Freitag, 21. Mai 2010

Prävention - --->>> Rauchergen entdeckt <<<--- (Pneumologie)


Pneumo-Fokus
Pneumologie 2008; 62(2): 61-62
DOI: 10.1055/s-2008-1040362

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
 

Prävention - Rauchergen entdeckt

 
 

Ob man Raucher wird oder nicht, hängt zu 50-70% von den Genen ab, meinen Forscher aus Deutschland und den USA. Die Wissenschaftler konnten zeigen, welche Rolle die Gene TPH1 und TPH2 bei der Entstehung einer Nikotinsucht spielen (Neuropsychobiology 2007; 56: 47-54).

Eine Änderung in den Genen könne bereits einen bedeutsamen Einfluss auf die Entwicklung einer Nikotinsucht haben, meinen die Forscher. "Wir konnten jedoch auch deutliche Anzeichen dafür finden, dass Umweltfaktoren wie Stress oder Negativvorbilder die Entstehung der Sucht beeinflussen", sagte Prof. Martin Reuter von der Universität Bonn.

Die TPH-Gene sind wichtig für die Produktion von Serotonin. Serotoninmangel wird häufig mit Depressionen in Verbindung gebracht. "Er gilt aber auch als Risikofaktor für eine Drogensucht", erklärt Reuter. Auch ein Nikotinentzug senke den Serotoninspiegel im Gehirn und lasse die Stimmung sinken. "Die niedrigere Serotoninkonzentration ist zudem auch für einen Nebeneffekt verantwortlich, den wohl jeder Raucher kennt, der schon einmal gegen seine Sucht gekämpft hat: Den erhöhten Appetit in der ersten Phase der Entwöhnung", erklärt der Forscher.

Die Rolle des TPH1-Gens hatten Wissenschaftler bereits mit der Nikotinabhängigkeit in Verbindung gebracht, stießen dabei allerdings auf Kritik. "Wir wollten diesen Befund daher noch einmal in einer breit angelegten Studie überprüfen", so Reuter. Zudem hatten die Wissenschaftler auch die erst 2004 entdeckte Erbanlage für TPH2 unter die Lupe genommen, die ebenfalls als "Rauchergen" unter Verdacht stand. Für die Studie wurden anonymisierte Daten von mehr als 4 300 Rauchern und Nichtrauchern ausgewertet, die sich einige Jahre zuvor für 2 unabhängige genetische Studien zur Verfügung gestellt hatten. Die Teilnehmer der ersten Stichprobe waren im Schnitt 53 Jahre, die der zweiten 25 Jahre alt. TPH1-Daten gab es nur für die jüngere Gruppe.

"Probanden, bei denen das TPH1-Gen an einer bestimmten Stelle verändert war, griffen tatsächlich signifikant häufiger zur Zigarette", so Reuter. Unter Rauchern war diese Erbgutänderung 10% häufiger als unter Nichtrauchern. Die Betroffenen gaben überdies im Schnitt eine stärkere Nikotinabhängigkeit zu Protokoll. Etwas komplexer waren die Befunde bei der Untersuchung zum TPH2-Gen. "Der Austausch eines einzigen Bausteins in dieser Erbanlage führt dazu, dass die Betroffenen deutlich früher mit dem Rauchen beginnen." Dabei konnten die Wissenschaftler feststellen, dass nur bei Frauen in der "älteren" Gruppe dieser Effekt statistisch signifikant war. Diese griffen im Schnitt bereits mit 19,8 Jahren zu ihrem ersten Glimmstängel, bei Raucherinnen mit unverändertem TPH2-Gen lag das Einstiegsalter bei 20,7 Jahren. In der jüngeren Gruppe war auffällig, dass jene, die Träger der Genvariante waren, um 3 Jahre früher zu rauchen begannen.

Die Forscher bemerkten jedoch, dass Träger eines veränderten TPH2-Gens nach den Studien im Schnitt ängstlicher als Vergleichspersonen sind. Das könnte wahrscheinlich auch ein Grund sein, warum die Betroffenen eher zur Zigarette greifen, denn Angst und Unsicherheit gelten als wichtige Auslöser für Drogenmissbrauch. Stress scheine diesen Effekt noch zu verstärken.

Reuter betonte jedoch, dass das Suchtverhalten sehr komplexe Merkmale in sich trage und daher generelle Vorhersagen nicht möglich seien.

 pte

Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

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