Sonntag, 20. Juni 2010

"Kluge Köpfe kommen öfter: Die Statistik und der weibliche Orgasmus"

 
----- Original Message -----
Sent: Monday, June 14, 2010 4:09 PM
Subject: "Frauen kommen nicht häufiger zum Orgasmus, wenn ihre Partner wohlhabend sind"

 


 

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Ludwig-Maximilians-Universität München, Luise Dirscherl

Kluge Köpfe kommen öfter:

Die Statistik und der weibliche Orgasmus

 

Frauen kommen nicht häufiger zum Orgasmus,

wenn ihre Partner wohlhabend sind.

 

Zu diesem Schluss kommen die LMU-Forscher Professor
Torsten Hothorn und seine Mitarbeiterin Esther Herberich - und
widerlegen damit eine Studie, die letztes Jahr für Furore sorgte.

 

Die statistische Auswertung einer Befragung von mehr als 1.500 Chinesinnen durch

britische und niederländische Forscher schien damals den Schluss nahezulegen,

dass die Partnerinnen reicher Männer häufiger einen Orgasmus haben.

Erst als Hothorn und Herberich die Originaldaten zu Lehrzwecken erneut
auswerteten, zeigte sich, dass dieses Ergebnis nicht auf einem
wirklichen Zusammenhang, sondern nur auf einem Fehler in dem
verwendeten Statistikprogramm beruhte.

 

"Unsere Analyse hat gezeigt, dass in erster Linie der Bildungsstand der Frauen, aber auch ihr
Gesundheitszustand und ihr Alter für die Anzahl der Orgasmen
verantwortlich sind", berichtet Herberich.

 

Diese Ergebnisse haben die LMU-Forscher nun zusammen mit den Autoren der

Originalpublikation veröffentlicht. "Die Ausgangsstudie basiert auf öffentlich
zugänglichen Daten", sagt Hothorn. "Das erhöht ihren
wissenschaftlichen Wert ungemein, weil unabhängige Forscher nur so die
Ergebnisse überprüfen und bestätigen können - oder eben auch
widerlegen." (Evolution and Human Behavior online, März 2010)

Diese Meldung ging um die Welt: Chinesische Frauen erleben mit
wohlhabenden Partnern mehr sexuelle Höhepunkte. Thomas V. Pollet von
der niederländischen Universität Groningen und Daniel Nettle von der
Newcastle University in Großbritannien hatten dafür die Daten von
1.534 Chinesinnen ausgewertet, die in der Studie "Chinese Health and
Family Life Survey" (CHFLS) ausführlich über ihr persönliches Leben
Bericht erstattet hatten.

 

Die Ergebnisse seien auch auf westliche Länder übertragbar,

folgerten die Wissenschaftler und lieferten gleich eine biologische

Erklärung  für das kontrovers diskutierte Ergebnis:
Manchen Evolutionstheorien zufolge zeige der weibliche Orgasmus an,
dass eine Frau einen guten Partner gefunden habe - und ein hohes
Einkommen mache schließlich begehrenswert und attraktiv. Zu
Lehrzwecken werteten Hothorn und Herberich die Daten erneut aus,
konnten das Ergebnis aber nicht replizieren.

Vielmehr zeigte sich, dass die ursprüngliche Schlussfolgerung auf
einem Fehler in dem verwendeten Statistikprogramm beruhte. "Letztlich
wurde dadurch aus einer Vielzahl von statistischen Modellen ein
falsches als das am besten passende ausgewählt", sagt Herberich, die
sich in ihrer Diplomarbeit mit den Berechnungen beschäftigte.

 

"Als wir dann das statistisch angemessene Modell betrachteten,

ergab sich ein völlig anderes Bild:

Die Orgasmushäufigkeit der Frauen hängt am
stärksten mit ihrem Bildungsniveau, aber auch mit ihrem
Gesundheitszustand und dem Alter zusammen.

 

Jüngere und gesündere Frauen berichteten über häufigere sexuelle Höhepunkte

als ältere und wenig gesunde.

 

Das Einkommen des Partners erwies sich dagegen als
unbedeutende Variable in diesem Zusammenhang."

Zusammen mit den Autoren der Originalpublikation veröffentlichten die
LMU-Forscher nun die neuen Ergebnisse. "Diese Korrektur war nur
möglich, weil die ursprüngliche Studie von Pollet und Nettle auf
öffentlich zugänglichen Daten basierte", sagt Hothorn. "Anders hätten
wir ihre Schlussfolgerungen nicht überprüfen können. Es sollte daher
wissenschaftlicher Standard werden, sowohl die Originaldaten als auch die

statistischen Analysemethoden zusammen mit den Ergebnissen zu veröffentlichen.

 

Auf diese Art wäre der Weg, auf dem Schlussfolgerungen gezogen werden,

für jedermann nachvollziehbar." (CA/suwe)

Publikation:
"A re-evaluation of the statistical model in Pollet and Nettle 2009";
Esther Herberich, Torsten Hothorn, Daniel Nettle, Thomas V. Pollet;
Evolution and Human Behavior, Band  31, S. 150-151, März 2010;
doi:10.1016/j.evolhumbehav.2009.12.003

Ansprechpartner:
Diplom-Statistikerin Esther Herberich
Institut für Statistik der LMU
Tel.: +49 - (0)89 / 2180 - 3198
Mobil: +49 - (0)163 / 6805944
E-Mail: Esther.Herberich@stat.uni-muenchen.de
Web: www.statistik.lmu.de/~herberich/

Prof. Dr. Torsten Hothorn
Institut für Statistik der LMU
Tel.: +49- (0)89 / 2180 - 6407
E-Mail: Torsten.Hothorn@stat.uni-muenchen.de
Web: www.stat.uni-muenchen.de/~hothorn/

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Gesellschaft
Mathematik


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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
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