Sonntag, 18. Juli 2010

--->>> Wie rechts darf man sein? <<<--- (Schweriner Volkszeitung)


Wie rechts darf man sein?

(Schweriner Volkszeitung)


GREIFSWALD - Er warnt vor der Übermacht des Islam.

 

Er sagt, dass zu viele Einwanderer hier leben, die die deutsche Kultur nicht achten.

 

Er trägt Thor-Steinar-Kleidung, die als Erkennungszeichen unter Rechtsextremen gilt.

 

Und er will eine Haider-Partei nach dem Vorbild der rechtspopulistischen österreichischen FPÖ mitgründen, wenn die CDU unter Merkel nicht endlich von ihrem "Links-Kurs" abrückt.

 

Kurz: Professor Ralph Weber von der Universität Greifswald ist rechts. So rechts, dass manche vermuten, der CDU-Mann sei ein heimlicher Neonazi-Freund.

"Die NPD-Leute waren zufällig

auf der gleichen Veranstaltung"

"Rechts-Professor auf extrem rechten Wegen", titelte eine Zeitung kürzlich und schrieb, Weber habe mit Udo Voigt, dem Bundesvorsitzenden der rechtsextremen NPD, über eine geplante Partei rechts von der CDU gesprochen. Mit Matthias Faust, dem Chef der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU), soll Weber telefoniert und ebenfalls über die Parteiengründung gesprochen haben. Und CDU-Landeschef Lorenz Caffier wird mit harscher Kritik an seinem Partei-Kollegen zitiert: "Herrn Weber sollte klar sein: Wer sich mit rechtsextremen Kräften einlässt, passt nicht in die CDU."

Ralph Weber selbst sagt, die ganzen Vorwürfe seien Unsinn. "Mit der DVU habe ich gar nicht gesprochen". Und was die NPD angeht: "Mit denen habe ich mich nicht getroffen, sondern die waren zufällig auf einer Veranstaltung, auf der ich auch war." Vor seinem Büro in der Greifswalder Innenstadt hat der Jura-Professor eine Gegendarstellung angepinnt. Darin spricht er von der "Faschismuskeule" und klagt, dass Journalisten rechts-konservative, patriotische Positionen ständig in einen Topf werfen würden mit rechtsextremen Positionen. "Man will uns mundtot machen", sagt Ralph Weber. "Rechts bin ich ja, aber nicht rechtsextrem."

"Die Übergänge zwischen rechts und rechtsextrem sind fließend"

Was der Jura-Professor allerdings einräumt: Eine Partei nach dem Vorbild der österreichischen FPÖ wünscht er sich durchaus - "wenn die CDU nicht mehr in der Lage ist, die christlich-konservativen Werte zu vertreten." Ein Wunsch, der zu Recht irritiert?
 
Politikwissenschaftler Hubertus Buchstein, ein Experte für Rechtsextremismus an der gleichen Uni wie Weber, sagt: "Bei der FPÖ und der BZÖ in Österreich lässt sich beobachten, dass die Übergänge zwischen rechts und rechtsextrem in der Praxis durchaus fließend sind."

Die Theorie trenne klar: Als rechtsextrem gelten laut Buchstein Gruppierungen wie die NPD, die mit ihren rechten Positionen einen Staat jenseits der Verfassung aufbauen wollen - mehr oder weniger offen. Rechtspopulisten dagegen bewegten sich nach ihrem Selbstverständnis innerhalb des Grundgesetzes, sagt Buchstein. Aber: "Dem Haider-Umfeld haben sich in Österreich auch Extreme angeschlossen, was bis zu Äußerungen führte, in denen Hitler gelobt wurde. Bei uns wäre das vermutlich nicht anders." Kurz gesagt: Einer rechte Partei könnte in der Praxis zu eine Partei mit rechtsextremen Zügen ausufern.

Ralph Weber selbst distanziert sich von rechtsextremen Gruppierungen. "Mit der NPD kann man nicht zusammenarbeiten", sagt er. Eben weil sie auf einen Staat jenseits der Verfassung abziele. Und, weil zu ihr auch Holocaust-Leugner gehörten. Leute, die bei der NPD mal "angeklopft", dann aber festgestellt hätten, dass sie dort nicht hingehörten, findet Weber als Gesprächspartner dagegen völlig in Ordnung. "Die sind ja nicht auf ewig gebrandmarkt."

 
Zur neuen Partei "rechts von der CDU" könnten demnach frustrierte Konservative, frühere Jörg-Haider-Bewunderer und ehemalige NPD-Symphatisanten gehören. Wenn sie denn entsteht. Noch sei der Plan nicht konkret genug, sagt Weber. Bundesweit gebe es aber 80 bis 100 Konservative, die mitziehen würden, aus Unzufriedenheit über den Kurs unter Kanzlerin Merkel.
 
Weber hält vor allem die Abtreibungspolitik der CDU für zu lasch, die EU- und Einwanderungspolitik für fatal. Vor seinem Büro hat er ein Plakat aufgehängt, das einen Mann an einer Weggabelung zeigt: links eine Kirche, rechts eine Moschee, darunter: "Europa am Scheideweg". Die "multikulturelle Durchmischung", sagt er in einem Interview mit der rechtspopulistischen Zeitschrift "Zuerst", sei auch mitschuld am deutschen Werteverfall. Die neue Partei müsste konservative Werte wieder zum Allgemeingut machen.

Thor Steinar-Kleidung trägt Ralph Weber übrigens aus praktischen Gründen, wie er sagt. "Die Gürtel haben keine vorgestanzten Löcher, man kann sie schließen, wo man es braucht." Und dass die Marke als Erkennungszeichen der Rechtsextremen gilt, ignoriert er. "Es ist mir egal, wie andere das einordnen. Diesen Unfug mache ich nicht mit."

 

Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

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