Mittwoch, 25. August 2010

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Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Veterinärmedizinische Universität Wien, Beate Zöchmeister, 25.08.2010
09:45

Auf den Hund gekommen – Physiotherapie für arthritische Vierbeiner

Vierbeiner werden oft so behandelt wie Zweibeiner -  das erstreckt sich
auch auf ihre medizinische Betreuung. Tieren mit Arthrose werden
beispielsweise dieselben Formen von Physiotherapie wie Menschen angeboten,
obwohl die meisten Methoden nicht an Tieren getestet wurden.

 
Eine aktuelle Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien behebt
dieses Defizit und zeigt, dass relativ einfache Maßnahmen wie das Bergaufgehen
oder Überwinden einfacher Hindernisse dabei erheblich helfen können, die
Gelenke von Tieren zu beugen und das Leiden zu lindern, das durch die
Arthrose verursacht ist.

Als Jack Benny, der legendäre amerikanische Entertainer, einen Preis
erhielt, sagte er: "Ich verdiene diesen Preis nicht, aber ich habe
Arthritis – und das verdiene ich auch nicht."

 
Von verschiedenen schmerzhaften Erkrankungen der Gelenke sind Menschen
wie Tiere betroffen, mit zunehmendem Alter sind es vor allem arthrotische
Erkrankungen.

Arthrose beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich; einfache Aktivitäten
wie Spaziergänge oder Stiegensteigen werden oft extrem schmerzhaft. Die
angebotenen Therapien sind vielfältig, üblicherweise wird eine Kombination
aus Medikamenten und Physiotherapie angewandt. Aber diese richten sich
eher gegen die Symptome, als dass sie das Gesamtbefinden verbessern.

Es ist wenig überraschend, dass auch Tiere an Arthrose leiden können.
 
Und da Haustiere, vor allem Hunde, ihre Besitzer stets begleiten, also auch
beim Spazierengehen und Treppensteigen, kann dies auch schwierig und
schmerzhaft für arthrotische Hunde sein.

Therapien stützen sich auf die Verwendung von schmerzstillenden Medikamenten,
kombiniert mit Physiotherapie.

Die Ziele der Physiotherapie sind – bei Mensch und Hund gleichermaßen –
Schmerzlinderung und die Verbesserung der Funktionen der betroffenen
Gelenke und Gliedmaßen.

Mehrere Physiotherapie-Maßnahmen sind einsetzbar, aber bisher gab es nur
eingeschränkt Untersuchungen über ihre Wirkung bei Hunden.

Das hat sich geändert mit der Veröffentlichung der Studie von Peter Holler
aus der Gruppe von Barbara Bockstahler von der Veterinärmedizinischen
Universität Wien in der aktuellen Ausgabe des "American Journal of Veterinary Research".

Bergauf, bergab und über Hindernisse

Basis der Untersuchung sind ein speziell gestaltetes Laufband und ein
ausgeklügelter Algorithmus, analysiert wurden die Bewegungen der Gelenke
an den Vorder- und Hinterläufen von Hunden und während drei
unterschiedlicher Übungen, die in der Physiotherapie angewandt werden:
Bergaufgehen, Bergabgehen und Überschreiten von Hindernissen. Sie
verglichen die Ergebnisse mit Bewegungen, wenn die Hunde eben und ohne
Hindernisse gehen. Die Ergebnisse waren ausgesprochen aufschlussreich: Das
Bergaufgehen verursachte stärkere Hüftbeugung, das Knie hingegen wird
weniger bewegt. Es verursachte auch einen Rückgang der Beschleunigung im
Karpalgelenk und im Ellbogen.

Bergabgehen bewirkte, dass die Hüfte weniger gebeugt wurde und das
Sprunggelenk  weniger gestreckt wurde, während es in Ellbogen und Hüften
zu geringeren Beschleunigungen kam. Die deutlichste Wirkung zeigte sich,
wenn die Hunde über niedrige Hindernisse stiegen: Alle Gelenke mit
Ausnahme von Hüfte und Schulter wurden stärker gebeugt, Karpal- und
Kniegelenk weiter geöffnet.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Experimente zeigten, dass die drei
Methoden verschiedene und spezifische Effekte auf die Bewegung von
Hundegelenken haben. Das Berabgehen scheint kaum therapeutischen Nutzen zu
haben, aber das Bergaufgehen und das Verwenden von Hindernissen könnten
eine wichtige Rolle in der Therapie spielen. Bergaufgehen ist eine
einfache Übung, mit der die Flexibilität der betroffenen Gelenke, vor
allem der Hüfte, verbessern werden kann; das Steigen über Hindernisse kann
nützlich sein, um die Beugung der Gelenke in den vorderen und hinteren
Gliedmaßen zu verbessern. Bei Hunden, die kurz zuvor am Schienbein
operiert wurden, ist das Gehen über Hindernisse nicht zu empfehlen, weil
das verstärkte Beugen der Gelenke die Sehnen, die das Knie mit dem
Schienbein verbinden, zu sehr beanspruchen könnte.

Weder das Bergaufgehen noch das Gehen über Hindernisse bedarf teuren
Equipments. Darüber hinaus sind beide Programme einfach und können leicht
von den Tierbesitzern überwacht werden.

 
Wie Bockstahler sagt: "Diese Übungen werden oft empfohlen, um die
Beweglichkeit von Gelenken bei Hunden mit Arthrose zu verbessern.
 
Bisher hat sich noch keiner die Mühe gemacht zu testen, ob sie funktionieren.
 
Wir sind auf jeden Fall sehr froh darüber, berichten zu können,
dass sie den Tieren tatsächlich nutzen."

Die Studie "Kinematic motion analysis of the joints of the forelimbs and
hind limbs of dogs during walking exercise regimens" von Peter J. Holler,
Verena Brazda, Barbara Dal-Bianco, Elisabeth Lewy, Marion C. Mueller,
Christian Peham, and Barbara A. Bockstahler wurde in der Juli-Ausgabe 2010
im  "American Journal of Veterinary Research" (AJVR 71, Vol. 7, 734-740)
veröffentlicht.

Rückfragehinweis:
Priv.-Doz. Dr. Barbara Bockstahler, T: +43 664 60257-6616, E:
barbara.bockstahler@vetmeduni.ac.at

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse

Sachgebiete:
Medizin
Tier- / Agrar- / Forstwissenschaften

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news383570

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1560

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