Montag, 26. Juli 2010

Hohe Rendite, wenig Risiko: RUB-Forschungsprojekt "Vermögen Modern Diversifizieren" [idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König

 

Hohe Rendite, wenig Risiko:

RUB-Forschungsprojekt "Vermögen Modern Diversifizieren"

Die weltweite Finanzkrise zeigte es allzu deutlich: Klassische
Methoden zur Vermögensaufteilung haben versagt. Wie sich Geld bei
möglichst geringem Risiko möglichst gewinnbringend anlegen lässt,
erforschen Bochumer Mathematiker um Prof. Dr. Holger Dette (Stochastik
und Statistik) im Projekt VMD – "Vermögen Modern Diversifizieren".
Erste Zwischenergebnisse des Projekts sind vielversprechend – so
konnten die RUB-Forscher das Anlagerisiko deutlich verringern.

Bochum, 20.7.2010
Nr. 229

Hohe Rendite, wenig Risiko
RUB-Forschungsprojekt "Vermögen Modern Diversifizieren"
Erste Ergebnisse: Software zur Portfolio-Optimierung aus Bochum

Die weltweite Finanzkrise zeigte es allzu deutlich: Klassische
Methoden zur Vermögensaufteilung haben versagt. Wie sich Geld bei
möglichst geringem Risiko möglichst gewinnbringend anlegen lässt,
erforschen Bochumer Mathematiker um Prof. Dr. Holger Dette (Stochastik
und Statistik) im Projekt VMD – "Vermögen Modern Diversifizieren".
Erste Zwischenergebnisse des Projekts sind vielversprechend – so
konnten die RUB-Forscher das Anlagerisiko bis um den Faktor zehn
verringern. Zum Transfer der Forschungsergebnisse aus dem noch
laufenden Projekt wurde inzwischen die Firma "quasol" gegründet, die
eine entsprechende Software vertreibt.

Die optimale Anlagestrategie

Vermögen auf verschiedene Anlageklassen aufzuteilen, ist eine
schwierige Aufgabe. So versprechen beispielsweise Aktien eine
lukrative Rendite, besitzen aber gleichzeitig ein hohes Verlustrisiko.
Andererseits gelten Staatsanleihen als sehr sichere Anlage, derzeit
sind dort aber nur geringe Erträge zu erzielen. Genau an diesem Punkt
setzt das RUB-Projekt VMD an: Mit Hilfe moderner statistischer
Verfahren schätzen die Forscher realistische Renditeerwartungen und
Risiken der einzelnen Anlagemöglichkeiten. Das Ergebnis ist eine
optimale Anlagestrategie für den jeweiligen Investor. Dabei sind die
Renditeerwartung und Risikobereitschaft des Investors die
entscheidenden Einflussgrößen. Zudem werden Wechselwirkungen zwischen
den einzelnen Anlagen berechnet und "ausgenutzt", um das Risiko
möglichst gering zu halten.

Markowitz-Modell weiterentwickelt

Die modernen statistischen Modelle sind Erweiterungen der
Portfoliotheorie von Harry M. Markowitz, der für seine Arbeit aus den
50er-Jahren 1990 den Wirtschaftsnobelpreis erhielt. Die Finanzkrise
offenbarte, dass das Modell die Realität nicht mehr abbilden kann. So
wurden z. B. Risiken systematisch unterschätzt, was sich in teilweise
dramatischen Wertverlusten widerspiegelte. Daraus entstand die Idee am
Bochumer Lehrstuhl für Stochastik, das Modell weiterzuentwickeln.
"Lange Zeit war die Rechenleistung der limitierende Faktor. Inzwischen
können wir jedoch deutlich komplexere und umfangreichere Mengen an
Informationen verarbeiten", sagt Prof. Dette. "Das ermöglicht uns,
Risiken genauer zu spezifizieren und Parameter präziser zu schätzen."

Ein Rechenbeispiel

Beispielsweise beläuft sich das Risiko eines typischen Fonds für
Privatanleger auf 15,4 Prozent, wenn man den Markowitz-Ansatz
verwendet. Jedoch beträgt das "wahre", historisch aufgetretene Risiko
21,72 Prozent – es wird also um rund ein Drittel unterschätzt. Nach
der Optimierung lag das Risiko nur noch bei 2,5 Prozent. Dabei blieb
die erwartete Rendite unverändert und lediglich die Aufteilung des
Kapitals auf die einzelnen Anlagen wurde verändert. "Das verdeutlicht
das enorme Verbesserungspotenzial, das die neuen Modelle enthalten",
so Prof. Dette. Das Forschungsprojekt läuft noch bis Ende des Jahres
und wird von der EU im "Exist"-Programm, vom Europäischen Sozialfonds
und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Umfang von
100.000 Euro gefördert.

Spin-off zur Vermarktung gegründet

Um die Forschungsergebnisse auch der Wirtschaft zugänglich zu machen,
gründeten RUB-Absolventen das Spin-off "quasol". Das neue Unternehmen
befindet sich in der Markteintrittsphase und steht bereits in
Verhandlungen mit namhaften Instituten zur Einführung des so genannten
"Asset Allocation-Tools". Geschäftsführer sind der ehemalige
Lehrstuhlmitarbeiter Dr. Daniel Ziggel und die Rechtsanwältin Vanessa
Peters, ebenfalls Absolventin der Ruhr-Universität Bochum. Ziel ist,
aktuelle und zukünftige Forschungsergebnisse in anwenderfreundliche
Software umzusetzen. "Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen
Theorie und Praxis. Quantitative Fragestellungen aus der Wirtschaft
lösen wir in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Stochastik und setzen
sie so um, dass sie kommerziell nutzbar sind. Dabei bereiten wir
komplexe statistische Sachverhalte kundengerecht auf", sagt Daniel
Ziggel. Interessant sind die Ergebnisse insbesondere in der Beratung
von vermögenden Privatkunden und der Vorbereitung von
Anlageentscheidungen institutioneller Investoren, etwa Pensionskassen
oder Versicherungen.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Holger Dette, Fakultät für Mathematik der RUB, Mathematik
III – Stochastik, insbesondere Statistik, Tel. 0234/32-28284, E-Mail:
holger.dette@rub.de
Dr. Daniel Ziggel, quasol, Tel. 02501/9779662, E-Mail:
daniel.ziggel@quasol.de

Redaktion: Jens Wylkop

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Mathematik
Wirtschaft



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