Freitag, 14. Mai 2010

Schimpansinnen wollen viele Liebhaber - Wie sie mit ihren Lustschreien weitere Männchen anlocken (Die Wel)


Schimpansinnen wollen viele Liebhaber -

Wie sie mit ihren Lustschreien weitere Männchen anlocken

(Die Welt; 18.06.2008; Seite 31)


Schimpansinnen wollen viele Liebhaber

Wie sie mit ihren Lustschreien weitere Männchen anlocken

Leipzig - Nicht unbedingt der stärkste und mächtigste aus der Gruppe muss es sein, sondern Sex mit möglichst vielen Männchen streben weibliche Schimpansen an. Ins Menschliche gezogen, wäre es pure Promiskuität, ein regelloser Geschlechtsverkehr ohne feste Partnerbindung. Doch hinter dem Verhalten steckt eine ausgeklügelte weibliche List.

Beim Sex stoßen die Weibchen laute Paarungsrufe aus und machen so weitere Männchen auf sich aufmerksam. Sind aber andere Weibchen in der Nähe, dann verhalten sie sich völlig ruhig.

So verschiedene Tiere wie Löwen und See-Elefanten und auch Menschen geben Paarungsrufe von sich, laute Schreie vor, während und nach dem Geschlechtsverkehr. Als biologischen Sinn hinter diesen "Lustschreien" vermuten Forscher, dass die Weibchen damit ihre Empfängnisbereitschaft signalisieren, aber auch Rivalitäten unter den Männchen provozieren, die ihnen einen starken Sexpartner bescheren. Doch das ist nur ein Aspekt; bei den Schimpansenweibchen steckt noch mehr dahinter, sie sichern sich Schutz für die Zukunft.

Zusammen mit Kollegen von der schottischen University of St. Andrews beobachtete Tobias Deschner vom Max-Planck-Institut in Leipzig wilde Schimpansen in Budongo in Uganda. Was sie herausfanden, lässt auf eine hohe soziale Intelligenz und ausgeprägte geistige Fähigkeiten schließen, meint Simon Townsend von St. Andrews: "Bei wild lebenden Schimpansen kann die Konkurrenz unter den Weibchen gefährlich hoch werden. Mit ihren taktischen Paarungsrufen halten die Weibchen solche Risiken möglichst niedrig."

Die Biologen stellten fest, dass die Weibchen mit ihren Paarungsrufen immer wieder Männchen zum Sex verführten, und zwar völlig unabhängig von ihrem Fruchtbarkeitszyklus. Die Paarung diente damit nicht notwendigerweise der Zeugung von Nachkommen, sondern der Irreführung der Männchen. Denn wenn die Schimpansin in naher Zukunft doch einmal Nachwuchs haben sollte oder ernsten Streit mit einer Geschlechtsgenossin bekommt, dann ist ihr der Schutz mehrerer Männchen gewiss.

Auch Kindermord kommt bei Schimpansen vor. Weibchen, die mehrere Männchen verführt haben, mindern diese Gefahr für sich und ihren Nachwuchs erheblich, denn jeder der Beteiligten könnte der Vater sein. Er wird nicht das Risiko eingehen, womöglich seine eigenen Kinder umzubringen. rhl

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Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

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