaften und
sozialem Erfolg besteht. Dr. Oliver Schülke und Prof. Dr. Julia Ostner vom
Courant Forschungszentrum "Evolution des Sozialverhaltens" der Universität
Göttingen konnten erstmals zeigen, dass die Stärke der sozialen Bindungen,
die ein Männchen in seiner Gruppe mit meist nicht verwandten
Geschlechtsgenossen eingeht, Einfluss auf seinen sozialen Aufstieg und
letztlich die Anzahl seiner Nachkommen hat.

Pressemitteilung Nr. 241/2010

Sperrfrist: Donnerstag, 18. November 2010, 19 Uhr

Untersuchung bei Primaten: Durch Männerfreundschaft zum Erfolg
Göttinger Wissenschaftler erforschen die Evolution sozialer Beziehungen
unter Assam-Makaken

(pug) Wissenschaftler aus Göttingen und Leipzig haben herausgefunden, dass
bei Makaken ein direkter Zusammenhang zwischen Männerfreundschaften und
sozialem Erfolg besteht. Dr. Oliver Schülke und Prof. Dr. Julia Ostner vom
Courant Forschungszentrum "Evolution des Sozialverhaltens" der Universität
Göttingen haben mit Forschern des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre
Anthropologie in Leipzig über mehrere Jahre die Evolution sozialer
Beziehungen von Assam-Makaken in Thailand untersucht. Die Forscher können
erstmals zeigen, dass die Stärke der sozialen Bindungen, die ein Männchen
in seiner Gruppe mit meist nicht verwandten Geschlechtsgenossen eingeht,
Einfluss auf seinen sozialen Aufstieg und letztlich die Anzahl seiner
Nachkommen hat. Die Ergebnisse werden unter dem Titel "Social bonds
enhance reproductive success in male macaques" am Donnerstag, 18. November
2010, in der Online-Ausgabe des Fachmagazins Current Biology
veröffentlicht.

Im thailändischen Naturschutzgebiet Phu Khieo Wildlife Sanctuary
beobachten die Wissenschaftler seit 2005 eine Gruppe von 50 bis 60 Assam-
Makaken. Bei der Untersuchung des Sozialverhaltens der Männchen entdeckten
sie strategisches Handeln: Wenn ein Makaken-Männchen eine enge Beziehung
zu einem der anderen der zehn oder elf Männchen der Gruppe geknüpft hat,
dann hilft der "beste Freund" auch in Kämpfen gegen andere Männchen.
"Anders als bei Weibchen geht es dabei nicht um den Zugang zu knappen
Ressourcen, sondern um die Manipulation der eigenen und der
Sozialbeziehungen anderer – also Politik. Diese Männchen kämpfen gemeinsam
um ihren sozialen Status", erläutert Dr. Schülke. Bislang vermuteten
Wissenschaftler, dass sich die Makaken-Männchen in Konkurrenzsituationen
nicht zusammenschließen, weil verwandtschaftliche Beziehungen in der Regel
fehlen.

In ihrer Langzeitstudie können die Wissenschaftler nachweisen, dass nicht
die Anzahl, sondern die Stärke der Bünde für die Koalitionen und den
Aufstieg entscheidend ist und dass alle Koalitionspartner profitieren. "Je
enger die Bindung eines Männchens zu Geschlechtsgenossen ist, desto öfter
geht es erfolgreich Koalitionen gegen andere Männchen ein. Das Männchen,
das im Herbst 2006 die engsten drei Bindungen in der beobachteten Gruppe
hatte, ist stetig im Rang gestiegen und steht heute mit seinem besten
Freund an der Spitze der Hierarchie", so Dr. Schülke. Gleichzeitig haben
Männchen, die nicht in Freundschaften investierten, stetig an Status
verloren oder den Aufstieg nie geschafft.

Mit dem Aufstieg in der Hierarchie steigt auch die Anzahl der gezeugten
Nachkommen und damit der Reproduktionserfolg sozial gut integrierter
Männchen. Diesen Zusammenhang konnten die Wissenschaftler nun erstmals
nachweisen, indem sie die genetische Vaterschaft anhand aus Kot gewonnener
DNA-Proben analysierten.

Von ihren Ergebnissen erhoffen sich die Forscher auch Erkenntnisse über
das menschliche Sozialverhalten. "Zusammen mit anderen neueren Studien
lassen unsere Ergebnisse darauf schließen, dass die engen Sozialkontakte
von Menschen ihre evolutionären Wurzeln außerhalb von verwandtschaftlichen
Beziehungen haben. Dies könnte erklären, warum der Verlust von
Freundschaften oder sozialer Integration beim Menschen ernsthafte
gesundheitliche Probleme zur Folge haben kann", so Dr. Schülke und Prof.
Ostner.

Die Wissenschaftler setzen ihre Beobachtung der Affengruppe fort. Dr.
Oliver Schülke erforscht die Muster von Kooperation und Konflikt zwischen
Individuen am Göttinger Courant Forschungszentrum, das aus Mitteln der
Exzellenzinitiative gefördert wird. Juniorprofessorin Dr. Julia Ostner
leitet hier die Nachwuchsgruppe "Soziale Evolution von Primaten".

Originalveröffentlichung:
Dr. Oliver Schülke et al.: Social bonds enhance reproductive success in
male macaques. Current Biology, 18. November 2010. Doi
10.1016/j.cub.2010.10.058

Hinweis an die Redaktionen:
Fotos zum Thema haben wir im Internet unter <
www.uni-
goettingen.de/de/3240.html?cid=3711> zum Download bereitgestellt.

Kontaktadresse:
Dr. Oliver Schülke
Georg-August-Universität Göttingen
Courant Forschungszentrum "Evolution des Sozialverhaltens"
Kellnerweg 6, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-9636, Fax (0551) 39-9637
E-Mail:
oliver.schuelke@biologie.uni-goettingen.de
Internet: <www.uni-goettingen.de/de/126972.html>

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Kooperationen

Sachgebiete:
Biologie
Geschichte / Archäologie
Gesellschaft
Psychologie
Tier- / Agrar- / Forstwissenschaften

Weitere Informationen finden Sie unter
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Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
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