Dienstag, 30. März 2010

Jeder strebt nach Vorrang, Überlegenheit, genießt d. eigenen Vorteil nur im Hinblick auf d. eigenen überrundeten Konkurrenten.


Aus dem Vorwort von Iring Fetscher zu
Thomas Hobbes - Leviathan  oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates
(9. Auflage. - Frankfurt am Main - Suhrkamp 1999 )


(...)

Die potentielle Bedrohung durch die Mitmenschen (und Bewerber um lebenswichtige Güter) führt zum Streben jedes einzelnen nach Machterweiterung zum Zwecke der Selbstsicherung. Wettkampf war das erste, Furcht vor Übermacht der Mitbewerber wird das zweite und Kampf um Prestige (Anerkennung) der dritte Grund eines immer leidenschaftlicher werdenden Kampfes gegen alle.

In diesem Zusammenhang schilder Hobbes anschaulich die Mentalität der Angehörigen einer dynamischen Konkurrenzgesellschaft.

Jeder strebt nach Vorrang, Überlegenheit, genießt den eigenen Vorteil nur im Hinblick auf den eigenen überrundeten Konkurrenten.

Lebt aber eine Anzahl von Menschen mit dieser Mentalität ohne zwingende staatliche Gewalt zusammen, so ist die notwendige Folge ein >>einsames, armseliges, ekelhaftes, tierisches und kurzes<< leben.

(...)

Was Hobbes also mit seinem Naturzustand vorführt, ist die hypothetische Kombination der hochzivilisierten zeitgenössischen Individuen mit politischer Herrschaftslosigkeit, eine konstruktive Übersteigerung dessen, was im englischen Bürgerkrieg tatsächlich sich ereignet hat.

Die Schilderung des aus dem rekonstruierten Verhalten der Individuen, ihrer Gleichheit und dem Fehlen von Herrschaft resultierenden Zustands eines Krieges aller mit allen dient Hobbes zur Begründung der Notwendigkeit der Staatsgründung.

Sollen die antagonistisch einander gegenüberstehenden Individuen überleben, so muß auf irgendeine Weise unter ihnen der Frieden gewahrt werden.

Mit dem bloßen Postulat moralisierender Kritik am Kriegszustand wird aber nichts erreicht.

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Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

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