Donnerstag, 15. Juli 2010

--->>> WZB-Studie zeigt: Bildung schützt nicht vor Fremdenfeindlichkeit <<<---


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH, Dr. Paul Stoop,


Germanophobie in der Schweiz

WZB-Studie zeigt: Bildung schützt nicht vor Fremdenfeindlichkeit


Deutsche, die in der Schweiz Wohnung und Arbeit gefunden haben, sind
nicht sonderlich beliebt. Immer wieder gibt es Debatten in den
Schweizer Medien, in denen die Angst vor einer deutschen Übermacht
thematisiert wird. Marc Helbling, wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), hat jetzt die
Hintergründe der Germanophobie untersucht, die nicht nur ein
Medienphänomen ist.

Ressentiments gegen die gut ausgebildeten Deutschen, die seit Ende der
1990er Jahre in großer Zahl in die Schweiz eingewandert sind, waren
bisher noch nicht sozialwissenschaftlich erforscht. In der Studie "Why
Swiss-Germans dislike Germans" von Marc Helbling steht die Stadt
Zürich im Mittelpunkt, in der über 26.000 der 330.000 Einwohner aus
Deutschland stammen; sie stellen damit die größte Gruppe der
Einwanderer. Auf der Unbeliebtheitsskala belegen die Deutschen den
vierten Platz nach den Migranten aus Ex-Jugoslawien sowie arabischen
und türkischen Einwanderern. Die Deutschen sind unbeliebter als alle
anderen Westeuropäer.

Bislang ist man in der Migrationsforschung davon ausgegangen, dass vor
allem Migranten angefeindet werden, die aus ganz fremden Kulturkreisen
stammen. Doch die Deutschen stoßen trotz kultureller Nähe zur Schweiz
auf Ressentiments, weil ihr massiver Zuzug als kulturelle Bedrohung
verstanden wird. Helbling weist nach, dass Deutsche anders als
Italiener oder Franzosen von den Schweizern als kulturell sehr
verschieden wahrgenommen werden - trotz geringer Unterschiede in
Sprache und Kultur.

Außerdem gibt es eine ökonomische Seite: Anfeindungen gegen die
Deutschen treten auch unter gut ausgebildeten Schweizern auf - und
zwar dann, wenn die beiden Gruppen auf dem Arbeitsmarkt akut
miteinander konkurrieren, weil sie auf Jobsuche sind oder einen
Karrieresprung planen. Das widerlegt die in der Migrationsforschung
bislang im Vordergrund stehende These: Je gebildeter Menschen sind,
desto weniger fremdenfeindlich sind sie. Auf dem Arbeitsmarkt
etablierte Schweizer mit gutem Posten lehnen Deut-sche dagegen weniger
ab.

Für die Migrationsforschung ist das Verhältnis zwischen Schweizern und
Deutschen deshalb interessant, weil es zeigt, dass auch gut
ausgebildete und kulturell angepasste Einwanderer auf Ablehnung stoßen
können. Allein durch bessere Ausbildung und kulturelle Integration ist
das Problem der Ressentiments gegen Migranten nicht gelöst.

Pressekontakt:
Kerstin Schneider, Referat "Information und Kommunikation", Tel.:
030/25491-510, E-Mail: Kerstin.Schneider@wzb.eu

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Wissenschaftspolitik

Sachgebiete:
Gesellschaft
Pädagogik / Bildung
Politik

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