Donnerstag, 25. Februar 2010

[idw] Entwicklungsländer besitzen den Schlüssel zu einer naturverträglichen Ernährung

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Bundesamt für Naturschutz, Franz August Emde, 25.02.2010 09:46

Entwicklungsländer besitzen den Schlüssel zu einer naturverträglichen
Ernährung

Internationaler Workshop zum Thema "Stärkung der Synergien zwischen
biologischer Vielfalt und Ernährungssicherheit"
Bonn, 25. Februar 2010: Angesichts einer steigenden Weltbevölkerung
besteht dringender Bedarf Nahrungsmittel, vor allem in den
Entwicklungsländern, vor Ort hinreichend bereitzustellen sowie
gleichzeitig nachhaltig zu produzieren und dabei den Erhalt der
biologischen Vielfalt und der Leistungen des Naturhaushaltes
sicherzustellen. Welche Anforderungen sind hierfür an Politik,
Forschung und Umsetzung zu stellen? Wo gibt es gute Beispiele, wie
sich solche Synergien bereits realisieren lassen? Diese Fragen wollen
heute internationale und nationale Fachleute aus den Bereichen
Politik, angewandte Forschung und Zivilgesellschaft auf einem Workshop
zum Thema "Stärkung der Synergien zwischen biologischer Vielfalt und
Ernährungssicherung" diskutieren, zu dem das Bundesamt für Naturschutz
(BfN) und das Institut für Ländliche Strukturforschung (IFLS) nach
Bonn eingeladen haben.
"Der Erhalt der biologischen Vielfalt und die Sicherung der
Welternährung sind keine antagonistischen Themen. Vielmehr ist nur
durch eine nachhaltige, naturverträgliche Landbewirtschaftung
langfristig eine Ernährungssicherung möglich. Daher müssen Akteure auf
allen Ebenen die Synergien zwischen Biodiversitätserhalt und
Ernährungssicherung erkennen und nutzen," sagte die Präsidentin des
Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Beate Jessel.
Zu den größten Herausforderungen für eine ausreichende und
naturverträgliche Ernährungssicherung zählt eine wachsende
Weltbevölkerung bei gleichzeitig steigenden qualitativen
Ernährungsansprüchen. Auswirkungen des Klimawandels wie
Wasserverknappung und eine fortschreitende Landdegradation, haben zur
Folge, dass sich die landwirtschaftlich nutzbare Fläche reduziert. Des
Weiteren wirken sich die Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion
und Biomasseanbau wie auch der weltweite Verlust der biologischen
Vielfalt negativ auf die Ernährungssicherung aus. Häufig führen die
Nutzungskonkurrenzen auf landwirtschaftlichen Flächen zu einer
umweltbelastenden Intensivierung der Landwirtschaft und einer
Ausdehnung der Nutzung auf sensible Standorte. Eine Lösung dieses
Konflikts besteht darin, eine in örtliche Kreisläufe eingebundene,
naturverträgliche Landnutzung zu fördern, mit dem Ziel, auf regionaler
und örtlicher Ebene die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und
gleichzeitig die biologische Vielfalt auch in Agrarökosystemen zu
erhalten. Auf dem Workshop werden good practice Beispiele und
Lösungsansätze vorgestellt, wie derartige Win-Win-Situationen zwischen
biologischer Vielfalt und Ernährungssicherung erreicht werden können.
Aus Sicht des BfN ist die Förderung von Agrobiodiversität, gerade auch
in Entwicklungsländern als ein zentraler Schlüssel für eine
naturverträgliche Ernährungssicherung zu sehen. Die Produktion einer
ausreichenden Menge an Nahrungsmitteln wird sich in Zukunft nur dann
sicherstellen lassen, wenn durch eine Vielfalt der verwendeten Arten,
Sorten und Rassen von Kulturpflanzen und Nutztieren eine hohe
Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umweltbedingungen, wie z.B.
klimatisch bedingte Änderungen, gewährleistet ist. Voraussetzung ist
ein ausreichend großer, landwirtschaftlich nutzbarer Genpool, im
Gegensatz zu der heute stattfindenden Spezialisierung auf einzelne
wenige Sorten.

Nach wissenschaftlichen Schätzungen befinden sich 80 Prozent des
natürlichen Vorkommens an genetischen und biologischen Ressourcen
weltweit in den Entwicklungsländern. Diese bilden die
Existenzgrundlage für die in ländlichen Gebieten lebenden Menschen.
Biodiversität trägt zum Erhalt der Böden und der Versorgung mit
sauberem Trinkwasser bei und liefert Nahrung, Medizin und Energie.
Verschiedene z. T. komplexe Ursachen und Wechselbeziehungen wie durch
Flächenkonkurrenz bedingte Intensivierung sowie fehlender Zugang zu
Märkten, fehlende Infrastruktur und Kapital, schwankende
Welthandelspreise etc. führen allerdings zunehmend zu einem Verlust
dieser wichtigen Leistungen.

Hintergrundinformation:
Die Ergebnisse des Workshops sowie weitere Hintergrundinformationen zu
Projekt und Thema können auf der IfLS Website unter
http://www.ifls.de/content/de_projekt_87.php abgerufen werden.
Kontaktperson im BfN ist Kerstin Lehmann: kerstin.lehmann@bfn.de

Hinweis:
Die UNO hat 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität erklärt.
Damit bietet sich allen Akteuren in Bund, Ländern, Gemeinden,
Wirtschaft sowie NGOs, Wissenschaft und weiteren Interessierten die
Gelegenheit, während einer Phase erhöhter Aufmerksamkeit, miteinander
in einen Dialog über Biodiversität zu treten. Weitere Information
unter www.kalender.biologischevielfalt.de

Arten der Pressemitteilung:
Buntes aus der Wissenschaft
Wissenschaftliche Tagungen

Sachgebiete:
Biologie
Philosophie / Ethik
Tier- / Agrar- / Forstwissenschaften
Umwelt / Ökologie

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news357107

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution502

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