Sonntag, 21. Februar 2010

Europa aus der Perspektive Südafrikas verstehen

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Konstanz, Claudia Voigtmann, 19.02.2010 16:50

Europa aus der Perspektive Südafrikas verstehen

Der innovative Master-Studiengang "Kulturelle Grundlagen Europas" der
Universität Konstanz steht Pate für die Entwicklung der neuen Europa-
Studien in Pretoria, der Hauptstadt von Südafrika. Die Konstanzer
Programmverantwortlichen werden gemeinsam mit den Partnern von der
University of Pretoria den Aufbau eines südafrikanischen
Studienangebots begleiten, das den sensiblen Beziehungen zwischen
Europa und Südafrika neue Perspektiven eröffnet. Gefördert wird dieses
zukunftweisende Projekt vom DAAD.

Als Drehscheibe der internationalen Beziehungen ist Südafrika heute in
vielerlei Hinsicht ein Ort der Begegnung und der Vermittlung. Pretoria
beherbergt mehr diplomatische Vertretungen als Washington. Auch die
Austragung der Fußballweltmeisterschaft zeugt von dem Willen, den
Dialog mit der Welt zu suchen und den langen Schatten des
Kolonialismus ebenso wie die Gespenster der Apartheid und Post-
Apartheid endgültig hinter sich zu lassen.

Die neue Begeisterung für die Zugehörigkeit zur Weltgemeinschaft hat
auch für die Bildungs- und Hochschulpolitik Südafrikas eine
systematische Öffnung zur Folge. Nach dem Ende der Apartheid hatte man
sich zunächst bewusst auf eigene, afrikanische Traditionen
zurückbesonnen. Darunter litten Studiengänge, die sich mit den
Sprachen und Kulturen Europas beschäftigten. In der Konsequenz liefen
Philologien an den Universitäten - darunter auch die Germanistik - oft
nur mehr auf Fremdsprachenunterricht hinaus. An Sekundarschulen
verschwinden europäische Sprachen mehr und mehr aus dem Fächerkanon.

Einen neuen Weg schlägt nun die University of Pretoria, eine der
führenden Campus-Universitäten Südafrikas, ein: Mit einem
kulturwissenschaftlich ausgerichteten "M.A. Europe Studies" wird sie
den ersten Studiengang dieser Art in Südafrika einrichten. Europäische
Fremdsprachenkenntnisse werden vorausgesetzt, sodass sie wieder an
Relevanz gewinnen und europäische Kulturinhalte in Afrika neu zu
definieren helfen. Im Mittelpunkt von "Europe Studies" stehen die
afrikanisch-europäischen Beziehungen und deren historische,
menschenrechtliche und sozialtheoretische Dimension. Der Studiengang
soll die jungen Menschen z.B. für eine vermittelnde Tätigkeit bei den
zahlreichen europäischen Nichtregierungsorganisationen in Afrika
qualifizieren.

Für die Verantwortlichen des Konstanzer Europa-Studiengangs, Ethel
Matala de Mazza, Sven Sappelt und Thomas Weitin, bedeutet diese
Zusammenarbeit eine besondere Anerkennung ihrer Arbeit, stellt sie
doch die konsequente Weiterführung ihres Konzeptes dar: Das Programm
"Kulturelle Grundlagen Europas" setzt nicht, wie andere Europa-
Studiengänge in Deutschland, auf Kooperationen mit Staaten der
erweiterten EU, sondern bindet gezielt außereuropäische Partner ein.
Dahinter steht die Überzeugung, dass sich das Gebilde Europa stets
durch komplexe Wechselbeziehungen mit anderen Weltregionen geformt
hat. Europa war und ist, wie das Beispiel Südafrikas zeigt, nie eine
ausschließlich europäische Angelegenheit. Die Geschichte der
Globalisierung, die Nachwirkungen des Kolonialismus, die gegenwärtige
Migration und nicht zuletzt die Theorie und Praxis interkultureller
Verständigung sind nur einige Aspekte, die hier eine Rolle spielen und
zum Gegenstand des Studiums gehören. Dabei kommt auch die Nähe zum
Forschungsthema des Konstanzer Exzellenzclusters "Kulturelle
Grundlagen von Integration" zum Tragen, in den der Studiengang
eingebunden ist.

Von der Kooperation mit Südafrika profitieren aber nicht allein
südafrikanische Studierende, sondern ebenso junge Konstanzer, die sich
für Südafrika interessieren. Um die Kooperation auszubauen, stellt
ihnen der DAAD Stipendien für den wechselseitigen
Studierendenaustausch zur Verfügung.

Arten der Pressemitteilung:
Kooperationen
Studium und Lehre

Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Gesellschaft
Kulturwissenschaften
Politik
Sprache / Literatur

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.europa-studieren.de - M.A.-Programm "Kulturelle Grundlagen Europas"
http://www.exc16.de/cms/ - Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news356477

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1282

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