Montag, 29. März 2010

--->>> Europa könnte bis 2050 komplett mit Strom aus Erneuerbaren Quellen versorgt werden <<<---

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Uta Pohlmann, 29.03.2010
12:56

Europa könnte bis 2050 komplett mit Strom aus Erneuerbaren Quellen
versorgt werden

Wenn ein leistungsfähiges europäisches Fernübertragungsnetz und ein
vereinter Elektrizitäts-Binnenmarkt geschaffen werden und mit
ähnlichen Netzen und Märkten in Nordafrika verbunden werden, können
bis zur Mitte des Jahrhunderts Erneuerbare Energieträger in großem
Maßstab genutzt werden. Das geht aus einem in der vergangenen Woche
von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers
veröffentlichten Bericht hervor. Eine Gruppe von Energie- und
Klimaexperten des Unternehmens hatte gemeinsam mit Wissenschaftlern
vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem International
Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) und dem European
Climate Forum mögliche Transformationen des europäischen und
nordafrikanischen Stromsektors untersucht. Die Umstellung auf
Erneuerbare könnte Energiesicherheit bieten, die Stromerzeugung
dekarbonisieren und Energiearmut verringern, heißt es in dem Bericht.

Zum ersten Mal wurde mit dem Gutachten eine Roadmap für die Umstellung
des europäischen und nordafrikanischen Strommarktes auf einhundert
Prozent Erneuerbare Energien bis 2050 erstellt. Dazu untersuchten die
Forscher den Markt hinsichtlich der notwendigen finanziellen,
infrastrukturellen und regierungspolitischen Meilensteine für
politische Entscheidungsträger und Unternehmen.

Die Roadmap umfasst die vier wichtigsten Handlungsbereiche Politik,
Märkte, Investitionen und Infrastruktur. Politische Führung wird als
wichtigstes Element erachtet. Sie kann für einen langfristigen
ordnungspolitischen Rahmen sorgen, der Investitionen fördert und den
Aufbau der notwendigen Versorgungskette und Netzinfrastruktur
ermöglicht.

Gus Schellekens von PricewaterhouseCoopers sieht Europa und andere
Weltregionen an einem Scheideweg, an dem sich die Gelegenheit bietet,
großräumig Erneuerbaren Strom zu gewinnen. "Mit Strom aus sauberen und
erschwinglichen Energiequellen hat man in den vergangenen 150 Jahren
zwar geliebäugelt, aber sie nie konsequent nutzbar gemacht. Das könnte
sich jetzt ändern", sagt Schellekens.

Das Gutachten benennt als wichtigste Schritte bis 2050:

* Entwicklung europaweiter Business Cases für Erneuerbaren Strom bis
2015 sowie Netzinfrastrukturprojekte auf europäischer Ebene mit
langfristigen Zielen für Erneuerbare Energien und Klimaschutz
* Aufbau großer Kapazitäten zur Stromübertragung ab 2015, um die
Potenziale von Wind und Sonne effizient zu nutzen
* Abbau von Subventionen für fossile Brennstoffe bis 2020 und
Entwicklung eines strategischen Zeitplans für den Ausstieg aus den
Finanzhilfen für Erneuerbare Energien
* Festlegung von Zielen für Erneuerbare Energien für Nordafrika bis
2020
* Schaffung eines europäischen Binnenmarktes für Strom bis 2020
* Strategische Stilllegung von fossilen Kraftwerken in der EU und in
Nordafrika ab 2030, um ihre Leistung bis 2040 durch Stromerzeugung aus
Erneuerbaren Energien zu ersetzen.

Die Wissenschaftler sehen Bedarf für ein länderübergreifendes
Stromnetz in Europa. Ein so genanntes SuperSmart Grid könnte,
unabhängig davon, wann und wo der Strom erzeugt wird, die komplette
Integration Erneuerbarer Energiequellen ins Stromnetz ermöglichen.
Dadurch wäre sowohl für den in Elektrizitätswerken als auch dezentral
erzeugten Strom ein effizientes Lasten- und Nachfragemanagement
gewährleistet.

Das Gutachten bestätigt, dass alle Voraussetzungen gegeben sind, mit
der Umstellung zu beginnen: Die Technologie ist vorhanden und die
Potenziale Erneuerbarer Energiequellen und ihrer Speicherung sind
bekannt. Auch die Notwendigkeit, die Kapazitäten für den
Stromtransport stark zu erweitern sowie die Rollen dezentraler
Stromerzeugung und der Energieeffizienz sind vollständig erkannt.

Europa und Nordafrika hätten gemeinsame Interessen, heißt es im
Gutachten. Die Entwicklung stabiler Kooperationen für die großräumige
Nutzung Erneuerbarer Energien könne die Abhängigkeit von
Energieimporten verringern und wechselseitige Beziehungen zwischen
Europa und seinen afrikanischen Nachbarn stärken.

"Klimawandel erfordert ambitionierte Visionen und eine enge
Zusammenarbeit auch über Grenzen und Barrieren hinweg, die wir vorher
nicht gesehen haben", sagt Antonella Battaglini vom Potsdam-Institut
für Klimafolgenforschung (PIK). "Wenn wir die Kunst des Machbaren
nicht ausschöpfen, werden wir die wichtigen politischen Entscheidungen
dafür nicht unterstützen können, die eher heute als morgen getroffen
werden müssen", fügt Battaglini hinzu. Die Studie sei ein Meilenstein
der Bemühungen, den gordischen Knoten der Politik zu lösen und
gangbare Lösungswege für eine sichere und kohlenstoffarme
Stromversorgung der EU zu finden.

Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft kann der Bericht als
Leitfaden dienen, das "2050-Szenario" schrittweise zu erreichen. In
einem vollständig auf Erneuerbare umgestellten Europa würden
veränderte Bedingungen für Konsumenten und Unternehmen herrschen.
Neben höherer Preisstabilität erhielten Verbraucher mehr Macht durch
wirksamere Technologien des Nachfragemanagements. In nordafrikanischen
Ländern würde die zuverlässige Bereitstellung von Solarenergie die
Grundlage für eine umfassende soziale und wirtschaftliche Entwicklung
schaffen.

Download des Gutachtens:

Vollversion: http://www.pik-
potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/dateien/100_percent_renewable_electricity.pdf

Executive Summary: http://www.pik-
potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/dateien/1003_renewable-vision-
europe-exec-sum.pdf

Zur Mitteilung von PricewaterhouseCoopers (englisch):
http://www.ukmediacentre.pwc.com/News-Releases/Come-sun-rain-or-high-
wind-Europe-could-create-a-100-renewable-electricity-supply-
by-2050-e5e.aspx

Weitere Statements zum Gutachten (nur in englischer Sprache):

Anthony Patt, International Institute for Applied Systems Analysis:
"The combination of increased demand for electricity and security of
supply is a very powerful driver of major power sector change in
Europe and worldwide. The study and the roadmap have been formulated
to stimulate a debate about energy and climate change policy
possibilities in Europe."

Richard Gledhill, PricewaterhouseCoopers LLP: "Decarbonising the power
sector to meet climate change goals is likely to require big increases
in renewables and nuclear, as well as the deployment of carbon capture
and storage at commercial scale. What the study demonstrates is the
reality of the game changing policy and business decisions we will
have to make, whatever our energy mix. But it also de-bunks some of
the conventional criticisms of large scale renewables. It is a
challenging vision, but it shows how geographic and technological
diversification can help address cost and security of supply concerns.
Integration with North Africa would unlock allow Europe to huge
additional solar capacity. This would require a sustained partnership
and the development of closely linked energy policies going forward,
but it could pay big dividends in terms of regional development,
sustainability and security."

Hinweise an die Redaktionen:

- Der Bereich Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energiequellen ist in
den Mitgliedsstaaten der EU unterschiedlich stark gewachsen. Dänemark
und Deutschland verzeichnen sehr hohe Wachstumsraten von rund 60 bzw.
80 Prozent seit 2000. In Frankreich und Österreich fällt die
Wachstumsrate aufgrund steigender Stromnachfrage und stagnierender
Erzeugungskapazitäten aus Erneuerbaren negativ aus.

- Die europäische Windkraftkapazität ist in den letzten 15 Jahren um
durchschnittlich 25 Prozent pro Jahr gewachsen.

- Die Treibhausgasemissionen des europäischen Stromsektors sind in den
1990er Jahren gesunken, aber danach wieder gestiegen. Sie sind heute
nur etwa fünf Prozent niedriger als 1990.

- Europa importiert heute mehr als die Hälfte der Brennstoffe für den
Strom- und Energiesektor; dieser Anteil könnte bis 2030 auf mehr als
zwei Drittel anwachsen.

- Fast alle europäischen und nordafrikanischen Länder hängen vom
Import fossiler und nuklearer Brennstoffe für die Stromerzeugung ab,
vor allem Erdgas, Kohle und Uran. Nur Polen, Tschechien, Algerien und
Libyen können sich selbst versorgen.

- Abbildung 11 im Gutachten (S. 68) stellt typische
Stromgestehungskosten und die weltweit installierte
Erzeugungskapazität verschiedener Technologien dar. URL: http://www
..pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/dateien/kosten-
kapazitaeten-technologien.png

Kontakt:

PricewaterhouseCoopers LLP
Rowena Mearley, Corporate media relations, PricewaterhouseCoopers LLP
Tel: +44 (0)213 47 27, Mobile: 07952 715739, E-Mail:
rowena.mearley@uk.pwc.com, http://www.pwc.co.uk/

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Uta Pohlmann, Patrick Eickemeier, PIK Pressestelle
Tel. : +49 (0)331 288 25 07, E-Mail : presse@pik-potsdam.de,
http://www.pik-potsdam.de/

International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA)
Leane Regan, Communications Department, The International Institute
for Applied Systems Analysis, Tel: +43 2236 807 316, E-Mail:
regan@iiasa.ac.at, http://www.iiasa.ac.at/

Arten der Pressemitteilung:
Forschungs- / Wissenstransfer
Wissenschaftliche Publikationen

Sachgebiete:
Energie
Umwelt / Ökologie
Verkehr / Transport
Wirtschaft

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/image112611
Ein SuperSmart Grid (SSG) würde Nordafrika, die Mittelmeerregion und Europa miteinander vernetzen und erneuerbaren Strom über große Distanzen übertragen.

http://idw-online.de/pages/de/image112612
Typische Stromgestehungskosten und die weltweit installierte Erzeugungskapazität verschiedener Technologien (S. 68, Abb. 11 des Gutachtens).

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news362226

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution406

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