Sonntag, 18. April 2010

[idw] Bis zu jedes 4. Kind in europäischen Krankenhäusern ist mangelernährt

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V., Rita Wilp,
08.04.2010 11:03

Bis zu jedes 4. Kind in europäischen Krankenhäusern ist mangelernährt

Fehlende Diagnosekriterien und Lücken bei Leitlinien - Neue Studie für
2010 geplant

Die klinischen Folgen einer Mangelernährung sind bei Kindern noch
gravierender als bei Erwachsenen. Wachstum, Entwicklung, langfristige
Gesundheit und Leistungsfähigkeit werden nachhaltig beeinträchtigt.
Krankheitsverlauf und Genesung werden verzögert, Komplikationen und
Infektionen häufen sich und führen zu längeren
Krankenhausaufenthalten. Die wenigen vorliegenden Studien zeigen
Untergewicht und Mangelernährung bei etwa 15 bis 30 Prozent der
pädiatrischen Patienten in Europa.

Schätzungsweise jeder dritte bis vierte junge Patient in europäischen
Krankenhäusern ist mäßig bis schwergradig mangelernährt. Auch in
Deutschland zeigt eine prospektive Studie bei mehr als 600 konsekutiv
in das Dr. von Haunersche Kinderspital am Klinikum der Universität
München aufgenommenen Patienten: 24 Prozent der Kinder und
Jugendlichen sind bei der Aufnahme in die Kinderklinik untergewichtig.
"Trotz dieser hohen Zahl untergewichtiger kindlicher Patienten
bestehen in Deutschland große Defizite bei der gezielten Diagnose und
der klinischen Ernährungstherapie auch in den Kinderabteilungen, und
es fehlt an Fachpersonal, Ernährungsteams und an der
Geräteausstattung," sagt Prof. Dr. Berthold Koletzko, Dr. von
Haunersches Kinderspital in München. Ebenso mangele es an
einheitlichen Diagnosekriterien, und die Leitlinien weisen Lücken bei
pädiatrischen Patienten auf. Deshalb beginnt 2010 eine große Studie,
die Häufigkeit und Folgen des Untergewichts bei kindlichen
Krankenhauspatienten untersucht. Die Studie wird von der europäische
Fachgesellschaft ESPEN (www.espen.org) finanziert und vom
Studienzentrum in München unter Leitung von Prof. Berthold Koletzko,
Dr. Astrid Rauh-Pfeifer und Christina Hecht koordiniert. Weitere
Studienzentren sind in Frankreich, Großbritannien, Kroatien, Israel,
Italien, den Niederlanden und Polen.

Insgesamt werden in allen Studienzentren Daten von mehr als 1.000
pädiatrischen Patienten erhoben. Sie sind im Alter zwischen einem
Monat und 18 Jahren und bleiben länger als einen Tag im Krankenhaus.
Dabei werden die anthropometrischen Daten innerhalb von 24 Stunden
nach Aufnahme im Krankenhaus gemessen und mit klinischen
Zielparametern wie Dauer des Krankenhausaufenthalts und Summe und
Häufigkeit der Komplikationen in Zusammenhang gebracht.

Ziel der Studie ist es, die Häufigkeit der sekundären Mangelernährung
im Krankenhaus zu erfassen. Ebenso soll unter anderem ein Screening-
Werkzeug für Mangelernährung bei pädiatrischen Patienten erarbeitet
werden. Im optimalsten Fall können mit einem solchen Werkzeug leichter
Patienten mit einem hohen Risiko für einen mangelhaften
Ernährungsstatus gefunden und gezielt mit Ernährungstherapie behandelt
werden. Die Studie ist die erste groß angelegte europäische Studie zum
Thema der krankheitsbezogenen Mangelernährung in der Kinderheilkunde.
Durch die Ergebnisse sollte es möglich sein, die Lücken in den
Leitlinien zu schließen und einheitliche Kriterien zu schaffen.

Weitere Informationen gibt auch der Artikel: "ESPEN-Netzwerkprojekt
Mangelernährung bei Kindern in europäischen Krankenhäusern",
erschienen in dem Buch: Krankheitsbedingte Mangelernährung - Eine
Herausforderung für unser Gesundheitswesen?, Pabst Verlag ISBN
978-3-89967-600-6

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Berthold Koletzko
Dr. von Haunersches Kinderspital München
office.koletzko@med.uni-muenchen.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Gesellschaft
Medizin
Psychologie

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news363224

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1035

Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

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