Sonntag, 23. Mai 2010

Vermögensverteilung: Die Reichen schneiden sich e. immer größeres Stück aus e. stagnierenden Kuchen

 

global news 1975 08-04-10:

Vermögensverteilung:

Die Reichen schneiden sich ein immer größeres Stück

aus einem stagnierenden Kuchen

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Der deutsche Vermögenskuchen ist in den fünf Jahren bis 2007 nur noch um 2 % pro Jahr gewachsen. Dennoch haben die Reichen ein immer größeres Kuchenteil für sich herausgeschnitten. Der Anteil des obersten Zehntels stieg in diesem Zeitraum noch einmal von 57,9 % auf 61,1 %. Dabei hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Privathaushalten lebende Menschen ab 17 Jahren erfaßt.


Das oberste 1 % kommt bereits auf 23 % aller Netto-Vermögen bei Vermögen ab 817.200 Euro. Beim obersten Zehntel sind es noch Vermögen ab 222.300 Euro. Dagegen fällt der Wert für die untersten 70 % oder fast drei Viertel der Menschen in Deutschland auf Vermögen von durchschnittlich nur noch 8.600 Euro. Ihr Anteil am Kuchen ging über die fünf Jahre von 10,5 % auf nur noch 9 % zurück. In Eurowerten war das ein Rückgang von 5,7 %, während das oberste eine Prozent 10 % zulegen konnte und das oberste Zehntel 6,6 % (Abb. 14174).

 

Wie ungleich sich die Vermögensverteilung entwickelt, zeigt auch der Median, d.h. der Wert genau in der Mitte zwischen dem oberen und dem unteren Teil der Personen. Der stieg nur um magere 1,9 %.

In einem Interview im Tagesspiegel warnt Michael Hartmann, Prof. für Soziologie an der TU Darmstadt, vor einer immer größeren Radikalisierung der Eliten in Deutschland:

"Deutschlands Elite ist erstens homogener geworden. Die politische Elite hat sich der wirtschaftlichen angeglichen. Im neuen Kabinett Merkel haben drei Großbürgerkinder zentrale Ministerien inne: Guttenberg aus einer der 400 reichsten Familien Deutschlands und 800 Jahre altem Adel, de Maizière aus einer gut vernetzten Hugenottenfamilie und von der Leyen. Das gab es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie. Man ist immer mehr unter sich und wird mit anderen Lebenswirklichkeiten gar nicht mehr konfrontiert. Zweitens haben sich Deutschlands Eliten radikalisiert - das sieht man an Äußerungen wie den zitierten (Westerwelle, Sloterdijk, Sarrazin ..).

Wenn es um Grundsätzliches geht, ums Geld, stelle ich fest, dass es relativ wenig Differenzen (innerhalb der Elite) gibt. Als ich zum Beispiel auf dem Arbeitgebertag darauf hinwies, dass sich der Wunsch nach einem besseren Schulsystem nicht mit einer Reduzierung oder gar Abschaffung der Erbschaftssteuer vertrüge, grummelten 90 Prozent im Saal deutlich. Der Kuchen ist schlicht kleiner geworden. In den 70er und 80er Jahren gab es mehr zu verteilen, da war man bereit, auch an das ärmere Drittel der Gesellschaft abzugeben. Jetzt aber geht es darum festzulegen, wie die Kosten der Finanzkrise verteilt werden. Und da heißt es dann: Die Hartz-IV-Empfänger verjubeln unsere Steuern.

Richtig gewonnen hat in dieser Zeit das eine Prozent an der Spitze, mit Vermögen ab 817.181 Euro netto. Dieser sehr kleine Teil der Bevölkerung, der nahezu ein Viertel des gesamten Vermögens in Händen hält, hat fast 150 Milliarden dazugewonnen. Darüber wird nicht geredet; dabei wäre es doch naheliegend zu fragen, ob nicht sie ihren Anteil leisten müssten. Schließlich hat die staatliche Rettung der Banken vor allem ihr Geld gesichert. Danach müsste die Masse der Steuerzahler fragen. Das zu verhindern, ist der Sinn all dieser Äußerungen. Die Mittelschichten sollen glauben, mit denen oben in einem Boot zu sitzen. Sloterdijk weitete seinen Begriff der Leistungsträger von Interview zu Interview mehr aus, selbst Westerwelle spricht inzwischen von der Krankenschwester, die man in Schutz nehmen müsse gegen die Hartz-IV-Empfänger, die von ihren Steuern lebten. Es gibt einen massiven Versuch, die Fronten so zu ziehen. Und er scheint zu funktionieren.

Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

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