Freitag, 19. November 2010

#Forscherposse beim DIW - #Was #nicht #passt, #wird #passend #gemacht [via Nachdenkseiten]


Forscherposse beim DIW –

Was nicht passt, wird passend gemacht

(Nachdenkseiten)

http://www.nachdenkseiten.de/?p=7394#h09

So unfrei kann Forschung sein: Ein Arbeitsmarktexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bezeichnet den Fachkräftemangel als "Fata Morgana".

 

Weil das nicht zu Aussagen des Präsidenten passt, verschob das DIW die Veröffentlichung der Studie – und trimmte sie auf Hauslinie. [...]
Dumm nur, dass in dieser Woche Zimmermanns DIW-Mitarbeiter Karl Brenke die Thesen seines Chefs widerlegen wollte.

 

Der Mangel an qualifizierten Kräften sei eine "Fata Morgana", überschrieb der Arbeitsmarktforscher den Entwurf zum aktuellen Wochenbericht des Instituts. Entgegen der weit verbreiteten Meinung gebe es kein knappes Angebot an Fachkräften.

 

Und wirklich dramatisch werde die Lage auch in Zukunft nicht.


Doch Institutsleiter Zimmermann soll die gegenteilige These seines untergebenen Forschers überhaupt nicht in den Kram gepasst haben, heißt es aus dem Umfeld der Forschungseinrichtung.

 

Nachdem SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE exklusiv vorab über Brenkes Entwurf berichtet hatten, reagierte das DIW prompt – und verschob die ursprünglich für denselben Tag geplante Veröffentlichung auf diesen Donnerstag. "Es gab einen hausinternen Diskussionsbedarf", erklärte ein DIW-Sprecher den Zwei-Tages-Aufschub auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. Am Donnerstag erschien die Studie dann.

 

Doch in der Zwischenzeit hat das DIW passend gemacht, was eigentlich nicht zusammen passt: Die Meinungen von Zimmermann und Brenke. Der Bericht ist von vorn bis hinten, nun ja, durchgebürstet – und der Linie des Präsidenten angepasst worden.

 

So tauchen in der neuen Fassung komplett neue Passagen auf: "Die zeitliche Perspektive ist die aktuelle Situation – mit Blick auf die Ausbildung der nächsten vier bis fünf Jahre.

Mittel- und längerfristige Trends sind nicht das Thema dieses Berichts", heißt es jetzt etwas verquer formuliert gleich zu Anfang. Übersetzt soll das wohl heißen: Brenke bezweifelt nunmehr den von seinem Chef heraufbeschworenen Fachkräftemangel nicht.

 

Auch die ursprüngliche Überschrift "Fachkräftemangel in Deutschland: eine Fata Morgana" wurde in eine Harmlosvariante geändert: "Fachkräftemangel kurzfristig noch nicht in Sicht". [...] Die Krönung der Redigieraktion aber folgt am Ende des Berichts. DIW-Präsident Zimmermann selbst kommentiert die Studie – und rückt dabei Brenkes Ergebnisse endgültig zurecht.

 

So fragt er zunächst rhetorisch: "Ist der vielseitig beklagte Fachkräftemangel ein Scheinriese, der gewaltig schrumpft, wenn man nur genauer hinschaut?"

 

Und gibt gleich die passende Antwort: "Fachkräfte sind bereits in einzelnen Branchen knapp, schon bald werden es viele Branchen sein. Der Fachkräftemangel wird mittelfristig zum bestimmenden Thema des Arbeitsmarkts werden."


Quelle: SPIEGEL

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,729831,00.html
 

Anmerkung RS: Selten dämlich, wie Zimmermann diese Manipulation vollzieht, nachdem klar war, dass die ganze Öffentlichkeit ihn dabei zuschauen würde. Oder ist er nur arrogant, nach dem Motto, wem traust du mehr, mir oder deinen eigenen lügenden Augen.

 

Anmerkung Jens Berger: Das ausgerechnet der SPIEGEL über diesen Skandal berichtet ist schon bemerkenswert, war er es doch, der die Mär vom Fachkräftemangel kräftig mitgesponnen (http://www.nachdenkseiten.de/?p=7364) hat.

 

Da kann man dem SPIEGEL nur wünschen, dass dieser Anflug kritischen Journalismus keine Eintagsfliege bleibt. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.


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