Samstag, 20. März 2010

--->>> Zur Diskussion um befristete Arbeit <<<---


global news 1957 18-03-10:

Zur Diskussion um befristete Arbeit


http://www.jjahnke.net/rundbr69.html#1957

 


Ein geringer Teil der befristeten Arbeit muß befristet werden, weil er sich auf befristete Projekte bezieht. Weitaus die meiste befristete Arbeit entspringt aber einer neueren Entwicklung, bei der Unternehmen ihr Konjunkturrisiko voll auf Arbeitnehmer abladen. Diese Arbeitnehmer werden dann zu einer Reservearmee, die man in guten Zeiten anheuert und in schlechten entläßt.

Befristete Arbeitsverhältnisse wurden besonders durch das am 1.1.2001 in Kraft getretene Teilzeit- und Befristungsgesetz erleichtert. Schon 2006 war nach einem Bericht des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fast jede zweite Neueinstellung (43 %) befristet; neuere Zahlen existieren leider nicht. Im Jahr 2001 hatte der Anteil der Befristungen dagegen erst bei 32 Prozent gelegen. 2008 hatte jeder elfte Arbeitsvertrag (8,9 %) ein Verfallsdatum, wie das Statistische Bundesamt am 16. März meldete (Abb. 14161). Der Anteil befristet Beschäftigter erreichte damit seit 1991 (5,7%) seinen bisherigen Höchststand. Die Angaben beziehen sich auf "Kernerwerbstätige" im Alter von 15 bis unter 65 Jahren, ohne Auszubildende sowie Schülerinnen, Schüler und Studierende mit Nebenjob.



Eurostat gibt den Anteil der befristeten Arbeitsverträge sogar mit fast 15 % an, ein ziemlich hoher Anteil in der Alt-EU (Abb. 15073).

 



Insgesamt sind es viel häufiger die jüngeren Beschäftigten, die sich in befristeten Arbeitsverträgen wiederfinden. So war in der Altersgruppe der 15 bis unter 20 jährigen der Anteil befristet Beschäftigter mit 40,7% am höchsten, und das obwohl Personen in betrieblicher oder schulischer Ausbildung hier gar nicht berücksichtigt wurden. In der Altersgruppe der 20 bis unter 25 jährigen arbeitete gut jeder Vierte mit befristetem Vertrag. Bei Beschäftigten ab etwa dem dreißigsten Lebensjahr geht der Anteil zeitlich begrenzter Beschäftigungen merklich zurück. Trotzdem betrug er für die 30 bis unter 40 jährigen noch 9,3% und bei 40 bis unter 50 jährigen noch 6,1%. Bei den 50 Jahre und älteren arbeiteten schließlich nur noch etwa jeder Zwanzigste (4,7%) mit zeitlich begrenztem Vertrag.

In den Dienstleistungsberufen ist der Anteil der Befristungen mit 10,4 % deutlich höher als im Durchschnitt.

Ausländer stehen mit einem Anteil von 13,6% sehr viel häufiger in zeitlich begrenzten Arbeitsverhältnissen als deutsche Arbeitnehmer (8,5%).

Fast 2/3 aller Befristungen gehen auf länger als ein Jahr (Abb. 14163).

 


So sehr auch Befristungen als Instrument einer flexiblen Personalwirtschaft den Interessen von Arbeitgebern entgegenkommen mögen, entsprechen sie nur selten den Wünschen der Arbeitnehmer. Von den 2,7 Millionen befristet Beschäftigten des Jahres 2008 erklärten nur 2,5%, keine Dauerstellung gewünscht zu haben. Dabei ist noch zu berücksichtigen: Arbeitsverhältnisse mit befristetem Arbeitsvertrag zählen zu den so genannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen, ebenso wie Jobs mit einer Arbeitszeit von weniger als 21 Stunden pro Woche, geringfügige Beschäftigungen oder der stark hochgefahrenen Beschäftigungen bei Zeitarbeitsfirmen. Sie sind also nur der Teil einer negativen sozialen Entwicklung.

Dennoch will Arbeitsministerin von der Leyen bald ein Gesetz präsentieren, das befristete Arbeitsverträge noch leichter zuläßt.

Posted via email from 01159 Dresden Löbtau-Süd und Umgebung

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