Donnerstag, 22. April 2010

--->>> "Das Bild einer brennenden Zigarette weckt bei Rauchern die Lust auf Nikotin."<<<---


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Julius-Maximilians-Universität Würzburg,
Gunnar Bartsch, 14.04.2010, 13:11

Anschauliche Lustbremsen



Das Bild einer brennenden Zigarette weckt bei Rauchern die Lust auf Nikotin.

"Nicht unbedingt", sagen Psychologen der Universität Würzburg.

Wie sie herausfanden, schaffen es manche Bilder sogar, im Gehirn Prozesse
anzustoßen, die das Verlangen nach der Droge wahrscheinlich hemmen.

Es gibt Bilder, die sind in der Lage, bei einem Raucher das Verlangen
nach der nächsten Zigarette anzustacheln.

Bilder, die den Anfang des Rauchrituals darstellen, können dies besonders gut
-beispielswiese eine frisch angezündete Zigarette.

Damit einher geht eine Aktivierung der sogenannten Belohnungszentren im Gehirn.

Doch die Macht der Bilder wirkt auch in die andere Richtung:  "Wir haben erstmals festgestellt,
dass Bilder, die das Ende des Rauchrituals darstellen, das Suchtnetzwerk im Gehirn
nicht nur nicht aktivieren, sondern sogar hemmen", erklärt Professor Paul Pauli.

Der Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie I der Universität Würzburg
forscht seit Langem über die Abhängigkeit vom Nikotin. Das Ergebnis
seiner neuesten Untersuchung, die er im Rahmen der von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderten Forschergruppe "Emotion und
Verhalten" gemeinsam mit Psychologen der Universität Gießen
durchgeführt hat, wurde vor Kurzem in der renommierten Fachzeitschrift
Neuropsychopharmacology veröffentlicht. Darauf aufbauend wollen die
Forscher nun prüfen, ob diese Bilder auch zur Reduzierung des
Rauchverlangens, zum Beispiel im Rahmen einer
Raucherentwöhnungsbehandlung, eingesetzt werden können.

Der Ablauf der Studie

In dieser Studie haben die Psychologen Rauchern sowie Nichtrauchern
Bilder gezeigt, die den Beginn oder das Ende des Rauchrituals
darstellen. "Da waren zum einen Zigaretten zu sehen, die gerade frisch
angezündet wurden, andere waren schon fast vollständig
heruntergebrannt, wiederum andere lagen ausgedrückt im Aschenbecher",
sagt Pauli. Die Tatsache, dass eine gerade angezündete Zigarette bei
einem Raucher viel mehr Verlangen auslöst als eine ausgedrückte, war
den Wissenschaftlern schon aus früheren Studien bekannt. "Nicht
bekannt war hingegen, ob es Reize gibt, die die Belohnungszentren im
Gehirn sogar hemmen", so Pauli.

Um diese Frage zu klären, haben die Wissenschaftler ihren
Versuchspersonen nicht nur unterschiedliche Bilder präsentiert.
Gleichzeitig erfassten sie die von den Bildern ausgelösten Reaktionen
im Gehirn mit einem Magnetresonanztomografen.

Das Studienergebnis

Das Ergebnis: Bilder einer frisch angezündeten Zigarette aktivieren
das Suchtnetzwerk im Gehirn, insbesondere Zentren, die die Erwartung
einer Belohnung beeinflussen. Diese Aktivierungen sind nach Ansicht
der Psychologen für das Verlangen nach der Droge verantwortlich. Ganz
anders die Aufnahmen von ausgedrückten Kippen im Aschenbecher: Sie
sorgen dafür, dass in diesen Teilen des Gehirns sogar Deaktivierungen
zu verzeichnen waren, jeweils im Vergleich zu Kontrollbedingungen.
"Diese Reize, die das Ende des Rauchens markieren, sind also auf der
einen Seite sehr klar mit dem Rauchen assoziiert, scheinen aber auf
der anderen Seite das Suchtnetzwerk im Gehirn zu hemmen", sagt Pauli.

Weiterführende Untersuchungen nötig

Der Befund, dass die Aktivität des Suchtnetzwerks im Gehirn durch
spezifische Reize gehemmt werden kann, ist nach Ansicht der
Psychologen ein wichtiger Schritt auf dem Weg, das Rauchen in
bestimmten Situationen einzudämmen. Möglicherweise können solche Reize
auch als Hilfe benutzt werden für Raucher, die von der Zigarette und
ihrem Verlangen danach los kommen wollen.
Dafür sind aber noch weitere Untersuchungen nötig, die nach Paulis
Worten in Würzburg und Gießen bereits angelaufen sind. In ihnen kommen
die gleichen Bilder zum Einsatz. Diesmal wird jedoch deren Wirkung auf
Menschen untersucht, die sich vor unterschiedlich langer Zeit das
Rauchen abgewöhnt haben.

Neural Responses to BEGIN- and END-Stimuli of the Smoking Ritual in
Nonsmokers, Nondeprived Smokers, and Deprived Smokers, Bastian
Stippekohl, Markus Winkler, Ronald F Mucha, Paul Pauli, Bertram
Walter, Dieter Vaitl and Rudolf Stark: Neuropsychopharmacology (2010)
35, 1209-1225; doi:10.1038/npp.2009.227

Kontakt: Prof. Dr. Paul Pauli, T: (0931) 312842; E-Mail:
pauli@psychologie.uni-wuerzburg.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Wissenschaftliche Publikationen

Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Psychologie


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