Montag, 10. Mai 2010

Nach dem Rettungspaket für die Eurozone: (...) wieviel davon kann eigentlich finanziert werden?


global news 2000 21-05-10:

Nach dem Rettungspaket für die Eurozone:

Der globale staatliche Finanzbedarf und wieviel davon kann eigentlich finanziert werden?

http://www.jjahnke.net/rundbr70.html#2000



Zunächst blickte die Welt auf Griechenland und seinen für ein kleines Land gigantischen Finanzbedarf. Wenn es sich an die Sparauflagen hält, wird es in eine lang anhaltende Rezession getrieben werden, die die Bevölkerung auf die Barrikaden treiben könnte. Dabei wird, gemessen am schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt, die Verschuldung immer größer werden. Wahrscheinlich wird sie von 125 % noch bis auf 140 % oder gar 150 % ansteigen.

 

Dann erzwang die Spekulation Aufmerksamkeit für andere stark verschuldete Länder mit hohem Finanzierungsbedarf. Vier Eurozonenländer werden nach Prognose der EU-Kommission im kommenden Jahr Verschuldungen zwischen 96,2 % und 135,4 % ihres Bruttoinlandsprodukts erreichen, nämlich Griechenland, Italien, Belgien und Portugal (Abb. 16097).

 

 

Vor allem aber sind die Staatshaushalte vieler Länder seit 2007 tief in die roten Zahlen geraten, mit für 2011 erwarteten Spitzenwerten für Irland, Großbritannien, USA, Griechenland, Spanien und Portugal, alle zwischen 8 % und 12 % des Bruttoinlandsprodukts und weit jenseits der Grenze des Stabilitätspakts von 3 % (Abb. 16108, 16109). Damit müssen diese Ländern nicht nur wegen des Zinsdienstes sondern wegen der fortbestehenden Defizite ihre Verschuldung weiter stark hochfahren. Wegen der zerbrechlichen Konjunkturen wagen sie nicht, die Defizite zusammenzustreichen.

 

 

 

Außerdem laufen die entwickelten Industrieländer mittel- und längerfristig mit dem Altersprozeß der Bevölkerung in immer größere Finanzierungslasten ihrer Sozialversicherungen hinein, um die 5 % ihrer Wirtschaftsleistung im langen Zeithorizont bis 2050 (Abb. 16073).

 

 
 

Die gesamte Staatsverschuldung von EU, USA und Japan stieg zwischen 2007 und 2009 um 30 % auf 35 Billionen Dollar oder mehr als zehnmal die jährliche Wirtschaftsleistung Deutschlands (Abb. 16083).

 

Der IWF erwartet weitere Steigerungen der Verschuldung bis 2015 (Abb. 16098). Das ist die Lawine an zusätzlichem Finanzierungsbedarf, die auf die Märkte für staatliche Anleihen zurollt. Ohne Schuldenbremse drohen dabei allein jährliche Zinsbelastungen bei vielen Ländern bis und über 20 % der jährlichen Wirtschaftsleistung (Abb. 16095).

 

 

 

Daneben müssen auch die Schulden des nichtstaatlichen Sektors finanziert werden, vor allem der Unternehmen. Die Gesamtverschuldung (privat und öffentlich) der USA z.B. liegt bei 370 % des BIP und war in der Geschichte des Landes nie so hoch wie heute (Abb. 05231).

 

Damit stellt sich die ernste Frage, ob der Kapitalmarkt in Zukunft überhaupt noch genügend risikobereite Anleger haben wird, die fähig sind, nicht nur Ländern wie USA oder Deutschland sondern auch den Schwachländern der Eurozone und anderswo ohne unerträgliche Zinsforderungen unter die Arme zu greifen. Für einige der Schwachländer wird die Umschuldung unausweichlich werden. Griechenland ist das schwächste dieser Länder. Ohne eine wirklich gemeinsame Finanz- und Strukturpolitik wird der Euro einen solchen Test nicht überleben.

 

Dazu gehört auch, daß Deutschland endlich seine unbezahlbaren Überschüsse abbaut, indem es seine Binnenkonjunktur mit entsprechenden Lohn- und Rentensteigerungen aus dem Kühlschrank holt und für die Gegenlieferungen seiner Europartner öffnet, wozu Deutschland jedoch nicht bereit ist. Innerhalb der Eurozone ist das Leistungsbilanzdefizit der Südländern, das per Kredit finanziert werden muß, bis 2007 vor Ausbruch der globalen Krise auf seit dem Jahr 2000 kumuliert 0,8 Billionen Euro hochgelaufen (Abb. 15116); es ist dann wegen der Krise und vor allem des deutschen Exporteinbruchs gefallen, wird nun aber mit Stabilisierung der Konjunkturen wieder zurückpendeln.

 
 

Die Zukunft des Euro sieht trotz des gigantischen Rettungspakets längerfristig nicht besonders gut aus.


Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen