Mittwoch, 24. Februar 2010

[idw] Rudern nach Tönen ->> Forscherteam der Leibniz Universität Hannover misst Gehirnströme von

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Leibniz Universität Hannover, Dr. Stefanie Beier, 24.02.2010 13:42

Rudern nach Tönen

Forscherteam der Leibniz Universität Hannover misst Gehirnströme von
Leistungssportlern

Prof. Alfred Effenberg und sein Team vom Institut für
Sportwissenschaft der Leibniz Universität sowie Prof. Rainer Wollny
von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg messen in einer
Studie erstmals Gehirnströme von Leistungsruderern mittels
Elektroenzephalografie (EEG). Sie wollen herausfinden, wie sich die
Gehirnaktivierung verändert, wenn den Ruderern ihre Bewegungen
gleichzeitig als komplexe Klangsequenzen vorgespielt werden.

Felix ist schweißgebadet. Der Athlet rudert mit voller Konzentration
auf dem Ergometer. Seinen Kopf bedeckt eine weiße Kappe mit 32
Elektroden. Sechs Minuten muss er noch durchhalten, dann erst ist die
EEG-Messung beendet. Über Kopfhörer hört der Ruderer dabei seine
eigenen Bewegungsmuster in Tönen. Hinter den Bildschirmen im
Motoriklabor des Sportwissenschaftlichen Instituts der Leibniz
Universität sitzen drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die
die Aufzeichnung der Daten überwachen. 32 dünne graue Linien spiegeln
die Aktivierung der Gehirnregionen wieder. Auf einem anderen
Bildschirm bauen sich Linien auf, die die Krafteinwirkung auf Griff
oder Stemmbrett des Ergometers zeigen.

Der Ansatz, Bewegungen quasi in Echtzeit hörbar zu machen und dadurch
neue Trainingsmöglichkeiten zu entwickeln, wird schon seit einiger
Zeit am Institut für Sportwissenschaft verfolgt. Neu ist der Aspekt
der Gehirnuntersuchung. "Wenn wir wissen, wie sich die Aktivierung im
Gehirn trainingsabhängig verändert, können wir unsere Beobachtungen
aus den Verhaltensexperimenten hirnphysiologisch untermauern",
erläutert Professor Effenberg. Durch die Vertonung der Motorik bekommt
der Sportler einen akustischen Hinweis über die Kraft-, Raum- und
Zeitstruktur seiner Bewegungen. "Der Athlet kann daraus Informationen
ableiten, ob er zum Beispiel die Armbeugung bereits etwas früher
innerhalb der Gesamtbewegung akzentuieren sollte, um effizienter zu
werden", sagt Alfred Effenberg.

In der aktuellen Studie rudern die Sportler zunächst einige Minuten
auf dem Ergometer. Dabei wird an verschiedenen Stellen des Geräts die
Kraftwirkung gemessen, zum Beispiel am Griff und am Stemmbrett für die
Füße. Die Daten werden über Tonverläufe abgebildet. Je mehr Kraft
aufgewendet wird, desto höher und lauter die Töne - die Akustiksequenz
ist also für jeden Sportler individuell. Im Anschluss werden den
Athleten während des Ruderns ihre Tonsequenzen vorgespielt. Zum
Schluss hören sie die Akustiksequenzen, dürfen dabei aber nicht
rudern, sondern müssen stillsitzen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass alleine
durch das Hören der Töne die Regionen im Gehirn aktiviert werden, die
normalerweise bei Bewegung aktiv werden - die sogenannte auditiv-
motorische Co-Aktivierung. "Ähnliche Ergebnisse sind bei EEG-Studien
mit Klavierspielern an der Hochschule für Musik und Theater Hannover
beschrieben worden. Wir vermuten, dass sich die Zusammenhänge auf den
Sportbereich übertragen lassen", sagt Professor Effenberg. Die
Erkenntnisse aus der Studie sollen nicht nur im Sport, sondern auch im
Rehabilitationsbereich berücksichtigt werden, zum Beispiel bei der
Rehabilitation sensorisch-motorischer Schädigungen nach
Schlaganfällen.

Der Bundesstützpunkt Rudern in Hannover unterstützt mit dem
Landestrainer Klaus Scheerschmidt die Untersuchung an der Leibniz
Universität und ist an der zukünftigen Nutzung der Ergebnisse im
Training interessiert.

Hinweis an die Redaktion:
Für weitere Informationen steht Ihnen Prof. Alfred Effenberg unter
Telefon +49 511 762 5510 oder per E-Mail unter
alfred.effenberg@sportwiss.uni-hannover.de gern zur Verfügung.

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsprojekte
Kooperationen

Sachgebiete:
Musik / Theater
Psychologie
Sportwissenschaft

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news357000

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution128

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