Montag, 29. März 2010

Süßigkeiten und Migräne - Was ist dran an den viel zitierten Auslösern für Migräne? (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung

Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Rita Wilp, 29.03.2010

Süßigkeiten und Migräne - Was ist dran an den viel
zitierten Auslösern für Migräne?

Schlechter Ruf von Süßigkeiten bei Migräne

wissenschaftlich nicht belegt


Bald ist die Fastenzeit vorbei und das Osterfest wartet traditionell
mit vielen süßen Verlockungen. Viele Migränepatienten fragen sich, ob
sie nicht besser auf Ostereier und Schokoladenhasen verzichten
sollten, damit sie nicht eventuell eine Migräneattacke provozieren
oder sogar bestehende Migräne verschlimmern können. Schokolade und
andere Süßigkeiten, wie zum Beispiel Gummibärchen, werden immer wieder
als Auslöser für Migräneattacken genannt.

Hintergrund dafür ist, dass es in einer Vorphase der Migräne, der so
genannten Prodromalphase, häufig zu Stimmungsschwankungen,
Gereiztheit, Nervosität, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und auch
Heißhunger-Attacken bei Migränepatienten kommt. Bis zu 70 Prozent der
Patienten berichten von einer solchen Vorbotenphase, in der sie ein
geändertes Verhalten zeigen. "Bei einer plötzlich auftretenden
Essattacke wird dann in kurzer Zeit zum Beispiel eine ganze Tafel
Schokolade vernichtet," sagt Privatdozentin Dr. Stefanie
Förderreuther, Generalsekretärin der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Dies habe Schokolade in den Ruf
gebracht, Migräneattacken auszulösen. Wissenschaftliche Untersuchungen
haben jedoch gezeigt, dass dem so nicht ist.

Eine Studie untersuchte das Auftreten von Migräneattacken bei
Patienten, die sich sicher waren, dass ihre Attacken durch Schokolade
ausgelöst würden und Patienten, die einen derartigen Auslöser nicht
für sich beobachtet hatten. Beide Gruppen aßen unter verblindeten
Bedingungen einmal Schokolade und einmal einen Ersatzstoff, den man
geschmacklich nicht von Schokolade unterscheiden konnte. Dabei wurde
festgehalten, ob eine Attacke auftrat. Es konnten keine signifikanten
Unterschiede in den einzelnen Gruppen festgestellt werden. Beide
zeigten eine ähnliche Häufigkeit der Migräneattacken. Möglicherweise
ist eine Essattacke in der Prodromalphase für manche Patienten sogar
günstig, da sich der Körper im Vorfeld für die schweren
Migränesymptome rüstet und vor Einsetzen von Inappetenz, Übelkeit und
Erbrechen noch einmal für die Aufnahme von Kalorien sorgt.

Nahrungsmittel werden als direkte Auslöser für Migräne überschätzt.
Die einzige Ausnahme stellen bestimmte alkoholische Getränke,
insbesondere Rotwein, dar. Sie führen bei manchen Migränepatienten
regelhaft zu Attacken. Dabei ist es jedoch meist nicht der Alkohol,
sondern bestimmte Inhaltsstoffe im alkoholischen Getränk, die die
Attacke auslösen. Es ist daher für Migränepatienten in der Regel nicht
notwendig grundsätzlich auf Alkohol zu verzichten. Jeder Patient
sollte wissen, dass ein Nahrungsmittel nur dann ein Trigger (Auslöser)
für Migräne ist, wenn es regelhaft und im direkten zeitlichen
Zusammenhang mit seinen Genussattacken steht. Für die meisten
Patienten gilt, dass sie alles genießen dürfen und keine speziellen
Diäten einhalten müssen.

Literatur:
Marcus DA, Scharff L, Turk D, Gourley LM. A double-blind provocative
study of chocolate as a trigger of headache. Cephalalgia.
1997;17(8):855-62
Silberstein SD, Young WB. Migraine aura and prodrome. Semin Neurol.
1995;15:175-182
Luciani R, Carter D, Mannix L, Hemphill M, Diamond, M, Cady R.
Prevention of migraine during prodrome with naratriptan.
Cephalalgia.2000;20:122-126.

Generalsekretärin und Pressesprecherin
PD Dr. med. Stefanie Förderreuther
Neurologische Klinik der LMU München
Ziemssenstrasse 1, 80336 München
Tel. 089 5150 2307
E-Mail
Steffi.Foerderreuther@med.uni-muenchen.de

Arten der Pressemitteilung:
Buntes aus der Wissenschaft
Forschungsergebnisse

Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Gesellschaft
Medizin
Psychologie



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