Montag, 26. April 2010

--->>> Getrocknet oder gegrillt - Froschhandel in Westafrika <<<--- [idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und
Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin,
Dr. Gesine Steiner, 26.04.2010 14:34

Getrocknet oder gegrillt – Froschhandel in Westafrika


Eine neue Studie über den Froschmarkt in Westafrika unter Leitung der
Froschexperten Dipl.-Biol. Meike Mohneke und PD Dr. Mark-Oliver Rödel
vom Museum für Naturkunde Berlin rüttelt auf. Zu Tausenden liegen die
Frösche ausgenommen in der Sonne zum Trocknen. Insbesondere in den
Ländern Burkina Faso, Benin und Nigeria greift der Froschhandel
gefährlich in das Ökosystem ein. Die Studie weist erstmals die
Größenordnung der Ausbeutung afrikanischer Frösche und den Einfluss
auf das Ökosystem nach. Die Autoren fordern, dem unkontrollierten
Handel mehr Beachtung zu schenken, um schädliche Konsequenzen für das
Ökosystem zu verhindern sowie der lokalen Bevölkerung Alternativen
aufzuzeigen.


Allein 32 befragte nigerianische Froschsammler handelten pro Jahr mit
2,7 Millionen Fröschen. Meike Mohneke und Mark-Oliver Rödel
untersuchten mit Hilfe von Interviews mit lokalen Sammlern, Händlern
und Verbrauchern den Handel mit Fröschen in den westafrikanischen
Ländern Benin, Burkina Faso und Nigeria. In Nordbenin stiegen z.B.
viele Fischer in letzter Zeit auf den Handel mit Fröschen um.
Umgerechnet 20 Dollar bekommt ein Sammler für einen Sack mit tausend
getrockneten Fröschen. Die Autoren begleiteten u.a. eine Gruppe von
nigerianischen Froschsammlern und stellten fest, dass innerhalb von
zwei Monaten 450 Säcke mit Fröschen "geerntet" wurden. In Burkina Faso
werden die Tiere häufig mit der Hand oder mit Netzen gefangen. In
Benin werden Froschfallen ausgebracht oder die Tiere nachts mit
Taschenlampen geblendet und erschlagen. Die übermäßige Ausbeutung von
Fröschen ist eine der Ursachen für deren starken Rückgang weltweit.
Die Studie der beiden Berliner Wissenschaftler zielt darauf ab, einen
Überblick über die Menge der in Westafrika gesammelten Frösche, die
Nachfrage des Marktes, die Handelswege sowie den sozioökonomischen
Wert des Froschmarktes zu erhalten, sowie den Einfluss auf das
Ökosystem zu ermitteln.

Besonders nachgefragt ist der Tigerfrosch Hoplobatrachus occipitalis,
dessen Kaulquappen räuberisch leben.

Die handtellergroßenausgewachsenen Tiere werden in großen Mengen konsumiert.

Dadurch gibt es weniger Kaulquappen, wodurch wiederum weniger Moskitolarven
gefressen werden könnten. Dies zeigt wie das Ökosystem durch die
Übernutzung eines seiner Bestandteile aus dem Gleichgewicht kommen
könnte. "Details untersuchen wir in Nordbenin", so Mark-Oliver Rödel
vom Museum für Naturkunde. "In künstlich angelegten Tümpeln setzen wir
verschiedene Kaulquappenarten zusammen, warten ein paar Wochen und
schauen welche Algen sich einstellen, welche und wie viele Moskitos da
sind, wie die Wasserwerte aussehen und wie sich die verschiedenen
Froscharten entwickeln. Dann vergleichen wir die Daten mit denen aus
den natürlichen Habitaten. Gern hätten wir Mediziner im Team, um
direkt untersuchen zu können, ob mit dem Verzehr der Frösche z.B. die
Infektionsrate mit Malaria steigt."

Trotz beobachteter Rückgänge von Fröschen ist die Froschjagd bislang
unkontrolliert. Da die Profite aus dem Froschhandel groß sind, ist mit
einem Umdenke auch nicht zu rechnen. Mohneke und Rödel regen deshalb
an, "Froschfarmen" in Westafrika zu etablieren, um so natürliche
Froschpopulationen zu entlasten, die Proteinversorgung mit Fröschen
weiter zu gewährleisten und der einheimischen Bevölkerung eine
Einnahmequelle zu schaffen.

Den Originalartikel zum Download gibt es hier:
http://www.traffic.org/bulletin/

Veröffentlicht in: Mohneke, M., A.B. Onadeko, M. Hirschfeld and M.-O.
Rödel (2010). Fried and dried: amphibians in local and regional food
markets in West Africa. Traffic Bulletin 22: 117-128.

Fotos erhalten Sie unter:
http://download.naturkundemuseum-berlin.de/presse/Froschfang

Bild 1: im Vordergrund liegen geräucherte Frösche für den
nigerianischen Markt, weitere Frösche werden im Hintergrund aufgereiht
in der Sonne getrocknet. Fotograf: Meike Mohneke, Museum für
Naturkunde, Berlin

Bild 2: Frauen handeln mit getrockneten Kröten auf einem Markt in
Burkina Faso. Fotograf: Meike Mohneke, Museum für Naturkunde Berlin

Bild 3: Froschmarkt in Nigeria. Die getrockneten Frösche werden in
Kisten weitertransportiert, um in den Städten Süd Nigerias verkauft zu
werden. Fotograf: Abiodun Onadeko, Nigeria

Kontakt:

PD Dr. Mark-Oliver Rödel, Tel. +49(0)30 2093 8571,
e-mail
mo.roedel@mfn-berlin.de

Dr. Gesine Steiner, Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49(0)30 2093 8917
Fax. +49(0)30 2093 8914, e-mail
gesine.steiner@mfn-berlin.de;
www.naturkundemuseum-berlin.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Wissenschaftliche Publikationen

Sachgebiete:
Biologie
Umwelt / Ökologie




Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news366142

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1323

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