Dienstag, 30. März 2010

Langzeitstudie bestätigt: Schokolade kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Dr.
Gisela Olias, 30.03.2010 13:18

Langzeitstudie bestätigt: Schokolade kann das Risiko für Herz-
Kreislauf-Erkrankungen senken


Potsdam-Rehbrücke - Der tägliche Verzehr von einem kleinen Stück
Schokolade kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken,
insbesondere für Schlaganfall. Dabei ist der Effekt zum Teil auf eine
blutdrucksenkende Wirkung der Schokolade zurückzuführen. Zu diesem
Ergebnis kam ein Forscherteam vom Deutschen Institut für
Ernährungsforschung (DIfE), nachdem es die Daten einer großen
Langzeitstudie* mit circa 20.000 Teilnehmern ausgewertet hatte.


Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der
Fachzeitschrift European Heart Journal (Buijsse et al., 2010;
Chocolate consumption in relation to blood pressure and risk of
cardiovascular disease in German adults).

Der in dunkler Schokolade enthaltene Kakao enthält viele Flavanole,
die sich günstig auf die Elastizität der Blutgefäße und den Blutdruck
auswirken. Dies haben in den letzten Jahren verschiedene klinische
Kurzzeitstudien belegen können. Ergebnisse aus Langzeitstudien gab es
aber kaum. Ein Grund für die DIfE-Forscher, den Sachverhalt mit Hilfe
der Potsdamer EPIC*-Studiendaten zu überprüfen und mit dem Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung zu bringen.

In der aktuellen Studie erlitten während der durchschnittlichen
Nachbeobachtungszeit von etwa acht Jahren 166 Studienteilnehmer einen
Herzinfarkt - 136 Personen erkrankten an einem Schlaganfall. Aus den
in den Jahren 1994 bis 1998 erhobenen EPIC-Basisdaten ermittelten die
Forscher die Zusammenhänge zwischen dem Schokoladenverzehr, dem
Blutdruck und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.


Wie die Studie zeigt, haben Personen, die im Schnitt etwa sechs Gramm
kakaohaltiger Schokolade pro Tag verzehren, im Vergleich zu Personen,
die nur wenig Schokolade essen, ein um fast 40 Prozent verringertes
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei sank das
Schlaganfallrisiko um fast die Hälfte - das Herzinfarktrisiko
verminderte sich um 27 Prozent.


"Schokolade ist für ihren blutdrucksenkenden Effekt bekannt. Da ein
hoher Blutdruck für Schlaganfälle ein stärkerer Risikofaktor ist als
für Herzinfarkte, haben wir erwartetet, dass der Schokoladenverzehr
auch stärker mit einem verminderten Schlaganfallrisiko verbunden ist.
Genau dies haben wir in den Studiendaten gesehen", sagt Brian Buijsse,
Erstautor der Studie.


In der aktuellen Studie hatten die Personen mit dem höchsten
Schokoladenverzehr einen geringeren Blutdruck als die Personen mit dem
geringsten Schokoladenverzehr. Allerdings war der Blutdruckunterschied
weniger stark ausgeprägt als in anderen Studien. Ein Grund für die
relativ geringe Blutdrucksenkung könne die Vorliebe der meisten
Studienteilnehmer für Vollmilchschokolade sein, mutmaßt Buijsse. Denn
Vollmilchschokolade hat einen geringeren Kakaoanteil als
Bitterschokolade und somit auch einen geringeren Anteil an
blutdrucksenkenden Flavanolen.


Heiner Boeing, Studienleiter der Potsdamer EPIC-Studie, merkt an, dass
die neuen Studienergebnisse keinen Freibrief für einen ungehemmten
Schokoladenverzehr erteilen. Schokolade in großen Mengen konsumiert
macht dick und ist damit ungesund. Geringe Mengen Schokolade können
dagegen die kardiovaskuläre Gesundheit verbessern. Dabei sind
insbesondere Schokoladen mit einem hohen Kakaoanteil zu empfehlen, der
eigentlichen Wirksubstanz.


Hintergrundinformation:
Die *Potsdamer EPIC (European Prospective Investigation into Cancer
and Nutrition)-Studie ist Teil der Gesamt-EPIC-Studie. Die EPIC-Studie
ist eine prospektive Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung,
Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes
untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn
europäischen Ländern mit insgesamt 519.000 Studienteilnehmern
beteiligt.


Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die
Teilnehmer/innen zu Beginn der Studie noch nicht an der zu
untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte
Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine
Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert
werden kann - ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven
Studien.

Erstautor Brian Buijsse hatte bereits vor vier Jahren durch die
Auswertung einer niederländischen Bevölkerungsstudie gezeigt, dass
Personen, die im Durchschnitt täglich vier Gramm Kakao verzehren,
nicht nur einen niedrigeren Blutdruck, sondern auch ein vermindertes
Risiko haben, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Vier Gramm
Kakao ist eine Menge, die mit zehn Gramm Bitterschokolade vergleichbar
ist. In der niederländischen Studie wertete Buijsse zusammen mit
seinen Kollegen die medizinischen Daten von 470 Männern aus, die in
einem Beobachtungszeitraum von 15 Jahren erhoben worden waren. Lit.:
Arch Intern Med. 2006 Feb 27;166(4):411-7. Cocoa intake, blood
pressure, and cardiovascular mortality: the Zutphen Elderly Study.
Buijsse B, Feskens EJ, Kok FJ, Kromhout D.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen
ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention,
Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln.
Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes und
Krebs.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und
Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte
Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den
Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-,
Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften.
Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an
Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und
Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam.
Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 14.200 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, davon sind ca. 6.500 Wissenschaftler, davon wiederum
2.500 Nachwuchswissenschaftler. Näheres unter www.leibniz-
gemeinschaft.de.

Prof. Dr. Heiner Boeing
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Abteilung Epidemiologie
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/ Deutschland
Tel.: +49(0)33 200-88 711/710
E-Mail: boeing@dife.de

Dr. Brian Buijsse
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Abteilung Epidemiologie
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
D-14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33 200-88 723
E-Mail: brian.buijsse@dife.de

Dr. Gisela Olias
Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49(0)33 200-88 278/335
E-Mail: olias@dife.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Wissenschaftliche Publikationen

Sachgebiete:
Biologie
Chemie
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Medizin

Weitere Informationen finden Sie unter
Weitere Informationen zur EPIC-Studie finden Sie auf den Webseiten des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news362162

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution166

Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen