Mittwoch, 28. April 2010

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Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Stephan Laudien, 28.04.2010 10:06

In einem Boot mit Griechenland

Workshop "Staatsbankrott in der Eurozone?" am 30. April bei den
Juristen der Universität Jena



Jena (28.04.10) Ganz Europa schaut auf Griechenland. Die aktuelle
finanzielle Schieflage der Hellenen schürt nicht nur bei Politikern
die Ängste, ein Staatsbankrott könnte unabsehbare Folgen für die
gesamte Eurozone nach sich ziehen.

Diese Ängste seien durchaus nicht aus der Luft gegriffen, sagt Prof.
Dr. Christoph Ohler. Der Rechtswissenschaftler der Friedrich-Schiller-
Universität Jena lädt am Freitag (30. April) in den Kleinen Rosensaal
(Fürstengraben 27) zu einem Workshop des Graduiertenkollegs "Global
Financial Markets" ein. Der Titel: "Staatsbankrott in der Eurozone?".

"Auf dem Finanzmarkt sind alle Akteure viel stärker miteinander
verwoben als auf den Realgütermärkten", sagt Christoph Ohler, der
Sprecher des Graduiertenkollegs ist. Ergo wirken sich Turbulenzen viel
heftiger und auf alle Akteure aus. Der "Fall Griechenland" werde zum
Prüfstein für die gesamte Eurozone, sagt Ohler. Obwohl der
Finanzverbund äußerst sorgfältig und bedacht geschaffen wurde, zeige
sich aktuell eine gewisse Hilflosigkeit der politischen Akteure. Aber,
so Ohler deutlich, ein kurzfristiger Austritt Griechenlands aus der
Eurozone sei schlicht undenkbar: "Bei der Euro-Einführung gab es eine
dreijährige Übergangsfrist, einen entsprechend langen Übergang müsste
es für den Rückzug eines der Beteiligten geben."

Beim Workshop der Jenaer Rechtswissenschaftler kommen ausgewiesene
Experten zu Wort. So spricht Prof. Dr. Christoph Herrmann von der
Universität Passau über "Rettung, Austritt oder Ausschluss von
insolventen Mitgliedern der Eurozone", während Prof. Dr. Fabian
Amtenbrink von der Erasmus-Universität Rotterdam die Frage der
europarechtlichen Grenzen des Umgangs mit Defizitsündern erörtern
wird. Die enge Verbindung zur Praxis gewährleisten Dr. Nicolaus Heinen
von Deutsche Bank Research, einem Think-Tank des Frankfurter
Geldinstituts, und der Wirtschaftsredakteur der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung, Stefan Ruhkamp. Nicolaus Heinen thematisiert die
Frage, welche Rolle Stabilitätspakt, Politik und Finanzmärkte in der
EWU spielen, Stefan Ruhkamp hat seinen Beitrag "In einem Boot mit
Griechenland" überschrieben.

Historisch gesehen sind Staatsbankrotte kein neues Phänomen. Deshalb
gibt es auch verschiedene Wege aus der Krise. Dazu gehört, dass die
Zentralbank des Landes die Staatsschulden finanziert, indem immer mehr
Geld gedruckt wird. "Die Inflation ist Diebstahl am Geldvermögen der
Bürger", sagt Christoph Ohler. Ein Weg, der sich wegen der
unheilvollen historischen Erfahrungen verbiete und in der Eurozone
verboten sei. Kaum praktikabel dürfte zudem sein, was Argentinien 2002
versuchte: Im Zuge des Staatsbankrotts wurden die Gläubiger kurzerhand
auf kaltem Weg enteignet, weil Argentinien sich weigerte, weitere
Zahlungen zu leisten. Der mühevollste aber wohl einzig gangbare Weg
heißt: Strikter Sparkurs und vorsichtige Steuererhöhungen.

Die Teilnehmer des Workshops werden die rechtlichen Grundlagen des
Krisenmanagements analysieren und ordnungsökonomische Aspekte
beleuchten. Die Nachrichten dieser Tage zeigen, dass sie damit direkt
am Puls der Zeit sind.

Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Ohler
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität
Jena
Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 942260
E-Mail: christoph.ohler[at]recht.uni-jena.de

Arten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche Tagungen

Sachgebiete:
Recht
Wirtschaft

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.gfinm.de/ - weitere Informationen

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/image114496
Der Jenaer Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Christoph Ohler.


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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
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