Donnerstag, 19. August 2010

Lucas Zeise - Gratulation, Herr Hundt! (via Nachdenkseiten)


Lucas Zeise – Gratulation, Herr Hundt!

(Nachdenkseiten)

http://www.nachdenkseiten.de/?p=6532#h14

Man kann den Herren Dieter Hundt, Martin Kannegiesser und Hans-Peter Keitel – den Präsidenten der Arbeitgeberverbände BDA, Gesamtmetall und BDI – also zunächst gratulieren. Ihre Strategie ist aufgegangen. Riskant war sie nicht.

 

Wäre der Zwischenaufschwung der globalen Nachfrage ausgeblieben oder schwächer ausgefallen, so hätten die rheinischen Kapitalisten eben doch von Kurzarbeit zur Massenentlassung schreiten müssen.

 

Das wäre nicht schön gewesen.

 

Aber das Risiko lag beim Staat und den stets willigen Gewerkschaften. Die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Unternehmen, die im allgemeinen Sprachgebrauch dann "wir" genannt werden, liegt "uns" allen am Herzen.

 

Die Gratulation für die richtige Strategie gilt aber nur vorläufig und bedingt. Vorläufig, denn nur die Einfältigen – wie beispielsweise Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und sein FDP-Parteichef Guido Westerwelle – wähnen die deutsche Volkswirtschaft kurz vor einem richtigen Aufschwung. (…)

Aber einige Volkswirte zweifeln zu Recht und wagen den von der Angebotstheorie verpönten Gedanken zu denken: Das Land und seine Volkswirtschaft könnten nun ein wenig mehr effektive Konsumnachfrage gebrauchen.

 

Ganz kühne unter ihnen folgen jetzt zaghaft sogar ausgewogen-liberalen Menschen wie dem "Wirtschaftsweisen" Peter Bofinger, der – lange isolierten – Stimme der Vernunft im Sachverständigenrat.

 

Drei Prozent wirklichen Zuwachs für die Löhne schlägt er vor.

 

Das hat er in traditioneller Weise errechnet: Produktivitätszuwachs (von rund einem Prozent) plus jene Inflationsrate von nahe zwei Prozent, die von der Europäischen Zentralbank gewünscht ist. Eigentlich müssten es dann ja vier Prozent sein, kalkuliert (angesichts des auf über ein Prozent geschätzten Produktivitätswachstums) nun schon mancher im Geiste der Angebotstheorie trainierte Volkswirt.

 

Er fragt dann aber, sich künstlich ahnungslos und naiv gebend: "Nur kann mir jemand sagen, wie wir die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer stärken können?" Diesmal meint "wir" aber nicht mehr die Unternehmen, sondern eher die Regierung.

Da fällt mir auf Anhieb eine Menge ein: Abschaffung der Hartz-IV-Gesetze und der Leiharbeit; Schluss mit der Zulassung befristeter Arbeitsverträge und der Entwertung der Arbeitslosenversicherung; Einführung flächendeckender Mindestlöhne und Verbindlichkeitserklärungen bestehender Tarifverträge, Verbot der Aussperrung; einheitliche Tarifverträge im öffentlichen Dienst; Ende der Privatisierungen; Verpflichtung der Bahn, Post und Telekom, anständige Löhne zu bezahlen.

 

Und so weiter.

Quelle: FTD

 

Posted via email from 01159 Dresden Löbtau-Süd und Umgebung

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