Donnerstag, 16. September 2010

Sie sind prädestiniert: Wie einst die Entdeckung des Arbeitslosen-Gens dem Staat Ausgaben in Milliardenhöhe ersparte.


Sie sind prädestiniert:

Wie einst die Entdeckung des Arbeitslosen-Gens

dem Staat Ausgaben in Milliardenhöhe ersparte.

(Nachdenkseiten)
http://www.nachdenkseiten.de/?p=6749#h09


Noch vor gar nicht allzu langer Zeit dachte man, Arbeitslosigkeit sei ein »soziales Risiko«, also etwas, das potentiell jeden treffen könne und das daher nach gesellschaftlicher Absicherung verlange.

 

Wenn Arbeitslosigkeit auch mich treffen kann, so dachten die Menschen, dann ist es gar nicht unpraktisch, jeden Einzelnen für den Fall abzusichern, dass er unschuldigerweise seiner Verwert- und Nutzbarkeit verlustig geht.

 

Daher stammt die heute irrwitzig erscheinende Idee, dass der Staat Arbeitslosen selbst für ihr nutzloses Dahinsiechen vor Flachbildfernsehern Beiträge in ihre Rentenkasse einzahlen solle.

 

Freilich nicht viel, aber immerhin so viel, dass sich der monatliche Rentenanspruch des Arbeitslosen pro Jahr um 2,09 Euro erhöhte.

Doch die Zeiten haben sich geändert, denn im Zuge der Entdeckung des Juden- und des Basken-Gens durch den Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin wurde auch das Arbeitslosen-Gen entschlüsselt.

 

So begriff man schließlich, dass es derlei Symbolpolitik wie etwa Rentenzuschüsse für Hartz-IV-Empfänger gar nicht bedarf, sondern dass vielmehr jede noch so kleine Anerkennung für Arbeitslose nur zu deren Vermehrung beiträgt.

 

Also strich man den Empfängern von Leistungen der Leistungsträger den Rentenbeitrag und ersparte damit den Steuerzahlern in den Jahren 2011 bis 2014 7,2 Milliarden Euro. Auch strich man das Elterngeld für Arbeitslose, um deren unermessliche Gebärfreude und damit endlich auch die Arbeitslosigkeit selbst wirksam zu bekämpfen.

 

Das ersparte dem Staat im genannten Zeitraum 1,6 Milliarden Euro. Die sogenannten Pflichtleistungen, mit denen der Staat einst Arbeitslosen rechtmäßig garantierte, durch mehr oder weniger geeignete Maßnahmen ihre Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt voranzutreiben, wurden durch »Ermessensleistungen« ersetzt.

 

Denn wenn der Arbeitsvermittler ahnt, dass sein unglückseliges Gegenüber das Arbeitslosen-Gen in sich trägt, was sollen da schon Bewerbungskurse ausrichten?

 

Die Umwandlung von Pflicht- in Ermessensleistungen seitens der staatlichen Arbeitslosenbetreuung sparte im selben Zeitraum immerhin 16 Milliarden Euro ein und entlasteten damit die Leistungsträger.

Quelle: Jungle World  (http://jungle-world.com/artikel/2010/36/41670.html)

 

Anmerkung RS: Im Anbetracht des aktuellen Diskussionsniveaus könnte man diesen satirischen Beitrag fast mit einem ernst gemeinten verwechseln.

Posted via email from Dresden und Umgebung

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